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„Fuchsjagd ist verwerflich und muss verboten werden“

Leserbrief; 7. Feb 2017, 12:41 Uhr
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„Fuchsjagd ist verwerflich und muss verboten werden“

Leserbrief; 7. Feb 2017, 12:41 Uhr
Oberberg – Michaela und Rainer Gaertner sehen die Argumente der Jagdbefürworter als nicht stichhaltig an und sind überzeugt, dass sich Wildtierpopulationen auch ohne Bejagung regulieren.
Der Protest von bisher über 50.000 Unterzeichnern einer Petition gegen die massive Bejagung des Fuchses ist völlig berechtigt. Die von den Grünröcken angeführten Argumente für die Fuchsjagd sind nämlich allesamt widerlegbar. Zur Information: In Deutschland erschießen 360.000 Hobbyjäger zur Befriedigung ihrer Jagdlust jedes Jahr rund fünf Millionen Wildtiere sowie schätzungsweise 40.000 Hunde und 300.000 Katzen. Um die Tötung von jährlich einer halben Million Rotfüchse zu rechtfertigen, wird dieser Tierart kurzerhand das Image eines Krankheitsüberträgers verpasst, obwohl laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unser Land seit 2008 dank wirkunkungsvoller Impfköder frei ist von Tollwut, und der Fuchsbandwurm laut Professor Klaus Brehm vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg zu den seltensten parasitären Infektionskrankheiten Europas zählt.

Füchse sind auch keine Gefahr für den Artenschutz - die Jäger dagegen schon! Populationsrückgänge betroffener Arten wie beispielsweise die des Feldhasen oder Auerhuhns sind überwiegend auf den Lebensraumverlust durch die intensive Forst- und Landwirtschaft sowie das schwindende Nahrungsangebot zurückzuführen und nicht auf sogenannte Beutegreifer wie den Fuchs, der sich zu 90 Prozent von Mäusen und Aas ernährt und daher auch eine wichtige Rolle als Gesundheitspolizei des Waldes spielt. Hinzu kommt, dass die Jäger selbst jährlich etwa 200.000 der vom Aussterben bedrohten Feldhasen erlegen und für die allmähliche Ausrottung bestimmter Tierarten wie das Rebhuhn und den Fasan verantwortlich sind. Sie töten den Fuchs vor allem aus Beuteneid, denn sie dulden keine Jagdkonkurrenten in „ihrem“ Wald.

Während die für die Jäger lukrativen Arten wie Rehe, Hirsche und Wildschweine unter dem Deckmantel der „Hege“ und „Kirrung“ gefüttert und deren Populationen somit unnatürlich hoch gehalten werden, sind für sie Beutekonkurrenten gnadenlos zu verfolgen. Dabei werden grausamste Jagdmethoden angewandt: Bei der gängigen Jagd mit Totschlagfallen sterben viele Tiere durch schwere Quetschungen und Brüche einen qualvollen Tod. In Lebendfallen werden die Füchse gefangen und anschließend mit einem Kopfschuss hingerichtet. Bei der ebenfalls üblichen Baujagd - im Jägerjargon "Sprengung" genannt - kommt es unter Tage zu erbitterten Todeskämpfen zwischen Hund und Fuchs. Am häufigsten werden die Füchse jedoch bei den sogenannten Treib- oder Drückjagden getötet. Dabei werden die Wildtiere von Treibern und ihren Hunden in Todesangst versetzt und vor die Flinten der Schützen getrieben. Nur wenige treffen beim ersten Schuss die um ihr Leben rennenden Tiere. Laut der "Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz" sterben insbesondere bei Drückjagden bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden oft tagelang unter unvorstellbaren Schmerzen und verenden jämmerlich. Man kann mit Fug und Recht sagen, die Jagd ist eine Leidenschaft, die Leiden schafft.

Der renommierte Wildbiologe Professor Dr. Josef Reichholf von der Technischen Universität München stellt unter Beweis, dass sich im Wald lebende Tierpopulationen schon immer selbst reguliert haben, was eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierbestände zur Folge hat, wie man unter anderem im Schweizer Nationalpark oder im Schweizer Kanton Genf beobachten kann, wo die Freizeitjagd seit 40 Jahren untersagt ist. Auch in Luxemburg ist die Fuchsjagd verboten, in den Niederlanden weitgehend sogar die gesamte Jagd auf Wild. Die Wildtierpopulationen regulieren sich also ohne menschliches Zutun, und zwar aufgrund von Nahrungs- und Platzangebot sowie Umwelteinflüssen. Durch die Jagd werden vor allen Dingen stabile Sozialstrukturen zerstört. Gerade Füchse haben aufgrund der intensiven Bejagung kaum noch feste Reviere mit beständiger Paarbindung - sie wandern umher und pflanzen sich unkontrolliert fort. Somit fördert die Jägerei de facto einen Anstieg der Geburtenrate. Die Fuchsjagd ist daher nicht nur aus ethisch-moralischen Gründen verwerflich, sondern auch ökologisch gesehen völlig kontraproduktiv - sie muss deshalb verboten werden.

Michaela und Rainer Gaertner, Wiehl

Artikel "Fuchsjagd erhitzt die Gemüter"

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