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Ekel Alfred: Der Wutbürger der 1970er

uh; 10. Jan 2019, 16:00 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Ekel Alfred: Der Wutbürger der 1970er

uh; 10. Jan 2019, 16:00 Uhr
Gummersbach - In der Halle 32 präsentierte das Kleine Theater Bad Godesberg zwei Episoden der legendären TV-Serie „Ein Herz und eine Seele“.
Von Ursula Hütt

Er gilt als Wutbürger der 1970er Jahre. Mit der Serie „Ein Herz und eine Seele“ von Wolfgang Menge, ging Alfred Tetzlaff und seine Familie in die deutsche Fernsehgeschichte ein. Das Kleine Theater Bad Godesberg zeigte am Donnerstag in der Halle 32 zwei Episoden der Kultserie. Den grandiosen Erfolg der Fernsehserie, die im Januar 1973 erstmals im WDR gesendet wurde, hatte damals niemand geahnt. In 25 Episoden zeigte Alfred Tetzlaff, dargestellt von Heinz Schubert, als Lästermaul der Nation, was er von der Politik hält. Auch die Nachbarschaft und natürlich seine Familie mussten ihn ertragen.

Die Gäste in der gut besuchten Halle 32 sahen zunächst das Stück „Das Hähnchen“, in dem Alfred nach seiner schweren Tagesarbeit nach Hause kommt und feststellen muss, dass der Tisch nicht gedeckt und der Kühlschrank leer ist. Außerdem ist der Ofen aus und niemand da, an dem er seine Wut auslassen kann. Das empfindet er als den Gipfel der Unverschämtheit. Nach und nach treffen die restlichen Familienmitglieder ein, seine Frau Else, die manchmal „blöde Kuh“ genannt wird, seine Tochter Rita, die „blöde Gans“ und natürlich Schwiegersohn Michael, der „Anarchist“. Weil das Essen angebrannt ist, werden Pizza und ein Brathähnchen aus der Pizzeria geholt, allerdings nicht für Alfred. Er weigert sich „Pizza“ zu essen, denn das sind ja ausgerollte Kuhfladen mit Tomatensuppe.

Nach der Pause sahen die Zuschauer die Episode „Tapetenwechsel“, in der Alfred das Wohnzimmer renovieren will. Schon zu Beginn des Abends hatte Peter Nüesch, der an diesem Abend vertretungsweise für Josef Hofmann die Rolle des Alfred Tetzlaff spielte, versprochen, dass die Zuschauer etwas erleben werden. Da er kurzfristig eingesprungen war, hatte er kleine Spickzettel in der Hand, auf denen sein Text notiert war. „Alfred“ passierte ein Missgeschick, ihm fielen sämtliche Spickzettel auf den Boden und mussten neu sortiert werden. Die Zuschauer nahmen es gelassen und applaudierten anerkennend, während die Erkennungsmelodie der Serie gespielt wurde.

Die Handlung ist eigentlich nebensächlich. Es ist die Sprache, die diese beiden Einakter unterhaltsam werden lässt. Leonie Houber als Rita Graf ist fast so unbefangen wie das Original Hildegard Krekel und die Kommentare von Dominik Penschek als Michael Graf sind so anstößig und zweideutig wie einst die von Diether Krebs. Else, grandios gespielt von Ursula Michelis, erträgt die Hasstiraden ihres Mannes mit Gelassenheit. Alfred, mit Hosenträgern und einer Hose, die etwas zu hochgerutscht ist, verkörpert den Spießbürger schlechthin.  

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