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„Wir müssen wieder Nachbarschaft herstellen“

Red; 7. Mar 2018, 10:32 Uhr
Bild: privat --- Pfarrer Franz Meurer.
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„Wir müssen wieder Nachbarschaft herstellen“

Red; 7. Mar 2018, 10:32 Uhr
Engelskirchen – Auf dem Jahresempfang des SPD Ortsvereins Engelskirchen hielt Gastredner Pfarrer Franz Meurer vor zahlreichen Gästen einen packenden Vortrag über den Zustand der Gesellschaft.
„Respekt in Zeiten der Ungleichheit“. Unter diesem Thema hatte der SPD-Ortsverein Engelskirchen/Ründeroth zum Jahresempfang eingeladen. Dazu konnten Ortsvereinsvorsitzende Dawn Stiefelhagen und ihre Helfer rund 200 interessierte Gäste aus Vereinen, Gewerbe, Politik, Kirchen und sozialen Institutionen begrüßen. Gastredner war der katholische Pfarrer Franz Meurer. Seit 1992 ist Meurer Pfarrer der Kirchengemeinden in den Kölner Stadtteilen Höhenberg und Vingst, die als „Problemviertel“ gelten: Von rund 23.000 Menschen erhalten 4.000 Sozialhilfe; jeder dritte Einwohner hat einen Migrationshintergrund. Meurer trug zum Zusammenleben in den Stadtteilen bei, indem er unter anderem eine Kleiderkammer, eine Suppenküche oder Ferienfreizeiten initiierte.

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„Viele Bürger haben die Zuversicht verloren, dass das eigene Handeln eine Wirkung erzielt“, beschrieb Meurer den Zustand der heutigen Gesellschaft. Menschen in prekären Lebenslagen würden keine Selbstwirksamkeit mehr spüren, sondern sich nur noch wie ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe fühlen. „Wir müssen die Selbstwirksamkeit wieder entdecken. Einer schreit um Hilfe, doch niemand hört. Es herrscht Heimatlosigkeit in einer Gesellschaft der Singularität.“ - Mit Sätzen wie diesen fesselte Meurer die Zuhörer und gab viele Denk-Anstöße.

„Wir müssen immer aus der Perspektive der jeweils betroffenen Menschen auf die Welt schauen, wieder Nachbarschaft herstellen. Den Sachverstand vor Ort nutzen und unabhängige Bürgerversammlungen schaffen, die über gesellschaftliche Probleme nachdenken und auch Entscheidungen treffen dürfen“, riet Meurer. Es sei wichtig, die Menschen in ihrer Würde und in dem, was sie an Begabungen mitbringen, zu unterstützen. Der lang anhaltende Beifall der Zuhörer zeigte, dass Meurer den Nerv und das Herz der Anwesenden berührt hatte. Bei fairem Kaffee, selbst gebackenem Kuchen und der Musik von „Two for You“ gab es noch viele engagierte Gespräche der Gäste untereinander.
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