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Bruttonationalglück

fn; 24. Dec 2011, 06:00 Uhr
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Bruttonationalglück

fn; 24. Dec 2011, 06:00 Uhr
Oberberg – Und wieder redet unser ‘Drickes‘ Klartext. Mal liebenswürdig, mal nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um Weihnachten, das Glücklichsein und ein Land im Himalaya, das schon glücklich ist.
„Der Staat bemüht sich, jene Bedingungen zu fördern, die das Streben nach Bruttoinlandsglück ermöglichen.“ Na das ist doch mal eine Ansage, die in der Verfassung des kleinen Staates Bhutan mitten im Himalaya festgeschrieben ist. Nicht die wirtschaftliche Stärke soll es sein, vielmehr eine Art „Bruttonationalglück“ ist das Ziel des durch den Buddhismus geprägten Landes. Und es funktioniert: Im Rahmen eines 249 Fragen langen Tests liegen 40,9 Prozent der Bhutaner über der Glücksgrenze.

In Deutschland braucht es dazu Weihnachten! Mit aller Gewalt sollen und wollen wir dann glücklich sein, uns mit allen Menschen verstehen und lauthals schon Wochen vor dem großen Fest die einschlägigen Weihnachtsmelodien mitsingen. Respekt vor dem, dem das gelingt. Doch mit ehrlicher Besinnung, einem Gefühl von Frieden und Zusammenhalt sowie allgemeiner Freude hat die „Ware Weihnachten“ schon lange nichts mehr zu tun. Vielmehr geht es vielen nur noch um – nennen wir es einmal ‚wildes Beschenken’.

Natürlich darf man das System im Bhutan nicht überbewerten, denn hinter den Kulissen ist hier nicht alles Gold, was glänzt: Ein Großteil der 700.000 Einwohner lebt in Armut, die Alphabetisierungsrate beträgt gerade einmal 47 Prozent, in Sachen Entwicklung wird das Land auf Platz 141 von 187 Staaten geführt und Fernseher sind auch erst seit 1999 erlaubt. Aber dennoch sind die Bhutaner sehr glücklich und leben uns vor, wie man das Leben genießt. Vielleicht sollten wir uns eine Scheibe von diesem Ideal abschneiden und begreifen, dass wir nicht nur an Weihnachten in einer guten Welt leben, in der das Klagen und Leiden allzu oft einen zu großen Stellenwert erhält. Und dass die Aufwertung des Bruttosozialproduktes um Weihnachten herum uns nicht zwingend glücklicher macht. Dann fühlt sich das Fest Jesu Geburt vielleicht auch wieder glaubwürdiger an.

Viele Grüße, ein frohes und natürlich glückliches Weihnachtsfest wünscht Ihnen Ihr

Drickes Junior

Fabian Nitschmann
  
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