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Eine Schaumdusche gibt es nur im schlimmsten Notfall

ch; 1. Oct 2009, 13:48 Uhr
Bilder: Christian Herse --- Landrat Hagen Jobi, Staatssekretär Karl Peter Brendel und Bürgermeister Uwe Töpfer schauten sich die Vorführung aus nächster Nähe an.
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Eine Schaumdusche gibt es nur im schlimmsten Notfall

ch; 1. Oct 2009, 13:48 Uhr
Marienheide – Als einer der ersten Landkreise verfügt Oberberg nun über einen ABC-Dekontaminationsplatz, der in einer Stunde 50 Verletzte versorgen kann. Damit ist man vom Gefahrgutunfall bis zum Super-GAU auf alles vorbereitet.
Es ist ein Schreckensszenario, was sich niemand vorstellen möchte, aber jeder darauf einstellen sollte. Aufgrund eines Störfalls geraten giftige Chemikalien in die Luft und kontaminieren einen Großteil der Belegschaft. Hilfskräfte eilen zur Unglücksstelle und versuchen ihr Menschenmöglichstes, um den erkrankten Menschen zu helfen. Wichtig ist dabei eine Dekontaminierung in kürzester Zeit, was früher häufig nur notdürftig möglich war. Im Rahmen des „Aktionsprogramms Katastrophenschutz“ wurde nun ein Abrollcontainer entwickelt, in dem pro Stunde fünf bis zehn liegende Betroffene behandelt werden können.

[In dem Container werden die Patienten dekontaminiert.]

„Gemeinsam mit  dem Dekontaminationsplatz, den der Kreis bereits für gefähige Patienten besitzt, kann künftig rund 50 Menschen in einer Stunde geholfen werden. Damit stellen wir sicher, dass bei Unfällen oder auch Anschlägen schnell ausreichende Kapazitäten vorhanden sind, um eine möglichst große Zahl an Kontaminierten zu retten“, erklärte Regierungsbranddirektor Christian Schröder. Insgesamt 60 Feuerwehrleute sind notwendig, um den Behandlungsplatz aufzubauen und zu betreiben. Der sieben Tonnen schwere Container kann dabei circa zwei Stunden autark arbeiten, ohne an ein Strom- oder Wassernetz angeschlossen zu sein. „Möglich wurde die Anschaffung nur durch die vielen ehrenamtlichen Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, die sich in ihrer Freizeit schulen ließen“, betonte Landrat Hagen Jobi das Engagement der Kameraden. In Marienheide, wo die Gerätschaften stationiert sein werden, sind bereits 30 Wehrmänner damit vertraut. Der Behandlungsplatz für atomare, biologische und chemische Unglücke ist in drei Bereiche aufgeteilt: Im ersten werden alle ankommenden Patienten von einem Notarzt oder Rettungsassistenten gesichtet, ehe sie im weiteren Verlauf entkleidet und dekontaminiert werden. Erst daraufhin können sich ärztzlich behandelt werden.

  
Der neue Abrollcontainer AB V-Dekon gliedert sich in die taktische Einheit des „Verletzten-Dekontaminationsplatz 50 – NRW“ ein. Hier sind Kräfte aus Marienheide, Reichshof und Wipperfürth sowie die Johanniter Unfallhilfe zusammengefasst, um im Ernstfall umfassende Hilfe leisten zu können. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen 55 solcher 250.000 € teuren Container ausgeliefert werden, wobei Oberberg zu den ersten drei Regionen neben Köln und Dormagen gehört, die über diese Ausrüstung verfügen.

„Seit 2004 hat sich einiges im Katastrophenschutz im Oberbergischen getan. Mittlerweile haben sich viele Kameraden für ABC-Maßnahmen weitergebildet, wofür ihnen großer Dank gebührt“, machte auch Kreisbrandmeister Uwe Lomberg auf die Einsatzbereitschaft aufmerksam. Der NRW-Staatssekretär des Innenministeriums, Karl Peter Brendel, teilte diese Meinung: „Wir merken immer wieder, dass sich die Oberberger übermäßig stark für den Katastrophenschutz einsetzen. In zahlreichen Übungen wird nun der Umgang mit dem Material geprobt, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt.“

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