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Eine Premiere und zugleich ein Abschied

ls; 30. Nov 2018, 13:30 Uhr
Bilder: Leif Schmittgen - Zum 39. Mal spielte das Musikkorps der Bundeswehr für den guten Zweck in Gummersbach, in der Halle 32 war der Auftritt allerdings war eine Premiere.
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Eine Premiere und zugleich ein Abschied

ls; 30. Nov 2018, 13:30 Uhr
Gummersbach – Beim Wohltätigkeitskonzert des Musikkorps der Bundeswehr für den Hexenbuschverein gab es gestern Abend viele, nicht nur musikalische, Überraschungen.
Von Leif Schmittgen

Das 39. Wohltätigkeitskonzert des Musikkorps der Bundeswehr in Gummersbach zugunsten des Hexenbuschvereins war gestern zum einen eine Premiere und gleichzeitig auch ein Abschied: Der Spielort in der Halle 32 war für die in Siegburg stationierten Musiker nach der Schließung des Gummersbacher Theaters nämlich neu. Für Marco Gelhausen, der über zehn Jahre die Geschicke des Vereins geleitet hatte, war es aber ein Abschied: Er wird den Vorsitz des Vereins bei der nächsten Mitgliederversammlung in andere Hände geben. Zu seiner letzten Konzertmoderation hatte sich Gelhausen einiges einfallen lassen, um das Publikum zu überraschen.  


[Zum Abschied in besonderem Outfit: Marco Gelhausen.]

Nicht nur, dass er mit grüner Fliege am Kragen und „Hexennadel“ am Jackett seine Verbundenheit zum Verein demonstrierte, auch zauberte er während seiner Ansprache vor ausverkauftem Haus auch noch einen Zylinder aus dem Ärmel, um „zur Feier des Tages“, traditionell Adieu zu sagen. Trotzdem stand gestern Abend die Musik im Vordergrund: Auch an neuer Spielstätte zeigten die rund 70 Musiker ihr ganzes Können und begeisterten das Publikum mit klassischen Märschen und modernen Stücken, allesamt aber neu arrangiert. Mit dem Marsch der Schweizer Garde hatte man das akustische Feuerwerk eröffnet, ehe man auch bei der „2nd Suite for Military Band“ und dem Marsch des 4. Hannoverischen Infanterie-Regiments seiner Kernkompetenz, der klassischen Militärmusik, treu blieb.

 

Kurz vor der Pause konnte man die Niederlage der französischen Truppen gegen die russischen Soldaten in Tschaikowskys „Festouvertüre 1812“ förmlich hören, auch wenn der Orchesterchef, Oberstleutnant Christoph Scheibling, „aus Rücksicht auf das Gebäude“ (Scheibling), auf die Kanonenschläge verzichtet hatte. Pompös klang es trotzdem.   
 
[Oberstleutnant Christoph Scheibling ist Dirigent und Chef des Musikkorps.]

Dass die Musiker Meister der Improvisation sind, bewiesen sie auch im zweiten Teil, bei dem man einen Ausflug in die „popkulturelle“ Musik wagte. Wohl kaum jemand sonst schafft es so überzeugend, Dudelsäcke mit Blasinstrumenten zu simulieren, wie das Musikkorps. Bei „Spirit of Scotland“ kamen dabei Holzblasinstrumente zum Einsatz. Doch das sollte nicht das einzige Solo des Abends bleiben:  Dass der dienstälteste Musiker des Symphonieorchesters, Stabsfeldwebel Stupp, mit seiner Kontrabassklarinette ausgerechnet bei „Old man River“ seinen großen Auftritt hatte, war laut Scheibling aber „reiner Zufall“. Das Stück war Teil des Medleys „Hollywood meets Broadway“ bei dem die Zuhörer mit auf eine Reise von der US-Ost- zur Westküste mitgenommen wurden.  


["Schwiegermutters Lieblinge": Die Trommler überzeugten nicht nur optisch.]  

Neben bekannten Musicalstücken war von „Robin Hood“ bis „Rocky“ für jeden etwas dabei. Und auch bei „Flight of the Silverbird“ gab es nicht nur optisch einen erstklassigen Soloauftritt der Trommelabordnung“. In Uniform standen die sieben Soldaten bei ihrem Auftritt in Reih` und Glied vor dem Orchester und ernteten sich für ihre Einlage einen Sonderapplaus des Publikums. „Sie sind der Traum aller Schwiegermütter“, pries der Oberstleutnant lachend den Auftritt seiner Mannen an. Überhaupt sparte er nicht an Erklärungen, auch zu den einzelnen Stücken. Die Zuschauer konnten so noch tiefer in die Lieder eintauschen und den Konzertabend in vollen Zügen genießen.   
 
[Das Vorstandteam des Hexenbuschvereins stand zum letzten Mal gemeinsam auf der Bühne.]

Nachdem sich das Orchester mit dem pompösen „Amazing Grace“ von der Bühne verabschiedet hatte, wollte Marco Gelhausen nicht sang- und klanglos tschüss sagen: Der scheidende Vorsitzende hatte für seine Vorstandskollegen noch eine Überraschung in petto. Beim Oberbergischen Kreis hatte er die "Ehrenamtskarte" beantragt, die er an seinen Stellvertreter Andreas Groß, Kassierer Götz Timmerbeil, Schriftführerin Karin Beer und Platzwart Johannes Sologuren-Sanchez überreichte.   

Letzterer bleibt als Einziger der künftigen Führungsriege des Hexenbuschvereins erhalten. Als letzte Überraschung des Abends stellte der Vorsitzende seine designierten Nachfolger dem Publikum vor: Gelhausen wird voraussichtlich von Ulrich Schröer als Vorsitzender beerbt, seine Stellvertreterin wird Dr. Christina Beer. Marc Bubenzer stellt sich als Kassierer zur Wahl und Susanne Blankenstein als Schriftführerin. Lange hatte man nach einem neuen Vorstandsteam gesucht. Gelhausen fiel nicht nur ein Stein vom Herzen, dass die Tradition des Vereins nun fortgeführt wird, er freute sich auch, dass die Besucher wieder einen abwechslungsreichen Konzertabend erlebt hatten.  
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