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Sieben Abende Spaß

vma; 24. Nov 2018, 15:31 Uhr
Bilder: Vera Marzinski --- Mit Christine Prayon, die u.a. als passionierte Schwimmerin im Badeanzug Mario-Barth-Zeilen im Hinblick auf das Thema „Mittelmäßigkeit“ deklamierte, startete die Spaß-Abende-Woche.
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Sieben Abende Spaß

vma; 24. Nov 2018, 15:31 Uhr
Wiehl – Gleich sieben Mal einen Abend mit viel Spaß hatte der Kulturkreis vom 15. bis 21. November mit „Seven Nights of Fun“ angeboten – Es gab viel zu lachen mit den unterschiedlichsten Künstlern und ihren Programmen zwischen fein und gemein.
Von Vera Marzinski 

Sieben Künstler waren eingeladen zur „Seven Nights of Fun“ des Wiehler Kulturkreis. Angefangen mit Christine Prayon über Daphne de Luxe, Philip Simon, Anka Zink, Peter Shub und Lioba Albus, bis zum krönenden Abschluss mit Fatih Çevikkollu. Alle ausverkauft. Ein Künstler musste aus gesundheitlichen Gründen absagen.

Mit Christine Prayon startete der Reigen. Sie bezeichnet sich als „Diplom-Animatöse“, die das Publikum diplomiert durch das Programm begleitet. Dabei kann man Christine Prayon in keine Schublade stecken. Sie ist sehr aberwitzig und absurd – aber dabei sehr amüsant und facettenreich. So stirbt sie den Bühnentod durch ein Bonbon aus dem Publikum, was zum Startschuss für weitere „überlebende multiple Persönlichkeiten“ wird. Daphne de Luxe Slogan ist: „Comedy in Hülle und Fülle“. Daphne ist tatsächlich ihr Vorname und „De Luxe“ musste sein, aufgrund ihrer ausgeprägten Karosserie, wie sie sagt.



Die Wahl-Hannoveranerin ist eine Meisterin der Selbstironie und sich somit für keinen Kalauer auf eigene Kosten zu schade. Bei ihr ist der Spott über sich selber die solide Basis für den Spott über die Welt. In erster Linie möchte sie Menschen unterhalten: „So, dass Sie mal für zwei Stunden ihre Probleme vergessen können“, betonte sie, mit dem Zusatz „sofern es nicht neben ihnen sitzt“. Mit den Grundlagen deutscher Politik hat sich Philip Simon auseinandergesetzt und ist derzeit mit unterhaltsamer Nachhilfe in Sachen Staatsbürgerkunde auf Tour. Im Bielsteiner „Meisenhorst“ am dritten „Seven-Nights-of-Fun“-Abend sah Simon viele Meisen. Die Kohlmeisen, die Angela Merkel „für eine Reinkarnation vom Helmut halten“, ein paar vereinzelte Trauermeisen, die letzten SPD-Wähler. Und auch Blaumeisen - das seien die, die die AfD wählen „und dabei nicht merken, wie sie sich selbst die Flügel stutzen“.


[Mit den Waffen der Sprache, punktgenau und mit jeder Menge Humor, sezierte Philip Simon die bewegendsten Artikel des Grundgesetzes im „Meisenhorst“.]

Zahlen, klatschen, gehen ist bei Anka Zink nicht drin. Wo sie zu ihrem emotionalen intellektuellen Erlebnisabend mit tagesaktuellen Beilagen eingeladen wurde, da haben einige verdammt viel zu lachen, aber eben nicht alle. Das ist das Lustige. Sie überzeugt durch schelmischen Witz, Einfallsreichtum und ihrem manchmal undefinierbaren, aber immer charmanten Lächeln. Komödiantisch verrückt und kabarettistisch rasierklingenscharf ist Lioba Albus. So weiß sie, dass sich ältere Frauen Pfeif-Gartenzwerge mit Bewegungsmelder anschaffen, weil sie nicht mal mehr von Bauarbeiter beachtet werden, wenn sie vorbeigehen. Mit Perücken- und Kleidungswechsel schlüpfte sie in Null-Komma-Nichts in eine andere Rolle und demonstrierte so, wie viele Facetten der Darstellung sie als Kabarettistin darbieten kann – und das Ganze mit sehr viel Sprachwitz.


[Kabarett ist Kopfsache. Zumindest bei Fatih Çevikkollu. „Ich denke vor. Und ihr denkt nach“.]

Fatih Çevikkollus Ansage „Das wird ein geiler Abend! Das Programm ist richtig gut und du wirst mehr lachen, als du bezahlt hast“, waren keine leeren Versprechungen am letzten Abend der Reihe „Seven Nights of Fun“. Er schaffte es schnell, das Publikum zum Lachen zu bringen - und zum Verstummen. Denn Fatih Çevikkollu lässt so manchen Lacher fast im Halse stecken und bringt schonungslos und unverblümt Dinge auf den Punkt. Er ist mehr als nur Comedian. Er ist die positive Schnittmenge zweier Länder und Kulturen. Und ja, er war wirklich ein krönender Abschluss für die „Spaß-Abende-Woche“, wie Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein zu Beginn des letzten Abends versprochen hatte. Klein freute sich über sieben Tage ausverkauftes Haus sowie viele neue Gesichter und kündigte an, dass es im nächsten November wieder eine Woche Kabarett im Burghaus geben werde.
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