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Gute Zahlen und geharnischte Kritik

bv; 12. Oct 2018, 12:50 Uhr
Bild: privat.
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Gute Zahlen und geharnischte Kritik

bv; 12. Oct 2018, 12:50 Uhr
Lindlar - Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig legt Haushalt mit Rekord-Steuereinnahmen vor und greift den Kreis wegen der Umlagenhöhe frontal an.
Eigentlich könnte Lindlars Bürgermeister Dr. Georg Ludwig zufrieden sein. Doch frei nach dem Motto „Das Bessere ist der Feind des Guten“ nahm der Lindlarer Rathauschef bei der Präsentation des Haushalts 2019 einmal ordentlich Maß, um sich seinen Frust von der Seele zu reden. Zunächst zum Positiven aus der Sicht des ersten Bürgers: Die Steuerquellen sprudeln in der westlichsten Kommune des Oberbergischen wie nie zuvor. Waren es 2017 noch Einnahmen von 26,9 Millionen Euro, werden 2019 über 30 Millionen Euro und 2022 sogar 33,4 Millionen Euro erwartet. Das Gewerbesteueraufkommen hat sich gegenüber dem Jahr 2004 verdoppelt. Im kommenden Jahr liegt man noch knapp im Haushaltsminus – Einnahmen von 42,9 Millionen Euro stehen Ausgaben von 44,5 Millionen Euro gegenüber – ist der Haushaltsausgleich für 2020 fest geschrieben.

Etwas Weiteres macht den Lindlarer Verantwortlichen Mut: Die Einwohnerzahl steigt, liegt jetzt bei 21.504. Man sei größer als die Stadt Wipperfürth, sagt Ludwig nicht ohne ein stolz wirkendes Lächeln, das bei diesen Sätzen sein Gesicht ziert. Die Welt könnte für Lindlar in Ordnung sein, wenn, ja wenn der Moloch Oberbergischer Kreis nicht alles kaputt machen würde – so jedenfalls die Lesart des ansonsten bedächtig wirkenden Rathauschefs.



Lindlar zahlt 10,4 Millionen Euro an Kreisumlage und fast 7,2 Millionen Euro Jugendamtsumlage, zusammen also 40 Prozent der Einnahmen. Die Kreisumlage habe sich seit 2001 verdoppelt, schäumt Ludwig und bringt seine Kritik auf den Punkt: Der Kreis könne den Gürtel enger schnallen, lasse sich aber lieber ein opulentes Mahl schmecken. „Man muss doch nicht alles essen, was auf dem Teller liegt“, ist der Bürgermeister erzürnt.

Einen echten Sparwillen könne er im Gummersbacher Hochhaus nicht erkennen. Doch Ludwig weiß auch, dass sein Klagen ungehört verhallen wird. Alle Bürgermeister im Oberbergischen verfassten regelmäßig Briefe, doch es ändere sich rein gar nichts. Das i-Tüpfelchen sei dann erreicht, wenn der Kreis auch noch wichtige Mitarbeiter der Gemeinde abwerbe: „Das ist absolut nicht solidarisch“, ist Ludwig erbost.

Wichtigste Botschaft des Lindlarer Bürgermeisters an die Bürger: Die Grundsteuer B bleibt bei 595 Prozent. Trotz der Pflicht, im übernächsten Jahr den Haushaltsausgleich zu schaffen, investiert Lindlar kräftig in den Bereichen Bildung und Feuerschutz. Schulen werden saniert oder gleich neu gebaut, die Feuerwehren erhalten neue Fahrzeuge und Ausrüstung. Die Fraktionen haben jetzt Zeit bis zum Dezember, den Haushaltsplan zu diskutieren, der in der letzten Sitzung vor der Weihnachtspause verabschiedet werden soll.
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