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Moderatorin Dunja Hayali zu Besuch am DBG

fj; 11. Jan 2017, 12:39 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Dunja Hayali (li.) im Gespräch mit den Schülern.
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Moderatorin Dunja Hayali zu Besuch am DBG

fj; 11. Jan 2017, 12:39 Uhr
Wiehl – Auf Einladung der Schüler war die Journalistin Dunja Hayali heute am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium zu Gast und sprach mit ihnen über Rassismus und die Glaubwürdigkeit der Medien.
Mit Dunja Hayali konnten Frederike, Pia und Robin aus dem Projektkurs „ … dass Auschwitz sich nicht wiederhole …“ eine deutschlandweit bekannte Journalistin und Moderatorin auf der Bühne der Wiehltalhalle begrüßen. Die Idee, die Moderatorin des ZDF-Morgenmagazins einzuladen, kam den Schülern des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DGB) Wiehl eher spontan auf einer Studienfahrt.

Die Kursteilnehmer beschäftigten sich im Haus der Wannseekonferenz in Berlin mit dem Thema „Medienpolitik, Propaganda und Sprache“ und erfuhren so, wie Medien während der Zeit der Nationalsozialisten zu Propagandazwecken eingesetzt wurde. Fast zeitgleich berichtete Hayali von einer Pegida-Demonstration, wofür sie in der Folge wüst beschimpft und bedroht wurde. Während die Medien unter dem NS-Regime zum Sprachrohr einer propagandistischen Tendenzberichterstattung wurden, wurde mit Hayali eine Vertreterin der heutigen freien Medien als „Lügenpresse“ beschimpft. Dies nahm der Kurs zum Anlass, die Journalisten zu einem Vortrag über Rassismus, Demokratie und die Glaubwürdigkeit der Medien einzuladen.

„Wenn ihr mich fragt, wie oft mich Angela Merkel anruft, um mir zu sagen, was ich berichten soll, kann ich euch sagen: Nie!“, machte die 42-Jährige deutlich, dass sie entgegen einem schon oft gehörtem Vorwurf als Journalistin nicht staatlich gelenkt würde. Auch würden keine Nachrichten unter den Tisch fallen gelassen, weil sie beispielsweise ein schlechtes Licht auf Flüchtlinge werfen. „Die Herausforderung des Journalisten ist es, stets um Neutralität bemüht zu sein“, erklärte sie den Kern ihrer Arbeit. Doch die Balance zu halten, werde dabei immer schwieriger. „Wenn wir nach einem Zugunglück nicht sofort berichten, weil wir erstmal selber herausfinden müssen, ob es sich um einen Unfall oder einen Anschlag handelt, heißt es: Was wird hier verschwiegen? Dabei braucht Wahrheit Zeit“, gab die Journalistin ein Beispiel.



Sie habe schon von zahlreichen Demonstrationen und auch Kundgebungen verschiedener Parteien berichtet, erzählte die 42-Jährige. Doch nur auf den Demos von Pegida oder auch der AfD brauche sie mittlerweile Personenschutz. Beschimpfungen, Morddrohungen und die Androhungen von Vergewaltigungen – auch auf offener Straße – hätten sich in den vergangenen Jahren vermehrt. „Man darf immer seine Meinung sagen. Aber ohne Hass und Bedrohung. Und wer eine rassistische Meinung vertritt, muss sich gefallen lassen, Rassist genannt zu werden“, machte Hayali ihren Standpunkt klar.

Dabei sei der heute in Deutschland deutlicher wahrnehmbare Fremdenhass und Hass auf „die Eliten“ ihrer Meinung nach eher ein Problem, dass wenig mit Flüchtlingen und Migranten zu tun hat. „Viele Protestler fühlen sich wohl abgehangen und wollen wieder eine Rolle in der Gesellschaft spielen. Da fühlt es sich für sie gut an, in einer Gruppe gegen irgendwas zu kämpfen, was ihnen Sorgen macht – seien es die Flüchtlinge oder die sogenannten Eliten inklusive der Journalisten“, so Hayali.


[Auch die Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier (4. v. li.) und Bürgermeister Ulrich Stücker (5. v. li.) gehörten zu den Zuhörern.]

Wie sie es dennoch schaffe, ruhig und gelassen zu bleiben, wenn sie von ihrem gegenüber vor laufender Kamera beschimpft werde, wollten die Zuhörer, zu denen auch Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker und die oberbergische SPD-Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier zählten, von Hayali wissen. Es sei ihr Job, Menschen die Gelegenheit zu geben, erklärte sie gelassen. Zu dieser Gelassenheit trage aber auch das Wissen bei, dass es sich bei dieser Art Menschen keinesfalls um „das Volk“ handele, sondern nur um einen kleinen Prozentsatz.
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