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Drickes erklärt die Welt: Schnee – Nein danke

nk; 8. Mar 2010, 14:59 Uhr
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Drickes erklärt die Welt: Schnee – Nein danke

nk; 8. Mar 2010, 14:59 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext. Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf. Heute geht es um den General Winter.
Schnee..Schnee..Schnee, alle Jahre wieder. Damals, vor einem gefühlten Jahrhundert, war er noch eine wahre Pracht. Als Kind freute man sich schon, wie die ersten Flocken fielen. Ungeduldig wartete man, schaute durchs Fenster, mit der Nase an die Scheibe gequetscht, bis auch das letzte Fleckchen Grün verschwunden war. Schnell in den Schneeanzug geschlüpft, den Bob unter den Arm und ab ging es ins Winterwunderland. Mit Freunden traf man sich an der nächstgelegenen steilen Wiese zu Schneeballschlachten,  Schneeburgenbauen und Schlittenfahren. Da musste man den ein oder anderen blauen Fleck am Körper schon mal in Kauf nehmen, wenn ein versteckter Maulwurfshaufen den Schlitten aus den Kufen warf und man den Hang ohne Tempolimit und Rücksicht auf Verluste hinunterrollte.

Und heute? Schnee, diese weiße Pampe ist sowas von unten durch bei mir. Von Jahr zu Jahr wird sie mir immer unbeliebter. Erst kommen die weißen Flocken sachte vom Himmel herab gerieselt und bedecken alles was ihnen in den Weg kommt. Was aber, wenn aus ein paar Flocken auf einmal 50 Zentimeter oder mehr werden? Dann schwingt der anfängliche Enthusiasmus abrupt in Agressionsanfälle mit Weltuntergangsstimmung um. Wer träumt denn bitte nicht davon, abends um halb elf noch nach draußen zu stapfen, um die Einfahrt und den Gehweg von Schnee zu befreien, wenn man gleichzeitig im muckelig warmen Wohnzimmer sitzen könnte. Während ich mich also mit dem weißen Plagegeist beschäftige, ihn mühsam Schippe für Schippe über die Hecke auf das Grundstück meines Nachbars befördere – was solls, der Typ liegt grad eh bei 30°C am Strand von Rio und lässt sich von der prallen Sonne brutzeln – ärgere ich mich gleichzeitig über die Kälte, die trotz Zwiebelprinzip durch all meine Klammotten-Schichten trieft und meine Gliedmaßen bis zur Taubheit einfrieren lässt.

Während ich also weiter schiebe und schippe, höre ich auf einmal das auffällig laute Motorengeräusch. Ich verharre auf der Stelle, merke wie sich meine Muskeln vor Wut verspannen. Plötzlich ist es da, das orangene Licht, der Räumwagen.  Autofahrer mögen ihn als wahre Wonne sehen, da er die Straßen schön von Schnee befreit und großzügig mit Salz bestreut, doch Haus- und Einfahrtenbesitzer freuen sich, wenn er um sie einen Bogen macht. Jedes Mal schiebt er die weiße Masse von der Straße in die Einfahrt. Genau, die Einfahrt die ich vor fünf Minuten noch geräumt habe. 

Und ehe ich so richtig sauer werde, ist er schon um die nächste Ecke. Wie von Geisterhand fliegt meine Schippe dem davonbrausenden Gefährt hinterher. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als meine Einfahrt das gefühlte tausendste Mal von der weißen Matsche zu befreien und mit einem Agressionsanfall, der einem Sonnentanz an den Wettergott ähnelt, all meine Wut herauszulassen. Ach wäre es doch schon wieder Frühling.

Kommen Sie gut durch den Schnee

Ihre Drickomenia

Natalie Kuss
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