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Ein Bücherwurm packt aus

mm; 30. Sep 2017, 06:00 Uhr
Bilder: Michael Moll.
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Ein Bücherwurm packt aus

mm; 30. Sep 2017, 06:00 Uhr
Wipperfürth - Stadtbibliothekar Frank Merken ist Herr über 30.000 Medien - Michael Moll sprach mit ihm über das veränderte Leseverhalten der Menschen und ein besonderes Projekt.
Von Michael Moll

Im Rahmen der 800-Jahr-Feier von Wipperfürth wollte er es wissen. Unter der Regie von Frank Merken, Leiter der Stadtbücherei, sollten 800 Lesebegeisterte an den Wupperauen die längste Bücherkette aller Zeiten in der Hansestadt formen. So ganz gereicht hat es nicht…

OA: Herr Merken, Sie leiten seit 17 Jahren die Geschicke der Bücherei? Woher kommt die Liebe zum Buch?

Frank Merken: „Schuld“ ist meine Heimatgemeinde Unkelbach. Die katholische Bibliothek sprach mich im Alter von 14 Jahren an und so half ich dort mit. Über die Jahre habe ich viele Bücher gelesen und wollte unbedingt Bibliothekar werden.

OA: Wie sieht Ihre tägliche Arbeit in der Wipperfürther Bücherei aus?

Frank Merken: Viele denken, dass ich hier rund um die Uhr lese, aber das geht natürlich nicht. Es ist viel Arbeit, denn wir stellen Bücher, DVDs, E-Books und viele andere Dingen Tag für Tag den Lesern da draußen zur Verfügung. Man muss wissen, was bei den Menschen lesen wollen. Aufgrund der Haushaltslage von Wipperfürth haben wir ein begrenztes Budget zur Verfügung und ich muss damit gut haushalten. In meinem Büro stehen noch viele Bücher, die darauf warten, erfasst zu werden, um ins Haupthaus zu kommen. Alleine schaffe ich das auch nicht, da hilft mir seit den Anfängen Sabine Weth als kompetente Kollegin. Unsere jüngste Errungenschaft ist seit September die Bergische Onleihe, das heißt wir können für E-Books Texte zur Verfügung stellen. Die bisherige Resonanz darauf ist echt gut.

OA: Woher wissen Sie, was gerne gelesen und angeschaut wird?

Frank Merken: Ich mache das schon recht lange und kenne unsere Klientel fast ausnahmslos persönlich. Über die Ausleihe und Gespräche findet man schnell heraus, was die Leute interessiert und kann dementsprechend bestellen. Ich achte darauf, dass dies nicht Werke sind, die Dutzende von Ausgaben haben, denn Trends ändern sich schnell und die Kasse ist nicht voll. Ich muss hier genau den Geschmack der Leute treffen und dies ist auch eine Gratwanderung. Wir freuen uns immer wieder über Buchpatenschaften. Jemand fragt, was wir gerne in unseren Bestand aufnehmen wollen, dann kauft er das Buch, ist Erstleser und gibt es dann an uns weiter. So können viele Menschen in der Ausleihe davon profitieren.

OA: Reizt es Sie nicht, mal selber ein Buch zu schreiben?

Frank Merken: Ich habe ein Faible fürs Schreiben und treffe mich von Zeit zu Zeit mit diversen Autoren. Natürlich stellen wir unsere Werke auch der Öffentlichkeit vor, allerdings gab es von mir bis dato noch nicht ein richtig großes Buch. Im Jahr 2014 habe ich mich an der ersten bergischen Krimianthologie beteiligt und schreibe für eine Fachzeitschrift regelmäßig Kolumnen. Ich könnte mir viele Dinge vorstellen, habe sehr viel geschrieben, aber leider keine Zeit, das Ganze zusammenzustellen und zu veröffentlichen. Am 17. November haben wir den Bundesweiten Vorlesetag und beteiligen uns als Stadtbibliothek daran. Es gibt viele Veranstaltungen und so suchen wir auch regelmäßig Lesenachwuchs.

OA: Sie hatten zum Rekordversuch in Wipperfürth aufgerufen und wollten 800 Leseratten mit ihrem Lieblingsbuch zur längsten Bücherkette Wipperfürths vereinen? Wie war die Resonanz?

Frank Merken: Die Resonanz war recht gut, wir hatten es geschafft, 60 Lesebegeisterte zusammenzutrommeln. Ich hätte mir mehr gewünscht, allerdings war niemand traurig, denn wir hatten somit erreicht, miteinander ins Gespräch zu kommen und das war wichtiger als die strategische Zahl 800.

OA: Was wollen Sie in den nächsten Jahren erreichen?

Frank Merken: Das das Lesen nicht durch den Wandel der Zeit aus unseren Stuben verschwindet. Wir haben fast 30.000 Medien in der Stadtbücherei Wipperfürth und freuen uns, wenn die Printausgaben genauso gerne genutzt werden, wie unsere digitalen Medien. Zum Glück haben wir eine konstante Leserzahl in der Bücherei und die Menschen haben trotz aller Hektik immer noch die Zeit, zu lesen und zu schauen. Unabhängig von welcher Altersklasse. Und das stimmt mich froh.       

Bücherei Wipperfürth: Altes Seminar, 1. Obergeschoss, Lüdenscheider Straße 48

Öffnungszeiten
Montags bis freitags: 9:30 bis 13 Uhr, zusätzlich: montags und mittwochs: 14:30 bis 17 Uhr, donnerstags: 14:30 bis 18 Uhr  
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