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Traditionsreiches Handwerk und neue Töne

fj; 10. Feb 2017, 11:48 Uhr
Bilder: Lina Frede --- Instrumentenbauer Thorsten Theis.
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Traditionsreiches Handwerk und neue Töne

fj; 10. Feb 2017, 11:48 Uhr
Gummersbach – Instrumentenbauer Thorsten Theis aus Odenspiel hat seine Leidenschaft für Holz zum Beruf gemacht – In seinem neuen Atelier arbeitet er mit Konzertcellist Vasile Stanescu zusammen, der dafür extra auswanderte.
Ratschläge wie „Die Metallbranche bietet die sichersten Arbeitsplätze“ haben Thorsten Theis aus Reichshof-Odenspiel damals davon abgehalten, seine Leidenschaft für Holz zum Beruf zu machen. Die berufliche Erfüllung fand er in seinem Beruf als Werkzeugmacher darum nie. Da war es wohl Schicksal, dass er in der Reha nach einem Unfall einen Geigenbauer kennenlernte und begann, ihm bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Wieder genesen, absolvierte Theis eine zweite handwerkliche Ausbildung zum Geigenbauer an der Staatlichen Musikinstrumentenbauschule Mittenwald, die auf eine über 158-jährige Tradition im Instrumentenbau zurück blicken kann. Schnell geriet das Cello in den Fokus seines Handwerks. „Ich liebe den Klang des Cellos und mag die Größe dieses Instruments“, erklärt er, warum er sich seinerzeit für die Spezialisierung auf dieses imposante Streichinstrument entschied.


[Allein im 4/4-Bereich baut Theis sechs verschiedene Celli.]

2002 eröffnete Theis seine eigene Werkstatt für Streichinstrumente, Bögen und Celloneubau in Odenspiel. Seitdem vereint er seine Kenntnisse im präzisen Formbau, die er sich als Werkzeugmacher erwarb, mit seiner Leidenschaft für Holz und den Klang des Cellos. Aus edlen Hölzern wie der Bergfichte, dem Bergahorn, in über 2.000 Metern Höhe gewachsen, oder dem Ebenholz, „als Anbauteile verbaut“, und ganz viel Leidenschaft entstehen seine handwerklichen Einzelstücke in mindestens 350 Arbeitsstunden. Mindestens zehn Jahre wurden die Hölzer abgelagert.„Bei dieser Arbeit habe ich mich selbst neu entdeckt“, beschreibt er seine Liebe zu seinem Beruf – die man auch seinen Instrumenten anmerkt.   

  

Denn schon das erste Cello, das unter Theis Händen entstand, fand seinen Käufer in einem professionellen Musiker. Der Berliner Philharmoniker Rudolf Weinsheimer, Maria Kliegel, die auf dem internationalen Konzertpodium wie in Funk und Fernsehen zu den faszinierendsten Cellistinnen der Gegenwart gezählt wird, oder Isabelle Sanderling-Besançon, die im Sarasota Orchestra und damit dem ältesten Orchester Floridas das Cello spielt, gehören mittlerweile unter anderem zu seinen Kunden. In Konzerthäusern auf der ganzen Welt konnte Theis seine Instrumente mittlerweile spielen hören. „Das ist jedes Mal ein sehr ergreifendes Erlebnis für mich. Und natürlich erfüllt es mich mit Stolz, meine Instrumente auf großen Bühnen zu erleben.“


[Thorsten Theis und Vasile Stanescu ihrem Gummersbacher Atelier.]

Auch der portugiesische Profimusiker und Konzertcellist Vasile Stanescu fand sein Trauminstrument in Odenspiel. Seitdem reiste er wie viele andere Cellisten aus aller Welt regelmäßig nach Reichshof, um sein Instrument zur jährlichen Inspektion zu Theis zu bringen. Aus der gemeinsamen Freude daran, immer mehr aus den Instrumenten herauszuholen, ist mittlerweile eine feste Freundschaft zwischen dem Profi-Instrumentenbauer und dem Profi-Instrumentalist geworden, die sich nun auch in einer geschäftlichen Beziehung widerspiegelt: Als Partner haben Theis und Stanescu am 1. Januar in der Alten Rathausstraße 1 in Gummersbach ein neues Atelier eröffnet.


[Konzertcellist Vasile Stanescu  zeigt gerne, wie die Instrumente klingen.]

Dies bietet den Kunden von Theis den Vorteil der Nähe zum Bahnhof, sodass sie bequem mit dem Zug anreisen können. Hier gibt es aber auch die Einzelstücke von Theis zu kaufen, daneben bietet der Konzertcellist Stanescu Cellounterricht für Anfänger und Fortgeschrittene, Kinder und Erwachsene in allen Altersgruppen und jedem Niveau sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache an. Profis haben die Gelegenheit, sich mit dem Cellist mit internationaler Erfahrung in Orchester, Kammermusik und Pädagogik auf Probespiele und Orchesterstellen vorzubereiten. Um diese einzigarte Symbiose aus Verkauf, Unterricht und Beratung rund um das Cello gemeinsam mit Theis anbieten zu können, ist Stanescu eigens aus Portugal ins Oberbergische ausgewandert. Wer also demnächst durch die Alte Rathausstraße schlendert und ein Cello hört, sollte ruhig kurz innehalten – einen Konzertcellist in der Gummersbacher Fußgängerzone hört man schließlich nicht alle Tage.

Weitere Informationen erhalten Interessierte unter www.cello-deutschland.de. Termine, auch zur Probestunde, können unter Tel.: 02297/90 94 10 ausgemacht werden.



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