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Mammutbaum: „Blutjung und kerngesund“

bv; 4. Feb 2015, 13:51 Uhr
Bilder: Archiv/Bernd Vorländer --- Einer der beiden Hülsenbuscher Mammutbäume fiel Anfang 2014 der Axt zum Opfer.
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Mammutbaum: „Blutjung und kerngesund“

bv; 4. Feb 2015, 13:51 Uhr
Gummersbach – Gutachter stellt Baumriesen Unbedenklichkeitszeugnis aus – Hülsenbuscher Bürger fordern Klarheit – Kreis-Umweltausschuss berät am 26. Februar.
Von Bernd Vorländer

Die Interessenten der Veranstaltung waren überschaubar, die Wichtigkeit des Themas für die Bürger von Hülsenbusch jedoch groß. Schließlich ging es am Dienstagabend um den einzigen noch verbliebenen Mammutbaum in dem Gummersbacher Dorf, nachdem ein weiterer vor einem Jahr gefällt worden war. In der Aktionsgemeinschaft Mammutbaum haben sich seitdem zahlreiche Interessierte zusammengetan, die den Baumriesen vor der Axt schützen wollen. Neben Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein informierten sich auch Oberbergs SPD-Kreischef Thorsten Konzelmann sowie Stadtverordnete und Kreistagsmitglieder über die derzeitige Lage. Der Umweltausschuss des Kreises soll in seiner nächsten Sitzung befassen ein Votum  fällen.


[Gutachter Hans-Joachim Schulz sieht sehr viel Un- und Halbwissen bei der Bewertung des Baumes.]

Erneut machte der Waldbröler Gutachter Hans-Joachim Schulz deutlich, dass die bereits 2013 abgegebene Expertise einer Fachfirma seiner Meinung nach völlig daneben gelegen habe. Diese hatte die beiden Hülsenbuscher Mammutbäume für krank und nicht erhaltenswert befunden. „Das war kein Gutachten, sondern ein Schlechtachten und komplett falsch“, äußerte sich Schulz und bekundete, für diese Behauptung auch rechtlich geradezustehen. Es sei ihm zum einen unbegreiflich, wie man im Zusammenhang mit den Hülsenbuscher Baumriesen zu solchen Fehleinschätzungen kommen könne, zum anderen frage er sich, warum die Auftraggeber - der Verein Mammutbaum e.V., der Gummersbacher Bürgerverein und die Partei Bündnis90/Grüne – nicht rechtlich Schritte einleiten würden und den Verfasser der Expertise in Regress nähmen.  


„Der gefällte Baum war blutjung und kerngesund“, machte Schulz seinen Standpunkt deutlich. Es sei ihm im Übrigen unverständlich, wie die Experten des Oberbergischen Kreises dem noch verbliebenen Baum eine negative Prognose bescheinigen könnten. Hintergrund ist die von der Stadt Gummersbach im vergangenen Jahr beantragte Unterschutzstellung als Naturdenkmal. Hierfür sind nach einem bestimmten Schlüssel mindestens 50 Punkte notwendig. Während der Kreis lediglich auf 42 Punkte kommt und einen Schutz somit ausschließt, sieht Schulz den Baum bei 51 bis 60 Punkten. „Ich würde mich gerne einmal mit denjenigen unterhalten, die diese Bewertung beim Kreis vorgenommen haben und nachfragen, welche Kriterien sie als Grundlage genommen haben“, so Schulz. Da es in Deutschland lediglich noch 100 Mammutbäume gebe, müsse eigentlich alles unternommen werden, um diese Zeitzeugen der Vergangenheit zu pflegen.


[Hülsenbuscher Bürger und Politiker informierten sich über den neuesten Sachstand.]

Mehrere hundert bis zu 2.500 Jahre alt können die Baumriesen werden. Und wenn es die eine oder andere Beeinträchtigung der Baumgesundheit gebe, könne man einiges zur Gesundung unternehmen. „Kein Mensch wird doch wegen einer Erkältung erschossen“, reagierte Schulz, der sich selbst als „Mann mit einer Mammutbaum-Macke“ bezeichnet und sich unentgeltlich einsetzt, mit Sarkasmus auf die Fällung des ersten Mammutbaumes.

Die Hülsenbuscher Mammutbaum-Aktivisten wollen jedenfalls bald Klarheit. „Der Worte sind genug gewechselt, wir wollen jetzt Taten sehen“, brachte es Ulrich Eckhard von der Aktionsgemeinschaft auf den Punkt. Am 26. Februar wird sich der Kreis-Umweltausschuss in seiner Sitzung mit dem Thema befassen. Weitere Informationen unter www.mammutbaum-huelsenbusch.de.
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