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Erst Räumung, dann ein Zehn-Millionen-Neubau

bv; 29. Aug 2016, 17:05 Uhr
Bild: Archiv --- 139 Bewohner müssen den Seniorenwohnpark kurzfristig verlassen. In zwei Jahren soll hier ein Neubau entstanden sein.
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Erst Räumung, dann ein Zehn-Millionen-Neubau

bv; 29. Aug 2016, 17:05 Uhr
Gummersbach – Bewohner des Seniorenwohnparks Haus Manshagen werden in anderen Einrichtungen untergebracht – Stadt reagierte auf erhebliche Brandschutzmängel - Neues Seniorenzentrum bis Mitte 2018.
Von Bernd Vorländer

Seit dem heutigen Morgen wird der Seniorenwohnpark Haus Manshagen in Gummersbach-Derschlag geräumt, nachdem die Stadt Gummersbach die sofortige Schließung aufgrund erheblicher brandschutztechnischer Mängel bereits am Freitag angeordnet hatte. Allerdings werde man die von der Stadt gesetzte Frist, Montag 24 Uhr, nicht halten können, weil dies logistisch überhaupt nicht möglich sei, so Werner Brungs, Geschäftsführer der Bonifatius Seniorendienste, zu dem die Haus Manshagen GmbH als Tochterunternehmen seit Beginn des Jahres gehört. Das Rheinbacher Unternehmen betreibt insgesamt fünf dieser Einrichtungen. Man habe hinsichtlich der brandtechnischen Dinge dem früheren Insolvenzverwalter vertraut, der deutlich gemacht habe, das ihm keine Mängel bekannt seien, versuchte sich Brungs heute an einer Erklärung.


[Bonifatius-Geschäftsführer Werner Brungs kündigte an, dass ein neuer Seniorenwohnpark gebaut werden soll.]

Unbestreitbar seien aber jetzt die von der Stadt dargelegten Mängel. „Wir sind auch mehr als überrascht worden und bedauern die Situation sehr. So etwas habe ich in den vergangenen 30 Jahren auch noch nicht erlebt.“ Man werde jetzt das Haus „temporär“ räumen, werde aber alles daran setzen, zwei Gebäudeteile den Bestimmungen entsprechend herzurichten, sodass 80 bis 90 Bewohner zeitnah zurückkehren könnten, so Brungs. Bis Sommer 2018 will das Unternehmen an gleicher Stelle jedoch einen Neubau errichten.


Rund 40 Bewohner sollen, wenn sie dies wünschen, einen Platz in zwei Einrichtungen des Unternehmens in Windeck erhalten, 22 Bewohner voraussichtlich in Denklingen ein neues Zuhause erhalten. Für die restlichen, oft dementen oder auch psychisch erkrankten Menschen will der Oberbergische Kreis gemeinsam mit dem Betreiber zeitnah Lösungen finden, so Dezernent Dr. Christian Dickschen. Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein verdeutlichte, dass man angesichts der eklatanten Mängel nicht mehr habe abwarten können, zumal es in der jüngeren Vergangenheit zwei Fälle von Brandstiftung in dem Seniorenwohnpark gegeben habe.


[Gummersbachs Technischer Beigeordneter Jürger Hefner listete die umfangreichen Mängel im Haus Manshagen auf.]

Rettungswege hätten zum Teil gefehlt oder seien zugestellt und verbaut gewesen, es gebe keine Brandmeldeanlage, Rauchmelder waren veraltet, eine Sicherheitsbeleuchtung fehle, so der Technische Beigeordnete der Stadt, Jürgen Hefner. Allerdings musste Helmenstein einräumen, dass das Haus Manshagen nach der Ende 2009 in Kraft getretenen gesetzlichen Verordnung zur regelmäßigen Prüfung von Alten- und Pflegeeinrichtungen als letztes Objekt untersucht worden sei. „Es gab seit 2012 einen Bauantrag für das Objekt, deshalb haben wir die Prüfung zurückgestellt“, so der Rathauschef.   

Über vier Stunden hatten Stadt und Betreiber am heutigen Vormittag zusammengesessen, um über die Situation zu beraten. Nach der Räumung werde es eine neue Perspektive für den Seniorenwohnpark geben, kündigte Bonifatius-Geschäftsführer Brungs an. Ein Investor werde bis Mitte 2018 zehn Millionen Euro in Derschlag investieren, um ein neues Gebäude für 144 Bewohner zu erstellen. Im Anschluss werde sein Unternehmen die Einrichtung für 20 Jahre mieten. Im Übrigen werde man versuchen, allen 100 Beschäftigten eine Perspektive zu geben. „Wir wollen sie weiterbeschäftigten, auch wenn das schwierig wird“, so Brungs. Schließlich müssten sie dann längere Anfahrtswege zur Arbeit in Kauf nehmen.


[(v. li.) Bonifatius-Geschäftsführer Werner Brungs, Sprecher Walter Hasenclever und Heimleiterin Ute Kleine hatten den Vormittag mit der Stadt Gummersbach über den Ablauf der Räumung verhandelt.]
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