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Ein Projekt, das die Gemüter erhitzt

bv; 10. Oct 2018, 11:08 Uhr
Bild: Bernd Vorländer --- Groß war das Interesse der Bürger an den Beratungen des Lindlarer Planunungsausschusses.
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Ein Projekt, das die Gemüter erhitzt

bv; 10. Oct 2018, 11:08 Uhr
Lindlar – Zahlreiche Bürger verfolgten sehr kritisch die Diskussion des Lindlarer Planungsausschusses zur vorgesehenen Erweiterung des Industrieparks Klause.
Von Bernd Vorländer

Wohl noch nie zuvor hat eine Sitzung des Lindlarer Bau-Planungs- und Umweltausschusses derart große Resonanz gehabt. Zahlreiche Bürger verfolgten im großen Konferenzsaal des Energiekompetenzzentrums Metabolon die Beratungen, denn es ging zum wiederholten Male um die geplante Erweiterung des Gewerbegebietes Klause, das als interkommunales Projekt von den Kommunen Lindlar und Engelskirchen gemeinsam betrieben werden soll. Und die Zusammenkunft begann mit einem Paukenschlag. Denn SPD-Chef Lutz Freiberg beantragte für seine Fraktion die Absetzung der entsprechenden Punkte von der Tagesordnung. Freiberg äußerte rechtliche und grundsätzliche Bedenken. Zum einen sei die Tatsache, dass die Gemeinde Engelskirchen nicht an der Planung beteiligt werde, nicht rechtskonform, zum anderen sei das Jahr 2018 dadurch geprägt, dass man die Bürger an der Zukunftsplanung der Gemeinde beteilige, dies aber bei der Klause-Erweiterung unterlasse. „Die Bürger wollen eine sanfte Entwicklung“, reagierte der SPD-Mann auf die offenbar immer stärker werdenden Proteste gegen die Abholzung eines 25 Hektar großen Waldstückes.


Bürgermeister Dr. Georg Ludwig reagierte mit Kopfschütteln auf das SPD-Ansinnen, bei der CDU herrschte breite Verwunderung. Armin Brückmann (CDU) wies darauf hin, dass diese Erweiterung bereits seit über zehn Jahren im Gespräch sei. Seine Fraktion sehe keinen Grund, die Erörterungen über die Planungen zu stoppen. Der SPD-Antrag, der von den Bündnisgrünen unterstützt wurde, wurde abgelehnt. Lindlars Rathauschef nutzte die Gelegenheit, auf den aktuellen Stand der Gespräche mit Engelskirchen hinzuweisen. „Alle Differenzen sind beigelegt, wir sind auf einem guten Weg, die Kooperationsvereinbarung zu schließen“, so Dr. Ludwig. Es werde ein immenser Schaden entstehen, würden die beiden Gemeinden das Gewerbegebiet Klause nicht weiterentwickeln. Während einer Sitzungsunterbrechung konnte die Bürgerinitiative gegen das Projekt ihre Sicht der Dinge äußern. Sprecher Stefan Fiedler verwies darauf, dass die Bevölkerung die Erweiterung ablehne, man binnen weniger Wochen 2.000 Unterschriften habe sammeln können und kündigte eine Bürgerbefragung an. Rainer Ufer, auch im NABU aktiv, sah das Waldgebiet, das für Klause V geopfert werden soll, als unverzichtbar an. „Wenn wir so weitermachen, zerstören wir unsere Lebensgrundlagen“, so Ufer, der das Gebiet als ökologisch „mittel- bis hochwertig“ bezeichnete.

Das sah Günter Kursawe, Landschaftspfleger der Planungsgruppe „Grüner Winkel“, allerdings anders. Das Gebiet sei keine Vorrangfläche für den Biotop- und Artenschutz. "Die biologfische Vielfalt ist gering“, so sein Fazit. Wolfram Ehrhardt von der Oberbergischen Aufbau-Gesellschaft stellte den Plan den Ausschuss-Mitgliedern vor. Insgesamt 22,5 Hektar Fläche würden bei einer Realisierung versiegelt. Ein Raunen ging durchs Publikum, als Ehrhardt eher beiläufig erwähnte, dass man für ein Unternehmen, das schon jetzt im Gewerbegebiet beheimatet sei und sich dringend erweitern wolle, die erlaubte Höhe der Gebäude um mehr als zehn Meter auf dann 22 Meter hinaufschrauben wolle. Dieses Entgegenkommen würden sich viele Bürger bei ihren eigenen Bauvorhaben auch wünschen, bemerkte Grünen-Sprecher Patrick Heuwes spitz und kam zu dem Ergebnis: „Die Erweiterung der Klause ist gewerbeverträglich, aber nicht umweltverträglich.“

SPD-Mann Lutz Freiberg warb für einen Gleichklang von Wirtschaft, Menschen und Natur, den er hier aber in Frage gestellt sehe. Er sei gespannt, wie eine gerichtliche Prüfung des Planungsverfahrens ausgehe. CDU-Sprecher Thomas Willmer dagegen signalisierte für seine Fraktion Zustimmung. Es gehe um die Abwägung vieler berechtigter Interessen. Ohne eine gewerbliche Weiterentwicklung der Gemeinde stünden viele Arbeits- und Ausbildungsplätze auf dem Spiel. Zudem gehe es in dem beabsichtigten Beschluss nur um eine Offenlage, mit der kein Ergebnis präjudiziert werde. Mit den Stimmen von CDU und FDP beschloss der Ausschuss nach drei Stunden die Änderung des Flächennutzungsplans.


  
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