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Freibad Bergneustadt: „Uns steht das Wasser über den Hals“

fj; 23. Jun 2017, 14:50 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Harald Häck, Vorsitzender des Sport- und Fördervereins Freibad Bergneustadt.
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Freibad Bergneustadt: „Uns steht das Wasser über den Hals“

fj; 23. Jun 2017, 14:50 Uhr
Bergneustadt – Zu geringe Mitgliederzahlen und zu wenig ehrenamtliche Helfer machen es dem Förderverein des Freibads schwer, das Bad zu erhalten – Nun kam auch noch ein Brand und ein Hagelschaden hinzu.
Von Fenja Jansen

2012 war es geschafft: Dank einer beispiellosen Spendenaktion und allen voran des Engagements des Fördervereins wurde die Schließung des Bergneustädter Freibads abgewendet (OA berichtete). Es war ein Freudentag in der Feste, denn die Bürger hatten sich selbst ihr Freibad zurückgegeben. Fünf Jahre später steht dem Förderverein, wie es dessen Vorsitzender Harald Häck ausdrückt, „das Wasser bis über den Hals“. „Es brennt“, sagt er und hat sich trotz zu weniger Mitglieder im Förderverein, einem Brand am Pfingstmontag und nun noch einem Hagelschaden seinen Optimismus behalten. OA sprach mit dem engagierten Vorsitzenden des Sport- und Fördervereins Freibad Bergneustadt über die aktuelle Situation und die Zukunft des Bergneustädter Schwimmbads.

OA: Das Freibad wurde 2012 wiedereröffnet. Mit wie vielen Mitgliedern im Förderverein hat man damals gerechnet, um rentabel arbeiten zu können?

Häck: Da kann ich Ihnen ein Beispiel nennen: Um für dieses Jahr 19.200 € Mitgliedsbeiträge zu generieren – was der Vorgabe der Liquiditätsrechnung entsprechen würde – bräuchten wir jetzt noch 800 Mitglieder mehr, wenn diese 20 € pro Jahr beitragen würden. Wir haben Anfang des Jahres weniger als 3.000 € Mitgliedsbeiträge eingenommen.

OA: Zwischen dem Soll- und dem Ist-Wert klafft also eine riesen Lücke. Wie schafft es der Förderverein, das Freibad am Leben zu halten?

Häck: Wir arbeiten intensiv an Mitgliederwerbung. Jeder, der wiederum jemanden kennt, der das Freibad unterstützen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, weitere Mitglieder zu werben. Anmeldezettel gibt es auf der Homepage www.freibad-bergneustadt.de. Diese kann man online ausfüllen und zum Beispiel einfach bei mir oder im Freibad abgeben.

OA: Wie viele Besucher brauchen Sie pro Saison, um rentabel zu arbeiten?

Häck: Wenn das Wetter mitspielt, sind die Besucherzahlen sehr gut. Im vergangenen Mai, der sehr warm war, hatten wir rund 6.000 Besucher. Zum Vergleich: Im Mai 2016, der viel kühler war, waren es nur rund 2.400. Trotzdem sind wir an den Punkt, dass wir durch Einnahmen rentabel arbeiten können, noch gar nicht gekommen. Wir müssen für das Gebäude und die Technik Rücklagen bilden, damit im Falle eines Ersatzes oder einer Reparatur Geld zur Verfügung steht. Dazu waren wir bislang noch überhaupt nicht in der Lage.


[Das Freibad in Bergneustadt.]

OA: Tatsache ist leider auch, dass das Freibad Bergneustadt von ganz wenigen ehrenamtlichen Helfern und nur wenigen Personen im Vorstand getragen und geführt wird. Sind Sie enttäuscht von den Bergneustädtern?

Häck: Diese Aussage wäre ungerecht. Wir wissen, dass viele Familien nur mit mehreren Jobs den Haushalt stemmen können und dass ehrenamtliches Engagement deswegen immer schwieriger wird. Deswegen kann man von niemand verlangen, hunderte Stunden ehrenamtlich zu ackern. Wenn wir aber viele Mitglieder haben und daraus einige Helfer akquirieren könnten, so trägt sich das Ganze auf mehr Schultern und wird erträglicher. Ganz nach dem Motto: „Viele Hände – Schnelles Ende“.

