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Ausfälle, Verspätungen: NVR nimmt Bahn in die Pflicht

Red; 16. Jan 2015, 15:37 Uhr
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Ausfälle, Verspätungen: NVR nimmt Bahn in die Pflicht

Red; 16. Jan 2015, 15:37 Uhr
Oberberg – Die Kundenbeschwerden über das Kölner Dieselnetz, zu dem auch die RB 25 gehört, häufen sich – Heute bat der NVR die Bahn zum Gespräch, forderte einen stabilen Streckenbetrieb und behielt sich vertragsrechtliche Konsequenzen vor.
Seit Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2014 erreicht den Nahverkehr Rheinland (NVR) nach eigenen Angaben eine Vielzahl von Kundenbeschwerden über die mangelhafte Qualität der Schienenleistungen auf den Strecken des Kölner Dieselnetzes. Zu den Linien, bei denen sich die Kundenbeschwerden über Unpünktlichkeit, Zugausfälle und Minderkapazitäten häufen, gehört auch die RB 25. Im Zentrum der Kritik stehen die neuen Dieselnetz-Fahrzeuge Coradia LINT des Herstellers Alstom Transport. So verkehrten viele Züge nur als Einfach- und nicht als Doppeleinheit, andere Fahrten fielen ganz aus. Nach Intervention des NVR begründete der Betreiber DB Regio NRW die unbefriedigende Situation mit hohen unvorhergesehenen Schadständen bei den Neufahrzeugen in Kombination mit externen Faktoren.

„Wir sehen die DB Regio in der Pflicht, in Zusammenarbeit mit dem Fahrzeughersteller die Kinderkrankheiten der vareo-Flotte schnellstmöglich zu beheben und wieder einen stabilen Betrieb auf den Strecken zu gewährleisten. Wenn dies mit den Neufahrzeugen nicht möglich ist, muss ein griffiges Ersatzkonzept erarbeitet werden. Es kann nicht sein, dass unsere Kunden in den Zügen schon seit Wochen unhaltbare Zustände erleben“, kritisierte nun NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek. Der NVR hat nach eigenen Angaben zum wiederholten Male bei der DB Regio NRW auf den Einsatz der vertraglich festgelegten Kapazitäten gepocht und Dirk Helfert, Leiter Verkehrsbetrieb Rheinland der DB Regio NRW, zur Sitzung der NVR-Verbandsversammlung am heutigen Freitag geladen.

Laut DB Regio NRW treten in der vareo-Flotte derzeit eine Reihe von Hindernissen auf, welche den Instandhaltungsaufwand erheblich erhöhen. Dazu gehören äußere Einflüsse wie Unfälle mit Bäumen und Wild sowie das zunehmende Auftreten von Undichtigkeiten im Kühlkreislauf. Des Weiteren seien seitens des Fahrzeugherstellers technische Änderungen erforderlich. Die betreffenden Fahrzeuge stünden in diesem Zeitraum leider nicht für den Fahrgastbetrieb zur Verfügung. „Gemeinsam mit dem Fahrzeughersteller Alstom suchen wir Lösungen, um die betriebliche Situation im Kölner Dieselnetz so schnell wie möglich zu stabilisieren. Dazu zählt insbesondere eine zügige Abarbeitung offener Gewährleistungsfälle“, so Helfert. „Hier ist Alstom in der Pflicht.“


Auch Probleme mit den ausfahrbaren Trittstufen sowie längere Türschließzeiten beeinträchtigen den anspruchsvollen Fahrplan, der seit Mitte Dezember im Kölner Dieselnetz gilt. Helfert: „Im Vergleich zum „alten“ Dieselnetz ist die Verkehrsleistung mit Umsetzung des vareo-Konzepts um rund 10 Prozent gestiegen. Jede Abweichung vom Soll-Betrieb wirkt sich unmittelbar auf die Qualität aus.“

Fest steht: Wenn die vertraglich festgelegten Leistungen von der DB nicht eingehalten werden, muss das Unternehmen an den NVR Strafgelder – so genannte Pönale – zahlen. „Dies ist allerdings für den Fahrgast, der zur Arbeit oder nach Hause will, kein wirklicher Trost. Daher werden wir auch weiterhin bei der DB Regio die Einhaltung der vertraglich festgelegten Kapazitäten sowie eine zügige Besserung der Situation anmahnen. Weitere vertragsrechtliche Konsequenzen werden mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen“, so Reinkober.

Eine gute Nachricht – wenn auch nur auf mittelfristige Sicht – haben die NVR-Geschäftsführer Sedlaczek und Reinkober für die Kunden RB 25 parat: Die NVR-Verbandsversammlung hat beschlossen, neun zusätzliche vareo-Mittelteile zu finanzieren. Damit können zweiteilige LINT 54 zu dreiteiligen LINT 81 mit einer Kapazitätserhöhung von 180 auf 300 Sitzplätze ergänzt werden. Nach erster Einschätzung würden die umgebauten Fahrzeuge im Jahr 2017 zum Einsatz kommen. Die Finanzierung dieser Kapazitätserweiterungen erfolgt im Wesentlichen aus den im Jahr 2014 angefallenen Strafzahlungen der DB Regio an den NVR - wegen Nichterbringung der vertraglich zugesicherten Leistungen im Kölner Dieselnetz.
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