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Auch oberbergische Bauern in der Ernte-Krise

bv; 20. Aug 2018, 16:20 Uhr
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Auch oberbergische Bauern in der Ernte-Krise

bv; 20. Aug 2018, 16:20 Uhr
Oberberg – Erträge nach der Dürre im Sommer rückläufig - Landwirte oft zur Reduzierung des Viehbestandes oder Futterzukäufen gezwungen.
Von Bernd Vorländer

Des einen Freud, des anderen Leid. Während sich Getränkehersteller und Eisdielen über den Traum-Sommer freuen durften, herrschte bei den deutschen Bauern teils blankes Entsetzen. Der so dringend benötigte Regen ist über Wochen nicht gefallen. So war die Erntebilanz, die NRW-Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser heute der Bundesregierung übermittelte, denkbar schlecht. Am kommenden Mittwoch soll entschieden werden, ob durch die Dürre eine bundesweite Notsituation vorliegt. Wenn dies der Fall wäre, würden im weiteren Verlauf mögliche Finanzhilfen des Bundes und der Länder beraten.


Helmut Dresbach, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Oberbergischer Kreis, kann die NRW-Zahlen auch für das Rheinland bestätigen. Während die Einbußen bei Getreide mit zehn Prozent noch relativ moderat ausfielen, seien sie bei Raps mit 20 Prozent und Kartoffeln mit 40-prozentigen Einbußen doch gravierend. Im Oberbergischen zeige sich ein uneinheitliches Bild. Während es in den vergangenen Wochen an einigen Stellen wenigstens zu kurzen Niederschlägen gekommen sei, habe man anderenorts mit anhaltender Trockenheit zu tun. Betroffen seien viele viehhaltende Betriebe.

Zwar gebe es einige Kollegen, die noch auf eine Futterreserve aus dem vergangenen Jahr zurückgreifen könnten, „doch für viele stellt sich die Frage, wie sie ihre Tiere über den Winter bekommen sollen“, so Dresbach. Für die Landwirte gebe es nur zwei Möglichkeiten: Zum einen könne man den Viehbestand verringern und versuchen, mit dem geernteten Getreide und geringen Zukäufen über den Winter zu kommen. Problem dabei: Das Überangebot von angemeldeten Schlachttieren sorgt für sinkende Erlöse. Oder aber die Bauern beißen in den sauren Apfel und versuchen, über Futterzukäufe die Wintermonate zu überstehen. Für Dresbach steht fest: „Je länger wir ohne ergiebigen Regen bleiben, umso dramatischer wird die Situation.“

Dass finanzielle Hilfe von Land und Bund jetzt angedacht werden, sieht der Dresbach durchaus positiv, zumal die vergangenen Jahre auch nicht dazu geeignet gewesen seien, Reserven zu schaffen. Dresbach warnt aber bei etwaigen Hilfen vor dem Gießkannenprinzip. Es gelte, unbürokratisch und zielgenau diejenigen Landwirte zu unterstützen, die in eine echte Notsituation geraten seien. Zudem weist er darauf hin, dass Hilfen auf den absoluten Ausnahmefall beschränkt werden müssten. Schließlich wisse man in der Landwirtschaft, dass sich Witterung nicht planen lasse. „Und jeder Bauer muss eigentlich auch einmal zumindest mit einer Missernte leben können“, meint Dresbach.
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