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Integration bei Tee, Tanz und Gesprächen unter Frauen

fj; 16. Feb 2017, 14:21 Uhr
Bild: privat --- Schamira Kriesten bringt Frauen aller Nationen an einen Tisch.
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Integration bei Tee, Tanz und Gesprächen unter Frauen

fj; 16. Feb 2017, 14:21 Uhr
Gummersbach - Schamira Kriesten setzt sich beruflich und ehrenamtlich für Asylsuchende in Gummersbach ein – „Ich habe mehr Freude an der Arbeit als ich an Energie rein gebe“, sagt die Initiatorin des Internationalen Frauencafés.
Nur Hausfrau zu sein, habe Schamira Kriesten nie vollkommen ausgefüllt. Als die drei Kinder alt genug waren, begann die studierte Juristin ihr ehrenamtliches Engagement auszubauen. Als Mitglied des Inner Wheel Club Gummersbach (IWC) stieß sie zum Beispiel den Kindertreff an der Grundschule Bernberg an. Und da Kriesten, die in Köln geboren wurde und in Deutschland und der iranischen Hauptstadt Teheran aufwuchs, fünf Sprachen spricht, wurde die Stadt Gummersbach auf sie aufmerksam.


[Im Internationalen Frauencafé sind Kinder selbstverständlich auch willkommen.]

Im Rathaus gab sie Deutsch- und Integrationskurse für Asylbewerber. Hier nutzte sie auch immer wieder ihre privaten Kontakte, um den Kursteilnehmer bei der Suche nach Praktika und Arbeit zu helfen. Damit war sie so erfolgreich, dass das, was sie neben den Kursen tat, mittlerweile ihr Hauptberuf ist: Als Koordinatorin für den Arbeitsmarkt im Bereich Asyl hilft sie Flüchtlingen auf der Suche nach einem Job, ist die Schnittstelle zwischen Arbeitssuchenden, Arbeitgeber und Ämtern. „Ich mache die Abläufe geschmeidig“, erklärt sie ihren Job.

Dem Ehrenamt ist sie aber weiter treu geblieben. Seit September vergangenen Jahres leitet Kriesten gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Henke vom IWC ein internationales Frauencafé, das einmal pro Monat im Seniorentreff am Rathaus Gummersbach stattfindet. „Integration kann nur durch Austausch funktionieren“, ist Kriesten überzeugt. Darum heißt das Café alle Frauen, egal aus welchem Land, willkommen. „Und direkt beim ersten Treffen wurde deutlich, wie viel jeder vom anderen lernen kann. Im Club haben wir ewig darüber geredet, wie wir das Café organisieren sollen und ob ein Programm angeboten werden soll. Beim ersten Treffen brachten die Frauen dann einfach etwas zu Essen mit und es ging los“, erinnert sich Kriesten. Ohne Zwang und großes Programm miteinander Spaß haben – das ist seitdem das Motto des Cafés.


[Vor Weihnachten machten es sich die Frauen im Seniorentreff so richtig gemütlich.]

Für Kinder, die selbstverständlich mitgebracht werden können, gibt es Beschäftigungen. Aber der Rest ergibt sich. „Letztens haben wir einfach getanzt und hatten sehr viel Freude“, so Kriesten. Auf diese Weise, findet sie, ist es am einfachsten, sich füreinander zu öffnen und Vertrauen zueinander zu finden. Und ihre Arbeit im Rathaus gibt ihr Recht: „Vor den Frauencafés kamen nur Männer mit ihren Arbeitswünschen. Jetzt, wo sie mich kennen, kommen auch die Frauen in meine Sprechstunden. Sie wollen raus und arbeiten. Nun, da sie wissen, wer ihr Ansprechpartner im Rathaus ist, trauen sie sich auch, diesen Wunsch zu äußern.“



Da sie persisch spricht, arabisch gut versteht und selbst eine Zeit im Orient gelebt hat, fällt es ihr leicht, eine Beziehung zu vielen Café-Besucherinnen aufzubauen. „Da wird sich schnell umarmt und geküsst, eben ganz orientalisch, so wie ich es selber kenne und sehr gerne mag“, lacht sie. Dass sich die Frauen genau diese Art behalten, ist ihr wichtig: „Ich möchte niemanden so deutsch wie möglich machen. Immer, wenn man etwas gleich macht, geht auch etwas verloren“, spricht sich Kriesten für kulturelle Vielfalt aus.


[Die Tische decken sich bei den Treffen wie von selbst: Wer mag, bringt einfach etwas mit.]

Vielfalt der Kulturen bedeutet für sie aber auch, dass die Deutschen an ihrer Kultur und ihren Werten festhalten und sie vorleben. „Jede Kultur hat etwas Gutes. Etwas, das der andere lernen kann, ohne sich die andere Kultur gleich überzustülpen“, so Kriesten. Die deutschen Frauen konnten im Café so zum Beispiel erleben, dass ein gelungener Nachmittag keine großen Vorbereitungen braucht. Die asylsuchenden Frauen, so Kriesten, sollen von den deutschen Frauen lernen, dass sie hier die gleichen Rechte haben wie ein Mann. „Wenn wir erstmal Vertrauen zueinander gefasst haben, möchte ich die Frauen stärken. Schließlich haben sie es in der Hand, ihre Kinder zu freien und selbstbewussten Menschen zu erziehen."

Alle interessierten Frauen sind eingeladen, das Café zu besuchen. Termine des Internationalen Frauencafés im Seniorentreff am Rathaus in Gummersbach, jeweils von 15 bis 17 Uhr:

26. April, 24. Mai, 28. Juni, 26. Juli, 27. September, 25. Oktober, 29. November, 13. oder 20. Dezember.   


[Frauen aller Nationen tauschen sich in lockerer Atmosphäre aus.]
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