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Brücken bauen in ein selbstbestimmtes Leben

bv; 27. Nov 2018, 16:21 Uhr
Bild: bernd Vorländer --- Wollen das Projekt 'Oberberger Brücken' fortführen: (v. li.) Rolf Kirchner, Susanne Hahmann und Hartwig Zehl.
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Brücken bauen in ein selbstbestimmtes Leben

bv; 27. Nov 2018, 16:21 Uhr
Oberberg – In einem mit Hilfsgeldern finanzierten Projekt haben die Wohnhilfen Oberberg mehr als 300 Menschen geholfen, einen Weg aus dem Dunkeln ins Licht zu finden.
Von Bernd Vorländer

Es gibt sie, diese Menschen: Wir sehen sie hin und wieder auch in unserer Region – Menschen ohne Wohnung, die obdachlos auf der Straße leben. Sie sind oft unter vergleichbaren Umständen quasi aus dem Leben und durch das Netz sozialer Sicherung gefallen. Drogen, Arbeitslosigkeit, Verschuldung, Trennung, all dies spielt eine Rolle. Und plötzlich bleiben diese Menschen auf der Strecke – und auf der Straße.

Letzte Auffangstation sind dann Institutionen wie die Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven, die in einem vom Europäischen Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen sowie vom Bundessozialministerium finanzierten Projekt versuchen, Betroffenen zu einem geordneten Leben und einer Wohnung zu verhelfen. Weit mehr als 300 Menschen habe man in den vergangenen drei Jahren konkret helfen können, sagen Susanne Hahmann, Geschäftsbereichsleiterin der Wohnhilfen Oberberg und Hartwig Zehl, Projektleiter „Aufsuchende Arbeit“. Man habe Brücken gebaut zu denjenigen, die viele Brücken hinter sich abgerissen hätten, indem man nicht darauf gewartet habe, dass Betroffene den Weg in die Räume der Wohnhilfen finden würden, sondern sei an die Plätze und Orte gegangen, an denen sich die Menschen aufhielten.


Einer derer, die für die Wohnhilfen an vorderster Front arbeiten, ist Rolf Kirchner, Streetworker im Kreissüden. Er zeigt auf, wie wichtig Vertrauen bei dieser Arbeit ist. Mühsam kam er zunächst mit einem jungen Klienten in Kontakt, der auf der Straße lebte und dies als seine individuelle Freiheit ansah. Erst ganz allmählich entstand ein vertrauensvolles Miteinander, das den Mann jüngst dazu brachte, sich um Arbeit bemühend beim Jobcenter zu melden. Es sind diese kleinen Erfolge, von denen die Mitarbeiter der Wohnhilfen gerne erzählen, weil sie damit zeigen wollen, dass man niemanden aufgeben sollte. „Unser Ziel ist es, die Menschen zu motivieren, um baldmöglichst wieder ein selbstbestimmtes Leben ohne Abhängigkeiten zu führen“, sagt Rolf Kirchner. Er selbst ist ein Netzwerker, man kennt ihn an den Szene-Treffpunkten, man spricht mit ihm, weist ihn auf Notlagen anderer hin. Um an Menschen heranzukommen, muss man in der Szene verankert sein.

Nach drei Jahren ist das Projekt „Oberberger Brücken“, das gemeinsam mit dem Bildungsträger VSB durchgeführt wurde, ausgelaufen. Doch die Wohnhilfen haben eine zweijährige Verlängerung beantragt und sind optimistisch, dass auch künftig drei halbe Stellen auf diese Weise finanziert werden. In den kommenden Jahren will man sich vor allem auch um wohnungslose Frauen kümmern. Hier sehe man neue Herausforderungen, so Susanne Hahmann. Schließlich nehme die Zahl der Frauen zu, die Beziehungen eingingen, nur um einer Wohnungslosigkeit zu entgehen.
  
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