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„Personalinsolvenz“ bei Waldbröler Feuerwehr

nh; 25. Jun 2015, 13:20 Uhr
Oberberg Aktuell
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„Personalinsolvenz“ bei Waldbröler Feuerwehr

nh; 25. Jun 2015, 13:20 Uhr
Waldbröl - „Wir sind kaputt“, erklärte Waldbröls Feuerwehrchef Veit Mach gestern Abend dem Stadtrat - Die Belastung der Waldbröler Kameraden sei überdurchschnittlich, aber es fehle Respekt - Mach beklagte persönliche Angriffe.
Von Nils Hühn

Etwas skurril wirkte der gestrige Auftritt von Waldbröls Feuerwehrchef Veit Mach. Von Beginn an saß der 1. Feuerwehrmann der Stadt einträchtig neben der Verwaltungsspitze, um dann bei Tagesordnungspunkt 4 über die Zukunft und Ausrichtung der Freiwilligen Feuerwehr Waldbröl zu berichten. Bei seinem Vortrag klappte den Zuhörern immer wieder die Kinnlade herunter, denn was Mach berichtete, stimmte bedenklich.

So sei die Löschwasserversorgung in der Vergangenheit „stiefmütterlich“ behandelt worden und es gebe „große Defizite“. Auch der Brandschutzbedarfsplan müsse komplett überarbeitet werden. Noch schlimmer sieht es nur beim Personal aus. Für einen reibungslosen Ablauf benötige die Waldbröler Wehr 190 Feuerwehrleute. Doch nur 100 Männer und Frauen betätigen sich momentan als Freiwillige. „Wir sind kaputt“, sagte Mach und erklärte: „Ich habe Personalinsolvenz angemeldet.“ Ein Kamerad muss derzeit 188 Waldbröler Bürger schützen. Dieser Wert ist der schlechteste im gesamten Kreis und um fast das 2,5-Fache schlechter als in der Nachbarkommune Morsbach.

„Die Kameraden leisten das Doppelte und gehen an ihre Grenzen“, so Mach. Dennoch sei die Moral und Stimmung in der Truppe sehr gut. Allerdings benötige die Stadt dringend mehr Feuerwehrleute. „Wir können immer noch retten und löschen“, macht sich der Wehrführer keine Sorgen um die Sicherheit der Waldbröler Bürger, aber es wird dringend Personal benötigt. Das soll aus der eigenen Jugend kommen, aber auch von außerhalb. So gibt es Überlegungen, dass Feuerwehrleute aus den umliegenden Kommunen, die aber in Waldbröl arbeiten, auch in Waldbröl helfen können. Zudem soll die interkommunale Zusammenarbeit ausgebaut werden.

Veit Mach vermisste aber auch Respekt gegenüber der Feuerwehr. In den vergangenen Wochen wäre er mehrmals angegriffen worden. Seine persönliche Abrechnung war im Rahmen der Ratssitzung ein wenig befremdlich und man merkte einigen Ratsmitgliedern an, dass ihnen diese Art der Mitteilung unangenehm war. Mach berichtete beispielsweise, dass ihn der Kreisbauamtsleiter Jürgen Bachmann in der neuen Volksbank-Filiale des Platzes verwiesen hätte, als er die Brandmeldeanlage testen wollte. „Ein Unding und diskriminierend“, so Mach.

Auch bei der Bearbeitung des Bauantrags des neuen Feuerwehrhauses sei von anderen geschlampt worden. So hätte der Antrag acht Wochen herumgelegen, weshalb sich der Umbau um fast zwei Monate verzögert hätte. „Die Krönung war allerdings der Angriff gegen meine Firma und meine Frau“, so Mach. Seinen Ausführungen nach hätte FDP-Ratsmitglied Herbert Greb ihn in einer E-Mail angegriffen und diffamiert. „Ich finde es beschämend“, sagte Mach, der sich nun anwaltlich vertreten lassen will. Bürgermeister Peter Koester meinte, dass es nicht sein könne, dass die Wehrführung „diskreditiert“ würde und meinte, dass das „zu weit“ ginge.

Nach der Abrechnung Machs forderte Bernd Kronenberg (SPD), dass die Diskussion an dieser Stelle beendet werden solle und zu einem anderen Zeitpunkt „auf sachlicher Ebene“ fortgeführt werde. Der angesprochene Greb erklärte, dass er zu keiner Zeit die Familie von Veit Mach angegriffen habe, aber mehrere Gesprächsversuche gescheitert seien. Koester merkte nun an, dass es „kein Zwiegespräch“ geben solle und die Diskussion „ins Private“ abrutsche, was nicht in die öffentliche Sitzung des Rates passe. Für den ersten Teil seines Vortrags erntete der Feuerwehrchef derweil Zustimmung von Eberhard Weber (CDU) und Roger Helzer (UWG), der Mach dafür lobte, dass er „Kante“ zeigen würde.
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