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Ein ganzes Dorf gegen den Insektenschwund

nh; 10. May 2018, 07:55 Uhr
Bilder: Nils Hühn --- Annette Herrmann ist begeistert von Jens Knottes Idee und hat in ihrem Garten bereits eine Stelle gefunden, wo sie die Insektenblumen anpflanzen wird.
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Ein ganzes Dorf gegen den Insektenschwund

nh; 10. May 2018, 07:55 Uhr
Wiehl - Der Rückgang der Insekten ist unstrittig und die Ursachen umstritten - Im Wiehler Pferdedorf Hübender will man etwas für die Blütenvielfalt tun und fast alle Dorfbewohner beteiligen sich an dem Projekt.
Von Nils Hühn

Wenn es nach den zahlreichen Pferden im Wiehler Ort Hübender geht, ist der Rückgang an Insekten ein Mythos. Schließlich plagen sich die Vierbeiner, die dem Örtchen den Namen „Pferdedorf“ verschafften, weiterhin mit zahlreichen Fliegen, Bremsen und Mücken umher. Doch es werden in der Tat immer weniger Insekten, wie zahlreiche Studien belegen. Auch an der eigenen Windschutzscheibe soll man die Verminderung der summenden Geschöpfe ablesen können, wobei einige Kritiker anmerken, dass eine saubere Frontscheibe auch mit der verbesserten Aerodynamik von Autos zusammenhängen könnte.


Wie dem auch sei, in Wiehl ist man sich der Verantwortung gegenüber der eigenen Natur und der Zukunft der Kinder bewusst, weshalb Jens Knotte und einige Bekannte überlegten, wie man dem Insektensterben entgegentreten kann. Dabei wissen die Dorfbewohner, dass man kaum Einfluss auf Pestizide, Monokulturen, versiegelte Flächen, schrumpfende Naturschutzgebiete, verödete Gärten und Innenstädte oder gar den Klimawandel hat. „Aber jeder kann in seinem eigenen Garten anfangen“, erklärt Knotte das „Projekt 100“.

Ziel sei es, 100 Quadratmeter Insektenblumen für das Dorf anzupflanzen. Dafür hat Knotte Experten kontaktiert, die ihm heimisches Saatgut zusammenstellten, um eine optimale Kompatibilität mit den heimischen Insekten zu garantieren. „Das ist keine China-Mischung“, macht er deutlich. Nachdem er das Saatgut aus eigener Tasche bezahlt und per Post erhalten hatte, wurde es in kleine Tütchen abgepackt, die für ein bis zwei Quadratmeter Gartenfläche reichen. Anschließend hieß es Klinken putzen. „Nur vier Leute wollten nicht mitmachen“; ist die Resonanz laut Knotte großartig. Am heutigen Feiertag ziehen er und seine Mitstreiter erneut von Haus zu Haus.


[Erst vor wenigen Wochen baute Jens Knotte ein "Insektenhotel", das nun in bester Lage an der Römersträße auf "Gäste" wartet.]

„In ein paar Monaten wollen wir dann gucken, was aus den Samen geworden ist. Es handelt sich um verschiedene Pflanzen“, erklärt Knotte, dass er gespannt sei, welcher Nachbar einen grünen Daumen hat und wer nicht. Die ersten Dorfbewohner haben schon gesät. Auch Annette Herrmann hat einen Teil in ihrem Garten, der schon jetzt ein Eldorado für die krabbelnden und summenden Sechsbeiner ist, ausfindig gemacht, wo eine wilde Blumenwiese entstehen soll. „Wahrscheinlich kaufe ich mir bei der Genossenschaft noch mehr Saatgut“, will sie es nicht bei der kleinen Fläche lassen. Wer dem Beispiel der Dorfbewohner Hübenders folgen möchte, kann sich gerne bei Jens Knotte unter Tel.: 0178/889 19 69 melden.
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