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Der „Wedding-Planner“ von Bergneustadt

fj; 22. Dec 2017, 10:24 Uhr
Bilder: Fenja Jansen (1-3), Maxx Hoenox (4-8).
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Der „Wedding-Planner“ von Bergneustadt

fj; 22. Dec 2017, 10:24 Uhr
Bergneustadt - Seit Juni kann im Heimatmuseum „rund um die Uhr“ geheiratet werden – OA sprach mit Walter Jordan über das Angebot und fand heraus, dass der Museumsleiter und Ehrenstandesbeamte ein wahrer „Hochzeits-Experte“ ist.
Im Kerzenschein unter dem Weihnachtsbaum, zum Jahreswechsel beim Feuerwerk, während des Abendessens im Winterurlaub – die kommenden Feiertage bieten jede Menge Gelegenheiten für einen romantischen Heiratsantrag. „Erfahrungsgemäß kommt da Anfang des Jahres nochmal eine richtige Flut an Anmeldungen auf uns zu“, weiß der ehrenamtliche Standesbeamte Walter Jordan. Dabei zeigt ihm ein Blick in seinen Kalender, dass schon jetzt für das Jahr 2018 rund 40 Prozent mehr Anmeldungen für eine standesamtliche Trauung im Heimatmuseum vorliegen, als im Dezember des Vorjahres. Der Grund: Das Heimatmuseum als Außenstelle des Bergneustädter Rathauses ist nicht nur „der schönste Ort, in dem man sich weit und breit trauen lassen kann“, wie Jordan sagt, sondern es bietet auch einen ganz besonderen Service: Trauungen zu jeder Zeit, die sich das Hochzeitspaar wünscht.


[Walter Jordan im Trauzimmer des Heimatmuseums. Das Besondere an der Sitzanordnung ist hier, dass das Paar seinen Gästen ins Gesicht schauen kann.]

Möglich machen dies seit Juni diesen Jahres Museumsleiter Walter Jordan, Utz Walter, Vorsitzender des Heimatvereins ‚Feste Neustadt‘, und Martin Ahmann, die sich zu Ehrenstandesbeamten haben ausbilden lassen (OA berichtete). „Früher war die standesamtliche Trauung nicht viel mehr als ein Verwaltungsakt, den man im Rathaus erledigt hat und auf den das eigentliche Fest nach der kirchlichen Trauung noch folgte. Das hat sich geändert. Gerade Paare, die sich nicht kirchlich trauen, wollen sich bei ihrer standesamtlichen Hochzeit nicht an die Öffnungszeiten des Rathauses halten müssen“, erklärt Jordan, warum er das neue Angebot initiierte. Seitdem ist vor allem der Samstag ein beliebter Tag für Trauungen im Heimatmuseum. Das war zwar auch schon vorher an zwei Samstagen pro Monat in Bergneustadt möglich, doch kamen die Standesbeamten den Anfragen kaum mehr bei.

Durch die drei Ehrenstandesbeamten ist heute in Bergneustadt fast alles möglich: „Wir würden ein Paar auch mitten in der Nacht trauen, aber diese Anfrage kam noch nicht“, so Jordan. Dafür stand ein Paar schon einmal morgens um 8:30 Uhr vor dem Standesbeamten und auch am 31. Dezember wird sich hier das Ja-Wort geben, und zwar um 12:31 Uhr. „Das Paar wollten Silvester heiraten, weil es sich Silvester kennengelernt hat. Dafür kommt es extra aus dem Ruhrgebiet hier her“, erklärt Jordan, dass sich das besondere Angebot rumgesprochen hat. „Und zwar nur über Mund-zu-Mund-Propaganda. Groß Werbung machen wir gar nicht.“ Sogar aus Berlin kam eine Braut schon angereist, um ihrem Mann, der sich von München aus auf den Weg nach Bergneustadt machte, zu heiraten. Direkt nach der Trauung ging es für beide zum Kölner Flughafen, um die Heimreise anzutreten – getrennt, wohlgemerkt, denn jeder musste zurück zur Arbeit.


[Auch den Weihnachtsbaum im Heimatmuseum ziert Historisches: Der Baumschmuck stammt aus den Jahren 1920 bis 1935.]

Was sich nun ein bisschen anhört wie Express-Hochzeiten à la Las Vegas sucht man in Bergneustadt jedoch tatsächlich vergeblich. Hier gibt es keinen Elvis-Imitator und keine leuchtenden Reklame-Tafeln, sondern die urige Bergneustädter Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen als wunderschöne Kulisse für das historisch eingerichtete Trauzimmer im Heimatmuseum. Wer sich hier in diesem Advent das Ja-Wort gab, konnte dies neben einem Weihnachtsbaum tun, den die Künstlerin Ute Kampo mit Baumschmuck aus den Jahren 1920 bis 1935 dekoriert hat. „Erst neulich hatte ich ein Pärchen hier, beides richtige Punks, die sich das Trauzimmer angeguckt haben und – für mich etwas überraschend - ganz begeistert waren. Das Thema Hochzeit löst wohl in jedem eine romantische Sehnsucht aus, der wir hier ganz gut gerecht werden können“, so Jordan.

  

Doch nicht erst seit seiner Zeit als Ehrenstandesbeamter treibt ihn das Thema „Hochzeit“ um, schon zuvor war er als Museumsleiter an der Seite der Paare, wenn es darum ging, die Trauung im Heimatmuseum zu planen und zu organisieren. Hunderte von Hochzeiten zwischen Mann und Frau, Frau und Frau, Mann und Mann, Christen, Muslimen und vielen weiteren hat er so miterlebt. Da fällt es ihm leicht, aus dem Nähkästchen zu plaudern: „Oft lassen sich Paare durch die vielen Hochzeitssendungen im Fernsehen beeinflussen oder sehen ihre Feier in Konkurrenz zu der eines befreundeten Paares“, so Jordan.

Sein Rat an alle hochzeitswilligen Paare lautet: Bei sich selbst bleiben. „Die schönsten Hochzeiten sind doch die, die ganz individuell auf das Paar zugeschnitten sind“, sagt Jordan und verrät damit, dass er, der selber nie geheiratet hat, mittlerweile ein wahrer Hochzeitsprofi ist. Und als solcher findet er: „Wer immer gerne Metal gehört hat, muss hier doch nicht zum Hochzeitswalzer einmarschieren.“ Und recht hat er: Eine Hochzeit mit Metal-Musik im historischen Ambiente des Heimatmuseums, vielleicht noch pünktlich zum Sonnenuntergang – das wäre doch wirklich mal etwas Besonderes. Die Ehrenstandesbeamten von Bergneustadt machen es möglich.


[Bilder: Fotografie Maxx Hoenow , Bergneustadt.]
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