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Fit für Feuerwehr und Familie

mg; 10. Aug 2018, 13:45 Uhr
Bilder: Michael Gauger; Lea Roetzel  --- Das 'Teilzeitheldenteam' und Unterstützer im Kölner Mediapark.
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Fit für Feuerwehr und Familie

mg; 10. Aug 2018, 13:45 Uhr
Engelskirchen - Feuerwehrteams aus Oberberg nahmen am Kölner Treppenlauf teil - Zwei Sportler stellen sich im Jahresverlauf weiteren Herausforderungen im Feuerwehrsport - OA sprach mit dem Duo.
Von Michael Gauger


Mehrere Feuerwehr-Teams aus Lindlar, Wipperfürth, Wiehl und Engelskirchen nahmen am vergangenen Wochenende am Treppenlauf in Köln teil. Bei über 30 Grad Celsius Außentemperatur ging es am Sonntag 39 Stockwerke aufwärts. 132 Höhenmeter beziehungsweise 713 Stufen waren zu meistern. Jeweils in kompletter Einsatzbekleidung und mit Pressluftflasche auf dem Rücken machten sich die Zweierteams auf den Weg.

Trotz hochsommerlicher Temperaturen verbesserten Steve Grünwald und Kollege Dorian Wachendorff am vergangenen Sonntag im Kölner Mediapark ihre Vorjahreszeit um über eine Minute. Beide holten einen respektablen 14. Platz in der Altersklasse M65. „Nächstes Jahr muß es unter zehn Minuten klappen“, legte Grünwald später die Messlatte für 2019 fest. Platz 27 in der Klasse M50 holten Schneider und Laufpartner Julian Bauer. Im Mixed-Team mit Raoul Domokos wurde es in der Klasse M 35 für Vivian Beckmann ein vierter Rang.    


[Grünwald (links) und Schneider beim TFA-Wettbewerb in Rheydt.]

Mit zwei Feuerwehrsportlern aus Engelskirchen sprach OA-Fotograf Michael Gauger. Er befragte zum einen den 40-jährigen Brandinspektor Steve Grünwald, der verheiratet und Vater von drei Töchtern ist. Der gelernte Metallbauermeister ist Projektplaner bei der Firma ONI. Zum anderen sprachen wir mit Grünwalds Mitstreiter Fabian Schneider. Der 24-jährige Orthopädie- mechanikermeister ist Unterbrandmeister im Löschzug Engelskirchen und beruflich auf dem Weg zum Betriebswirt. Beide nahmen in den vergangenen Wochen und Monaten an speziellen Feuerwehrwettkämpfen teil.

OA: „Herr Grünwald, Sie sind im Prinzip der Auslöser des Ganzen. Wie kamen Sie auf die Idee und was trieb Sie an? Immerhin war es nicht nur der Treppenlauf in Köln, sondern auch Veranstaltungen bei denen es ein wenig mehr zur Sache ging?“


Steve Grünwald: „In erster Linie ging es um die eigene Fitness und Kondition. Der Treppenlauf in Köln war allerdings das erklärte Ziel für 2018. Bereits im Vorjahr waren wir dort und es sollte diesmal eine deutliche Verbesserung der Zeit dabei herumkommen. Außerdem hatte ich mir bereits sehr früh weitere Ziele gesteckt: Dazu gehörte unter anderem Anfang Juni der härteste Feuerwehrwettkampf der Welt in Mönchengladbach-Rheydt (Toughest Firefighter Alive) und noch ein paar Challenges mehr.“


[Vivian Beckmann ließ sich ebenfalls schnell motovieren.]

OA: „Eine gewisse Vorbereitungszeit dürfte da bestimmt notwendig gewesen sein. Wann ging es denn richtig zur Sache ?“


Fabian Schneider: „Steve sprach mich Anfang des Jahres an und ich war sofort begeistert von seiner Idee. Also legten wir im Januar bereits los. Wir sammelten nebenbei im Internet Informationen zu den geforderten Aufgaben bei den Veranstaltungen und knüpften über die sozialen Medien Kontakte zu anderen Teams. Dies ist uns nicht nur in Deutschland gelungen, sondern sogar Europaweit. Irgendwie sind alle wie eine große Familie. Konkurrenten wurden beim Wettkampf plötzlich zu Helfern und Unterstützern, wie wir staunend feststellten. Parallel versuchten wir auch Unterstützer zu finden, was Ausrüstung und Kleidung anging. Dies gelang vorerst nur zu einem kleinen Teil. Hier nehmen wir gerne weitere Hilfe an.“


OA: „Jetzt sind Sie aber nicht allein auf Tour: Sie konnten auch Kameraden begeistern.“


Grünwald: „Ja richtig. Wir haben unsere Idee im Löschzug bekannt gemacht und hatten schnell einige Mitstreiter, die wir motivieren konnten, mit uns zu trainieren und die uns zu den Veranstaltungen begleitet haben. Trainiert wurde und wird im Team zweimal wöchentlich, wobei wir uns selbst nahezu täglich sportlich betätigen: Laufen, Radfahren, Schwimmen oder im Fitness-Studio.“


[Wöchentliches Training zahlte sich aus.]