OA: Der Förderverein ließ sogar bekannt werden, dass er diesen Sommer sporadische Schließungen für möglich hält, wenn sich nicht mehr Helfer finden.

Häck: Das ist leider wahr. Besonders bei der Reinigung der Umkleiden, Duschen und Toiletten brauchen wir dringend Hilfe. Auch wenn jemand nur wenige Stunden im Monat erübrigen kann, wäre dies eine Erleichterung. Und auch die Gäste sind eingeladen, einfach mal einen Abzieher zur Hand zu nehmen, wenn es sehr nass in den Umkleiden ist – die Geräte stehen bereit. Dies kann nicht die Aufgabe der Schwimmmeister sein, sie gehören an den Beckenrand, um für die Sicherheit zu sorgen. Wenn wir hier keine Unterstützung finden, besonders für die Monate August und September, sind sporadische Schließungen möglich, ja. Diese Hilfe muss aber ehrenamtlich sein. Das ist vertraglich geregelt, wir dürfen nichts bezahlen.

OA: Zu geringe Mitgliederzahlen einerseits, zu wenige Helfer andererseits. Und dann brannte es am Pfingstmontag auch noch (OA berichtete).

Häck: Das macht die Sache nicht leichter. Eine der beiden Versicherungen zahlt nicht, da der Schaden unterhalb der Grenze für den Eigenanteil liegt. Bei der anderen ist das noch in Klärung. Der Betrieb läuft aber unverändert weiter.

OA: Auch das Unwetter, das gestern über Bergneustadt zog, hat das Freibad nicht verschont?

Häck: Etwa 80 Kollektorröhren wurden durch den Hagel beschädigt. Dazu zwei Pumpen. Die Gespräche laufen im Moment mit der Stadt, den Versicherungen und dem Hersteller der Anlagenteile. Die Kommunikation funktioniert jedoch erfreulich gut, so viel kann man an dieser Stelle schon einmal sagen.



OA: Mit den Besucherzahlen sind Sie bei gutem Wetter zufrieden, aber sonst gab es leider wenig Erfreuliches zu berichten. Wie sieht Ihre Zukunftsprognose für das Freibad aus?

Häck: Wenn wir die anfangs genannte Mitgliedszahl erreichen können und sich aus diesen neuen Mitgliedern genügend Freiwillige melden – auch Freiwillige aus der Bevölkerung sind übrigens herzlich willkommen – können wir es schaffen. Wir brauchen die Rücklagen und seit September 2016 wird der große Kredit jedes Quartal getilgt. Ob Saison ist oder nicht. Das haut ziemlich ins Kontor. Die Stadt kann die Zuschüsse nicht grenzenlos anheben. Und auch wir haben ein Regelwerk, an das wir uns halten müssen, das ist der Pachtvertrag.

OA: Eine dauerhafte Zukunft für das Freibad gibt es also nur, wenn sich genügend Mitglieder und Freiwillige finden – und Sie klingen durchaus optimistisch, dass dieses Ziel erreicht werden kann.

Häck: Es brennt an allen Ecken, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt (lacht). Wir führen derzeit sehr gute Gespräche mit der Stadt und Bürgermeister Wilfried Holberg. Ich bin guter Hoffnung, dass wir unsere Kompetenzen bündeln können und mehr in Sachen Werbung und Öffentlichkeitsarbeit unternehmen können, umso mehr Mitglieder zu gewinnen. Darauf läuft es einfach immer wieder hinaus: Das Freibad ist kein Selbstläufer. Nur wenn sich die Lasten auf möglichst viele Schultern verteilen, hat es eine Zukunft.

Weitere Informationen zum Freibad Bergneustadt sowie den Kontakt zum Sport- und Förderverein gibt es unter www.freibad-bergneustadt.de.
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