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Oberberg bleibt CDU-Festung

db; 15. May 2017, 00:20 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Strahlender Sieger: Peter Biesenbach.
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Oberberg bleibt CDU-Festung

db; 15. May 2017, 00:20 Uhr
Gummersbach – Im Kreishaus ließ sich CDU-Kandidat Peter Biesenbach feiern – Bodo Löttgen holt den Kreissüden zurück – SPD-Politiker enttäuscht über schwaches Wahlergebnis (AKTUALISIERT, mit Video).
Von Daniel Beer

Mit lauten „Peter, Peter, Peter“-Rufen und Trillerpfeifen wurde Peter Biesenbach von den orange gekleideten Anhängern der CDU im Kreishaus empfangen. Der 69-Jährige gewann zum fünften Mal das Direktmandat im Norden des Oberbergischen Kreises und holte rund 48 Prozent der Stimmen. Sein Parteikollege Bodo Löttgen, der die Wahl als Generalsekretär NRW-CDU in Düsseldorf verfolgte, konnte nach der Niederlage gegen Roland Adelmann (SPD) vor fünf Jahren diesmal wieder das Direktmandat für den Kreis-Süden erringen. Löttgen holte rund 45 Prozent der Stimmen. „Das Ergebnis zeigt auch, dass die Menschen registriert haben, was Bodo Löttgen und ich für diesen Kreis getan haben“, sagte ein sichtlich erfreuter Biesenbach. „Das ist Anerkennung und zugleich Verpflichtung, denn jetzt haben wir zu liefern, was wir versprochen haben.“




[SPD-Kandidat Aswin Parkunantharan  auf dem Weg ins Kreishaus.]

Das positive Ergebnis der CDU auf Landesebene spiegelt sich auch im Oberbergischen wider. Die Christdemokraten holten im Kreis bei den Zweitstimmen rund 39 Prozent gegenüber den rund 32 Prozent von vor fünf Jahren. Die SPD, die 2012 mit rund 35 Prozent noch Wahlsieger war, musste deutlich einbüßen und fiel auf rund 28 Prozent. Entsprechend schlecht war die Stimmung bei den Sozialdemokraten im Kreishaus. Die Bundestags-abgeordnete Michaela Engelmeier fand klare Worte: „Wir haben mit diesem Ergebnis so nicht gerechnet. Das war schon eine krachende Niederlage, die wir heute erlitten haben, aber so funktioniert Demokratie.“ Engelmeier hatte auf den Amtsbonus von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gehofft, die eine gute Arbeit geleistet habe. Bereits morgen wird Engelmeier nach Berlin fliegen und als Mitglied des Parteivorstands die Wahlniederlage analysieren.


[Jubel bei den CDUlern beim Ergebnis der 18-Uhr-Prognose.] 

Landtagskandidat Aswin Parkunantharan konnte mit rund 30 Prozent der Erststimmen im Süden nicht in die Fußstapfen von Roland Adelmann treten. „Gegen den Landestrend kann man nicht ankämpfen“, kommentierte er sein Ergebnis. „Für die SPD auf Kreis- und Landesebene ist das kein guter Tag.“ Seine Parteikollegin Regina Billstein, die ebenfalls auf rund 30 Prozent der Erststimmen kam, war sehr enttäuscht über das schwache Ergebnis der SPD: „So viele Punkte gegenüber den Umfragen verloren zu haben, das tut schon richtig weh.“

Neben den eigenen Ergebnissen waren mögliche Koalitionen das Thema im Kreishaus. Biesenbach sagte: „Mir wäre Schwarz-Gelb am liebsten. Wir haben in der Opposition gut zusammengearbeitet, nicht immer die gleiche Meinung gehabt, aber es war doch eine gute Zusammenarbeit. In einer Großen Koalition wäre es schwierig, denn die Menschen wollen die SPD nicht mehr in der Verantwortung.“ Regina Billstein erklärte: „Ich würde meiner Partei raten, nicht mit der CDU zu koalieren, sondern in die Opposition zu gehen.“ Über Koalitionen wollte hingegen Michaela Engelmeier nicht spekulieren. „Wir müssen uns jetzt auf uns selbst konzentrieren und für die Bundestagswahl noch ein Schüppchen drauflegen.“


[Gebannte Blicke auf die Wahlergebnisse im Oberbergischen.]

Stichwort Bundestagswahl: Während bei der SPD mehrfach ausgerechnet der Merkel-Satz zitiert wurde, nach denen Landtagswahlen keine Bundestagswahlen seien, wurde bei der CDU auf die Euphoriebremse getreten. „Es ist ein toller Tag für die Union, aber auch für NRW. Wir dürfen jetzt aber nicht überheblich werden“, sagte der scheidende Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Flosbach. „Wir müssen den Wähler überzeugen, dass die CDU der Stabilitätsfaktor in Deutschland ist.“ Ähnlich äußerte sich der CDU-Bundestagskandidat und Kreisvorsitzende Carsten Brodesser. „Wir sind optimistisch, aber die Bundestagswahl ist noch lange nicht gewonnen.“

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[Video und Schnitt: Michael Kleinjung: Oberbergs Politiker äußern sich zur Wahl.]

Um Direktmandate ging es realistisch betrachtet bei den anderen Parteien nicht, die Ergebnisse wurden aber genau wie bei CDU und SPD sehr unterschiedlich aufgefasst. Ingeborg Mohr-Simeonidis und Georg Hewald von den Linken waren zunächst noch zuversichtlich, dass die Partei den Einzug in den Landtag schafft. Politisch erwartet Hewald so oder so aber wenig Fortschritte in den kommenden Jahren. „Wir haben jetzt im Grunde drei Liberale Parteien mit unterschiedlichen Farben im Landtag. Das bringt dem Wähler nichts.“

Sehr zufrieden mit dem starken Ergebnis war man bei der FDP. Annette Pizzato: „Ich freue mich, wir haben einen tollen Wahlkampf mit Christian Lindner gemacht und es hat sich gelohnt.“ So sah es auch die Ehrenvorsitzende Ina Albowitz-Freytag: „Wir nehmen viel Schwung mit aus dieser Wahl. Dieses Ergebnis ist auch Motivation für unsere Ortsverbände.“ Die Abwahl der rot-grünen Landesregierung kommentierte Uwe Söhnchen von den Grünen so: „Sehr schade, wir hätten gerne weitergemacht. Jetzt bin ich auf die nächsten Jahre gespannt.“


[Unterschiedliche Gemütslagen: Ina Albowitz-Freytag (links) freut sich über das FDP-Ergebnis, Michaela Engelmeier sorgt sich um ihre SPD.] 

Durchweg positiv wurde von allen Befragten die positive Entwicklung der Wahlbeteiligung bewertet. Diese stieg von rund 60 Prozent im Jahr 2012 auf rund 64 Prozent. Landrat Jochen Hagt als Kreiswahlleiter sagte: „Das ist gut für die Demokratie."

Alle Ergebnisse gibt es hier.
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