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Wenn das Gefühl von Gemeinschaft entsteht

lob; 15. Mar 2018, 16:35 Uhr
Bilder: Laura Oberbüscher --- Die Sieger des Wettbewerbs wurden in der Halle 32 in Gummersbach geehrt.
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Wenn das Gefühl von Gemeinschaft entsteht

lob; 15. Mar 2018, 16:35 Uhr
Oberberg - Die Fachstelle für Suchtvorbeugung des Oberbergischen Kreises und die Diakonie-Fachstelle Sucht prämierten gestern die Gewinner des diesjährigen Kurzgeschichten-Wettbewerbs zum Thema „Lieber gemeinsam als einsam'.
Von Laura Oberbüscher

Einsamkeit im Alter ist ein unbequemes Thema. Im Blick auf den demographischen Wandel der Gesellschaft aber ein mindestens genauso dringliches. Um Bewusstsein für die Problematik, aber auch mögliche Prävention, zu schaffen, veranstalteten die Fachstelle für Suchtvorbeugung des Oberbergischen Kreises und die Diakonie-Fachstelle Sucht auch in diesem Jahr einen kreisweiten Autorenwettbewerb unter dem Leitsatz „Lieber gemeinsam als einsam”. Gestern fand die Prämierung der Sieger in der Halle 32 in Gummersbach statt.    

Insgesamt wurden 50 Kurzgeschichten eingereicht, die schließlich von einer vierköpfigen Jury auf Herz und Nieren geprüft wurden. Der Bewertung der Geschichten lagen drei Kriterien zugrunde: Sie mussten zum einen das Thema „Zusammenhalt der Generationen” und zum anderen das Thema Sucht aufgreifen sowie im Oberbergischen Kreis verortet sein. Literarische Qualität wurde ebenfalls in die Wertung einbezogen.


[Schirmherr Ralf Schmallenbach war begeistert.]

„Die Auswahl der Gewinner war nicht schwierig”, verriet Irmgard Hannoschöck von der Diakonie Fachstelle Sucht, „wir hatten ein eindeutiges Punktesystem als Grundlage der Bewertung. Durch das Aufaddieren haben sich dann schnell die Gewinner rauskristallisiert.” Aufgrund gleicher Punktzahl, wurde der zweite Platz doppelt vergeben. „Da haben wir nicht lange gezögert, oder rumgerechnet”, sagte Hannoschöck weiter, „beide Geschichten haben den zweiten Platz verdient.”

Einer der beiden zweiten Plätze gehört Oliver Fahlenbach, der schon im vergangenen Jahr auf dem Siegertreppchen stand. Protagonistin seiner Geschichte ist Tante Hertha - eine in die Jahre gekommene Dame, die zwar ein Smartphone besitzt, aber aufgrund einer Arthritis-Erkrankung nicht darauf Tippen kann. Deswegen verschickt sie „Noisemails” an den jungen Paul. „Noisemails”, erklärte der Autor Oliver Fahlenbach, „sind nervige Voicemails. Diese viel zu langen Sprachnachrichten bei WhatsApp, die man sich am liebsten gar nicht erst anhören will.” Trotz allem entsteht eine enge Freundschaft zwischen Paul und Tante Hertha.



Die Drittplatzierte Jennifer Otten entschied sich dazu, ihre Hauptfiguren analog, aber dafür umso skurriler aufeinandertreffen zu lassen. Ottens Kurzgeschichte handelt von einem älteren Herrn, der auf dem Hückeswagener Friedhof eine seltsame Dame kennenlernt, die, wie sich herausstellt, dort Gemüse anbaut. „Man kann sagen, dass sich eine kleine Liebesgeschichte entwickelt”, so Otten kurz vor Beginn der Premierenlesung, mehr gibt die Autorin allerdings nicht preis.



[Gewinnerin Laura Frais liest aus ihrer Geschichte vor.]

Strahlende Gewinnerin des Wettbewerbs ist die 17-jährige Laura Frais, die derzeit ihr Abitur macht und parallel dazu eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert. Dazu motiviert, am Wettbewerb teilzunehmen, wurde sie von ihre Deutschlehrerin Daniela Menn.

„Meine Geschichte ist inspiriert von Ereignissen aus meinem Leben, beruht aber nicht auf einer einzelnen wahren Begebenheit”, betonte Frais. Protagonistin der Gewinnergeschichte ist eine junge Frau, die süchtig nach Aufmerksamkeit in Form von Followern und „Gefällt mir”-Angaben in diversen sozialen Netzwerken ist. Als die Oma erkrankt, besucht die junge Frau die Großmutter - mit der Intention, mitleidserregende Posts für Instagram und Facebook zu generieren. Dabei merkt sie allerdings schnell, wie sehr sie ihre Oma vermisst hat und kommt schließlich zu der Erkenntnis, dass reale Beziehungen wichtiger als virtuelle Bekanntheit sind. Eine Geschichte, die in Zeiten von Youtube-Stars und Influencern den richtigen Nerv trifft.


Ralf Schmallenbach, Sozial-, Schul-, Jugend- und Gesundheitsdezernent des Oberbergischen Kreises sowie Schirmherr des Wettbewerbs, sprach am gestrigen Abend seine große Bewunderung für die Teilnehmer aus. „Es ist bemerkenswert, dass in Zeiten von Digitalisierung und Anonymität im Netz so viele junge Menschen bereit sind zu Stift und Papier zu greifen und solch ein sensibles Thema offen anzusprechen”, sagte er und bedankt sich bei allen, die bei der Durchführung, Auswertung und nun auch Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs mitgewirkt haben.


Zu hören sind die Gewinnergeschichten über das gesamte Jahr verteilt auf der Lesereise der Autoren des Wettbewerbs:

13. April: Haus der Familie Wipperfürth
27. April: Bücherwurm Frielingsdorf
8. Juni: Jubilate-Forum Lindlar
28. September: Heimatmuseum Hückeswagen
12. November: Kulturpunkt Wipperfürth
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