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Oberberger aus Überzeugung

bv; 4. Jan 2017, 14:41 Uhr
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Oberberger aus Überzeugung

bv; 4. Jan 2017, 14:41 Uhr
Oberberg – IHK-Chef Michael Sallmann ist gebürtiger Hesse, fühlt sich aber in der Region pudelwohl – Er sieht die regionale Wirtschaft für das Jahr 2017 gut aufgestellt und beobachtet erhebliche Veränderungen in den Unternehmen, etwa durch die Digitalisierung.
Von Bernd Vorländer

Noch ist es still im Gebäude der Industrie- und Handelskammer in dem sonst die Fäden der oberbergischen Wirtschaft zusammenlaufen. Und Hausherr Michael Sallmann muss sich schon ein bisschen einsam vorkommen, denn erst allmählich trudeln viele Mitarbeiter nach dem Urlaub wieder ein. Doch irgendwie genießt der Chef der IHK-Geschäftsstelle Oberberg auch diese Zeit, die ihm Muße zum Nachdenken gibt. Fast sieben Jahre ist er inzwischen in der buckligen Welt des Oberbergischen zuhause und sagt: „Ich passe hierhin.“ Aufgewachsen in Hessen, danach in Köln beheimatet, hat er die Region immer schon als spannend empfunden – landschaftlich und wegen der spannenden Unternehmen. Als Sprecher der IHK Köln sei er Anfang des Jahrtausends immer mit einem Bündel von Impressionen und Ideen von Recherche-Besuchen im Oberbergischen zurückgekehrt und als sich 2008 die Chance ergab, eine Leitungsaufgabe in Gummersbach zu übernehmen, habe er aus voller Überzeugung zugegriffen. Inzwischen ist Sallmann nach zwei Jahren des Pendelns mit seiner Frau und den drei Kindern in Wiehl sesshaft geworden. Dort hat man sich ein 80 Jahre altes Haus gekauft, an dem man in jeder freien Minute werkelt. „Ein guter Ausgleich zu meinem Schreibtisch-Job“, findet Sallmann.

Auch für das begonnene Jahr sieht der IHK-Mann die Wirtschaft der Region größtenteils gut aufgestellt. Viele, seit Jahrzehnten bestehende Unternehmen, hätten sich intensiv mit Zukunfts-Herausforderungen auseinandergesetzt und entsprechend reagiert. Die zunehmende Digitalisierung erfordere neues Denken und verändere die früher eindeutige Wertschöpfungskette, die vom Produzenten über den Handel zum Kunden gelaufen sei. Heute seien die Unternehmen viel näher an den Bedürfnissen der Kunden dran, ihre Produkte böten häufig Hightech-Informationen, die noch vor wenigen Jahren weder gefordert wurden, noch hätten angeboten werden können. Doch verlange die Zukunft auch, sich rechtzeitig umzustellen. So etwa auch bei vielen Automobilzulieferern der Region. Für Sallmann ist Elektromobilität ein „Megathema“ der nächsten Jahre, das sich durchsetzen werde. „Nur ist heute nicht klar, wann das sein wird und ob der Wechsel sich langsam vollzieht oder abrupt.“


Das traditionelle Familienunternehmen, wie man viele in Oberberg antreffe, sei in der Sicherheit der Arbeitsplätze, der sozialen Verantwortung und der Nachhaltigkeit der Firmenentwicklung unschlagbar. „Hier wird nicht in Quartalen, sondern in Generationen geplant“, meint Sallmann. Das wirke in gewisser Weise entschleunigend bei den oft hektischen wirtschaftlichen Veränderungsprozessen. Indes – auch Oberberg kann sich nicht von der Welt abkapseln. Politische Verwerfungen, Sanktionen und weitere Bedrohungen des freien Handels hätten Rückwirkungen, die man auch in der Region spüren würde. Schließlich wandern bis zu 65 Prozent der in oberbergischen Unternehmen hergestellten Produkte in den Export.

Gefreut hat es Sallmann, dass die Kommunen der Region, der Kreis und die Sozialpartner hinsichtlich der Gewerbeflächen an einem Strang gezogen hätten und auch der Breitbandausbau „sehr koordiniert“ laufe. Zu tun gebe es noch einiges, um die Region noch besser in der Metropolregion Rheinland zu positionieren. Schließlich habe man nicht nur wirtschaftlich einiges zu bieten, sondern auch in punkto Lebensqualität. Und was hat sich Michael Sallmann persönlich vorgenommen? Er will mehr Rad fahren und endlich einmal Zeit finden, im Waldbröler Panarbora-Refugium ein gutes Buch zu lesen. „Das entspannt mich total“, weiß der 52-Jährige.
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