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Heute schon gedenglischt?

bv; 30. Jul 2018, 16:30 Uhr
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Heute schon gedenglischt?

bv; 30. Jul 2018, 16:30 Uhr
Oberberg - Und wieder redet unser 'Drickes' Klartext - Liebenswürdig, direkt und nachdenklich spießt er den Alltag auf - Heute geht es um das Thema 'Influencer'.
Es mag ja sein, dass ich diesen Trend nicht mitbekommen habe, aber das ist ja auch nicht groß verwunderlich. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht neue Trends gesetzt werden - die meisten mit der Lebensdauer einer Stubenfliege. Um aus der Masse herauszuragen, bekommen diese Trends immer neue Namen, die wiederum sprachlich mindestens fragwürdig sind. Auch beruflich sorgt die schöne neue Digital-Welt für Job-Profile, von denen man vor einigen Jahren nicht einmal ahnte, dass es sie irgendwann geben könnte. Etwa für sogenannte Multiplikatoren. Mal ein Beispiel. Bislang lief das Werbegeschäft folgendermaßen ab: Man platzierte ein neues Produkt am besten am Markt, indem man eine breite Streuwirkung erzielte – im Fernsehen, TV, Print-Erzeugnissen und natürlich den sozialen Netzwerken. Doch das läuft inzwischen anders.


Wer einflussreich ist oder einen bekannten Namen hat und auf Facebook, Instagram, Twitter und Konsorten möglichst viele Nutzer begeistern kann, ist ein idealer Kandidat für eine Marketing-Strategie. Oder anders gesagt: Wenn Lieschen Müller sich mit einer bestimmten Creme die Orangenhaut benetzt, interessiert das niemanden, wenn aber ein in die Jahre gekommenes Fotomodell mit bekanntem Namen dasselbe tut und diese Creme ihren „Followern“ empfiehlt, kassiert sie für diese Meinung, die eher eine Produktinformation ist, viel Geld. Einfach nur so. Geldverdienen quasi im Schlaf. Aber jetzt kommts. Als ich vor einigen Tagen gelesen habe, wie dieser neue Beruf bezeichnet wird, verdrehten sich meine Augen: Influencer. Erst hatte ich geglaubt, mich noch verlesen zu haben und bei der in Rede stehenden Prominenten eine veritable Grippe vermutet, doch sie erfreute sich bester Gesundheit.

Mal ehrlich: Ich bin sonst in Sprachdingen nicht eben kritisch und schon gar kein Vertreter eines harten Kurses gegen das grassierende „Denglisch“. Aber „Influencer“, das ist für mich komplett daneben, oder – um im Bild zu bleiben – einfach nur krank.

Sonnige Grüße

Herzlichst

Ihr Drickes

Bernd Vorländer     
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