Archiv

Von der neuen Leichtigkeit des Seins

bv; 25. Dec 2017, 06:00 Uhr
ARCHIV

Von der neuen Leichtigkeit des Seins

bv; 25. Dec 2017, 06:00 Uhr
Waldbröl - Klaus-Peter Flosbach hat den Berliner Parlamentsbetrieb hinter sich gelassen und freut sich beim Kaffeeklatsch mit Oberberg-Aktuell auf mehr Zeit für Freundschaften, Gespräche, Musik - und den Wiederaufstieg des 1. FC Köln.
Von Bernd Vorländer

Dieses Kapitel ist vorbei. Klaus-Peter Flosbach hat die Tür zu seinem Berliner Abgeordnetenbüro von außen abgeschlossen. Für immer. Er hat die Aufräumphase hinter sich und sitzt ziemlich entspannt in seinem Büro in Waldbröl-Puhl, dort , wo er mit seiner Familie schon viele Jahre zuhause ist. "Es ist eine Erleichterung und Befreiung, nicht mehr dermaßen in der Verantwortung zu stehen", sagt Flosbach, der 15 Jahre lang Bundestagsabgeordneter für die CDU war und der im Januar seinen 66. Geburtstag feiert. Der Zeiteinsatz für Politik sei immer enorm gewesen, bekennt er. 160-mal im Jahr ist er in die Hauptstadt gereist, die Gremien- und Ausschusssitzungen hat er irgendwann aufgehört zu zählen, ebenso die Abende, die ihm höchstens noch Zeit ließen für ein Gespräch mit seiner Frau. Flosbach macht wirklich den Eindruck, als sei er außerordentlich glücklich, dass diese Zeit hinter ihm liegt.

Und er will sich keineswegs sofort wieder einspannen lassen. Angebote zur Arbeit in neuen Gremien oder die Bitte, Vorträge zu halten, gibt es, Einladungen sowieso. "Ich will mich nicht sofort wieder festlegen", hat der gebürtige Wipperfürther für sich entschieden. Eine existenzielle Warnung hat er vor einigen Jahren erlebt, die bis heute nachwirkt. Ein Herzinfarkt kam aus heiterem Himmel, sein Leben hing am oft beschriebenen seidenen Faden. "Alles verlief wie im Film, irgendwie unwirklich. Aber es war schon ein brutaler Schlag", blickt Flosbach zurück. Plötzlich hatte er Zeit, über die Zukunft nachzudenken, über das, was er sich vorgenommen hatte und was um ein Haar unerfüllbare Wünsche gewesen wären. Er sei im Anschluss viel gelassener geworden, sagt Flosbach. Und demütiger.


Jetzt will er endlich die vielen Kleinigkeiten des Lebens genießen: Ein Spaziergang mit der Familie, Freundschaften  intensiver pflegen, möglichst viel Sport treiben. Zwei Dinge liegen Klaus-Peter Flosbach besonders am Herzen. Da ist die berufliche Arbeit seiner Söhne, die zum Teil in Afrika leben und den Fokus seines Denkens schon seit Jahren auf diesen Kontinent gerichtet haben. "Afrika, das ist ein wichtiges Thema in unserer Familie, ich könnte mir auch vorstellen, mich hier intensiver zu engagieren."

Doch der Waldbröler hat noch eine Leidenschaft, die eher unbekannt ist. Schon vor 48 Jahren trat der junge Flosbach mit Liedern von Reinhard Mey beim Hausmusikabend auf. Und die Gitarre wird immer wieder gezückt, wenn es etwas zu feiern gibt. Dass Flosbach zu vorgerückter Stunde ein Karnevalslied nach dem anderen schmettert, ist Reminiszenz an seine Kölner Vergangenheit, hat er doch früher in der Kaygasse Nummer eins gewohnt. Den Wunsch, endlich Klavier zu spielen und Unterricht zu nehmen, erfüllt er sich im nächsten Jahr. Und auf den Wiederaufstieg des 1. FC Köln 2019 freut er sich schon heute. Denn Flosbach hält die (vorübergehende) Zweitklassigkeit trotz des jüngsten Sieges über Wolfsburg für nicht mehr abwendbar. "Wir Kölner Fans sind hart im Nehmen und Fachleute für Wiederaufstiege. Auf diese Feier freue ich mich schon heute" schmunzelt der "Schwarze" über seine rote Leidenschaft.

WERBUNG