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'So ein blödes Gefühl im Bauch'

ab; 9. Jun 2011, 15:15 Uhr
Bild: Andrea Buhtz --- Jessica Gogos (rechts) weiß, wann Hilfe notwendig ist.
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'So ein blödes Gefühl im Bauch'

ab; 9. Jun 2011, 15:15 Uhr
Gummersbach – Bei Verdacht auf Vernachlässigung oder Gewalt an Kindern bietet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Beratung an, ob wirklich Hilfe notwendig ist.
Von Andrea Buhtz

„Hole ich schon Hilfe, wenn ein Kind jeden Tag bloß eine Milchschnitte zum Frühstück bekommt oder wenn ich blaue Flecken an ihm entdecke?“ – Es ist oft schwer einzuschätzen, wann eine Kindeswohlgefährdung anfängt. Um Klarheit zu schaffen, hat das DRK vor einem Jahr eine Kinderschutzberatung eingerichtet. Im zweiten Halbjahr des vergangenen Jahres bot Jessica Gogos in 31 Fallberatungen, zehn Informationsveranstaltungen und vielen Telefongesprächen ihre Unterstützung an. Als zertifizierte Kinderschutzfachkraft weiß sie, wann akute Kindeswohlgefährdung besteht und wann einfach nur ein wenig Entlastung der Eltern notwendig ist.

Vor allem Erzieher und Mitarbeiter aus Institutionen wie Jugendzentren oder Grundschulen suchen den neutralen Blick von oben. „Viele haben eine emotionale Bindung zu dem Kind und kennen auch die Eltern – da fällt es schwer, einen Verdacht beim Jugendamt zu melden“, erklärte Gogos. Ihre Beratung ist anonym und richtet sich auch an Privatpersonen. Nur bei akuter Gefährdung wird das Jugendamt eingeschaltet – bisher ist das etwa drei Mal passiert. Niemand müsse Angst haben, dass ein Vorfall automatisch gemeldet würde. „Ich gehe immer davon aus, dass Eltern ihre Kinder lieben und nur das Beste für sie wollen“, kann Gogos beruhigen.

Sandra Frommhagen, Leiterin des Kindergartens der Pädagogischen Elterninitiative, nahm bei einem Fall die Beratung des DRK in Anspruch: „Wir brauchten vor allem eine Vertrauensperson, die nicht ständig wechselt“. In den zehn Jahren, die sie den Kindergarten schon leitet, habe es diesen einen Fall gegeben und einen weiteren, bei dem sie gerne eine solche Beratung gehabt hätte, die es damals aber noch nicht gab. Wann man tatsächlich zum Telefon greifen sollte, dafür gibt es keine feste Antwort. „Einfach, wenn man ein blödes Gefühl hat“, meint Gogos und weist daraufhin, dass viel zu oft weggeschaut wird. Was dann weiter geschieht, wird gemeinsam in dem Beratungsgespräch erörtert. Mit der Kinderschutzberatung vervollständigt das DRK sein Angebot zu einem „Gesamtpaket für Menschen in allen Lebenslagen“, schloss Jörg Ossenbach, stellvertretender DRK-Geschäftsführer sein Fazit.


  
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