OA: „Wie sah das Training seit Jahresbeginn im Einzelnen aus? Beschreiben Sie bitte kurz Ihre Methoden!“


Schneider: „Im Prinzip haben wir uns mit dem Beholfen, was im Gerätehaus zur Verfügung stand. Ein alter Traktorreifen wurde mit dem Vorschlaghammer bearbeitet, was der Technik an der sogenannten „Keiser Force Maschine“ gleicht. Mit alten Feuerwehrschläuchen wurde Krafttraining gemacht, das Kuppeln und Ziehen über etliche Meter trainiert, an vorhandenen Treppenhäusern im Gemeindegebiet wurde mit schweren Kanistern gelaufen und oben ein Schlauchpaket hochgezogen oder ein 80-Kilogramm-Dummy nach einem Slalomparcours rückwärts geschleppt. Und zum richtigen Treppenlaufen ging es mehrfach zur Leppedeponie: Jeweils 388 Stufen in mehreren Durchgängen, was bei über 30 Grad in den vergangenen Wochen recht schweißtreibend war. Hier trafen wir desöfteren auf die anderen Teams aus dem Bergischen. 'Lindlar läuft' und der 'Kölner Altstadtlauf' gehörten zwischendurch zum Lauftraining.“


Grünwald: „Vor allem beim 'Fire Fit-Wettbewerb' im niedersächsischen Höver mit 146 Einzelstartern ging es uns um die Teamleistung. Hier mussten einzelne Teammitglieder die Stationen absolvieren. Unser ausgewiesenes Ziel war es, die unterschiedlichen Stationen so gut es ging zu bewältigen. Jeder gab sein Bestes und machte soviel und so schnell er konnte. Hier wäre vorallem noch Vivian Beckmann zu erwähnen, die sich spontan für eine Einzelteilnahme angemeldet hatte und den harten Wettkampf durchgezogen hat. Dabei ließ sie so manchen männlichen Konkurrenten alt aussehen. Nicht zu vergessen sind selbstverständlich auch unsere Lebenspartner, die uns in vielerlei Hinsicht unterstützen.“


[Nicht nur Kraft, auch die richtige Technik bringt wichtige Sekunden.]

OA: Sie haben sich selbst den prägenden Teamnamen #teamteilzeithelden gegeben. Wie ist das Feedback, zum Beispiel bei Facebook oder Instagram? Sie bedienen beide Plattformen sehr intensiv.


Schneider: „Der Kontakt zu anderen Gruppen oder Sportlern fällt gerade hier sehr leicht. Man tauscht sich aus oder besucht sich sogar gegenseitig, etwa um gemeinsam zu trainieren. Man ist eher Mitstreiter als Konkurrent. Der sportliche Gedanke steht an erster Stelle. Wir stehen noch ziemlich am Anfang und arbeiten uns gezielt voran.“


Grünwald: „Tatsache ist, wir sind recht blauäugig an die Geschichte rangegangen und so um Einiges schlauer geworden. Zudem haben wir einen guten Einblick bekommen und verfeinern unsere Methoden stetig weiter. Unser energisches Ziel ist es, weiterzumachen und durchzuhalten, unsere Zeiten sind soweit in Ordnung. Es ist halt kein Dienstsport, sondern Freizeitfitness. Wir freuen uns, dass die Engelskirchener Wehrführung unsere Aktivitäten positiv anerkennt und auch unterstützt. Schließlich wirkt sich unser munteres Treiben im Endeffekt auch auf den aktiven Einsatzdienst aus.


[Bild: privat --- Auch zehn Mitglieder der Löschgruppe Dohrgaul aus Wipperfürth nahmen am Kölner Treppenlauf teil.]

OA: „Man merkt, Motivation ist bei Ihnen reichlich vorhanden. Wie sieht die Planung für die nächste Zeit aus?“


Grünwald: „Anfang September steht in Reichshof noch ein Wettbewerb auf unserer Agenda, bevor es am 16. September zum Treppenlauf in den Thyssen-Krupp-Tower nach Baden-Württemberg geht. 232 Höhenmeter und 1.390 Stufen gilt es dann zu erklimmen. Wir freuen uns darauf!“
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