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Windkraft: Verhärtete Fronten trotz vieler Schnittmengen

nh; 20. Nov 2013, 16:50 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Die Nümbrechter Grünen richteten gestern eine Podiumsdiskussion zum Thema Windkraft im Park-Hotel aus.
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Windkraft: Verhärtete Fronten trotz vieler Schnittmengen

nh; 20. Nov 2013, 16:50 Uhr
Nümbrecht - Der große Bürgeransturm auf die Podiumsdiskussion im Park-Hotel blieb aus, aber die vier Redner sowie Bürgermeister Hilko Redenius lieferten sich hitzige Wortgefechte - Eine optimale Lösung wird es nicht geben.
Von Nils Hühn

Es ist ein Thema, dass nicht nur Bürger aus Nümbrecht interessiert, sondern auch Menschen aus den umliegenden Gemeinden. So fanden sich bei der gestrigen Podiumsdiskussion zum Thema „Windkraft in Nümbrecht, ja oder nein?“ Zuschauer aus dem gesamten Kreissüden ein. Die Nümbrechter Grünen hatten als Veranstalter für die Pro-Seite Wibke Brems, energiepolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, und Rainer Zinkel von der lokalen Bürgerinitiative für den Atomausstieg und die Energiewende gewinnen können. Den Kontrapart vertraten Volker Birkholz von der Bürgerinitiative „Gegenwind Oberstaffelbach“ sowie Dr. Hans-Joachim Schulz von der Bürgerinitiative „Gegenwind Breitewiese“.


Obwohl seit Monaten kontrovers über die Vor- und Nachteile von Windkraftanlagen im Gemeindegebiet diskutiert wird, blieben gestern zahlreiche Plätze im Zuschauerraum leer. Dennoch freute sich Grünen-Fraktionsvorsitzender Rainer Gottschlich, die Anwesenden zu begrüßen und übergab das Wort an Moderator Josef Brandi aus Büschhof. Nach einer kurzen Vorstellung ging es endlich in die Vollen. Birkholz erklärte, dass die beiden Initiativen nicht gegen Windkraft seien, aber gewisse Dinge berücksichtigt werden müssen. So fordern sie einen angemessenen Natur-, Arten- und Menschenschutz, einen Mindestabstand, der die zehnfache Nabenhöhe beträgt, genaue Berücksichtigung des Infraschalls und eine konkrete Windhäufigkeitsanalyse, damit nur dort Windräder aufgestellt würden, wo es sich auch lohne.

Sein Mitstreiter von der Bürgerinitiative Breitewiese betonte, wie wichtig der Natur- und Artenschutz sei. Als er allerdings Argumente brachte, dass die Grundstücks- und Gebäudewerte in den Keller rutschen würden, wenn in deren Nähe eine Windkraftanlage errichtet würde, schallten ihm zahlreiche Zwischenrufe entgegen. Dies sei sein „eigentliches Interesse“, lautete der Tenor aus dem Publikum, was Schulz aber verneinte. Konkrete Vorschläge, wie Strom aus erneuerbaren Energien, statt durch die drei geplanten Drei-Megawatt-Windräder, gewonnen werden solle, konnten sie nicht geben.


[Als Moderator führte Josef Brandi (Mitte) durch die Diskussion. Die Diskussionteilnehmer waren: Dr. Hans-Joachim Schulz, Volker Birkholz, Wibke Brems und Rainer Zinkel (v.l.n.r.).]

Für Rainer Zinkel sind die Windräder alternativlos, da man weg von der Atomkraft kommen müsse und ebenso vom Kohleabbau. Zinkel meinte etwas überspitzt, dass die Windkraft sogar „Gesundheitsschutz“ sei, da die Belastungen durch die Windräder in keinem Verhältnis zu den anderen Methoden der Energieerzeugung stehen würden. Er könne zwar die Bedenken der Anwohner verstehen, aber diese Kröte müsse geschluckt werden. In diesem Zuge erinnerte er an die Menschen, die für die diversen Braunkohle-Tagebaugebiete ihre Heimat verloren hätten.

Wibke Brems fungierte bei der Diskussion beinahe in einer Doppelfunktion: Zum einen war sie als Energie-Expertin gefragt und zum anderen als Grünen-Politikern. Sie verteidigte die jüngsten Pläne von NRW-Umweltminister Johannes Remmel, in Wäldern, in den Forstwirtschaft betrieben wird, Windanlagen aufzubauen. Dies stünde nicht im Widerspruch mit den Prinzipien der Grünen. Sie versuchte zudem deutlich zu machen, dass man vor Ort die Chance nutzen sollte, um einzugreifen. Viele Bürger würden meinen, dass man als kleine Gemeinde kein Mitspracherecht habe. Aber dem widersprach sie vehement: „Sie entscheiden mit, wo die Windkraftanlagen stehen werden.“

Die beiden Vertreter der Gegenwind-Initiativen sprachen viel über Bürgermeister Hilko Redenius, der sich nach den Wortbeiträgen aus dem Publikum ebenfalls zu Wort melden durfte. Dabei stellte er klar, dass die Diskussion über die Windkraftanlagen immer öffentlich geführt wurde. Auf dem Weg zur „Null-Emissionen-Gemeinde“ seien die Windräder ein wichtiger, aber nicht der Hauptbestandteil. Zu der Forderung der Bürgerinitiativen, dass die nächsten Wohnorte mindestens zwei Kilometer weit entfernt seinen müssten, machte Redenius deutlich: „Schon bei einem Kilometer Abstand können wir in Nümbrecht nicht ein Windrad aufstellen.“ Des Weiteren versuchte er zu verdeutlichen, dass bei der jetzigen Planung, mit den Gemeindewerken Nümbrecht als Betreiber der Windkraftanlagen, die Gemeinde und ihre Bürger mitreden können. Windkraftanlagen würden sowieso gebaut, aber nun könne noch überlegt werden, wo sie am sinnvollsten und am wenigsten belastend sind.

Rainer Gottschlich hatte anfangs angekündigt, dass die Diskussion weitere Entscheidungshilfen liefern würde. Aber bei vielen Vertretern auf und vor der Bühne sind die Meinungen ziemlich festgefahren und die Fronten verhärtet. Es kommt nun auf die Verwaltung der Gemeinde Nümbrecht an, alle Bürger an der weiteren Planung der Windkraftanlagen zu beteiligen, und die Diskussion öffentlich zu führen. Nur so kann der größte gemeinsame Nenner ermittelt werden. Eine Lösung, die alle Beteiligten zufriedenstellen wird, wird es nicht geben. Das wurde gestern Abend mehr als deutlich.
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