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La dolce Vita, Sonnenschein und Orangenduft

us; 13. Aug 2018, 12:59 Uhr
Bild: Ute Sommer --- Als ausdrucksstarkes Doppel präsentierten Rezitator Lutz Görner mit Pianistin Nadia Singer das faszinierende Leben des aufstrebenden Klavierartisten Franz Liszt.
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La dolce Vita, Sonnenschein und Orangenduft

us; 13. Aug 2018, 12:59 Uhr
Nümbrecht - Beim Benefizkonzert 'Eine italienischen Nacht' auf Schloss Homburg begeisterten Rezitator Lutz Görner und Pianistin Nadia Singer das Publikum mit charmanten Briefauszügen aus der Feder des Klaviervirtuosen Franz Liszt und dessen Klavierbearbeitungen von Werken verschiedener Komponisten.
Von Ute Sommer

Die Anmutung des Dolce far niente, federleichte Gedanken an Sonnenschein und erahnter Orangenduft durchströmten am Sonntagabend die neue Orangerie von Schloss Homburg, denn mit einer inspirierenden Mischung von Literatur und Musik entführten Lutz Görner und Nadia Singer das Publikum ins Sehnsuchtsland Italien. Auf den Spuren des jungen Pianisten Franz Liszt, der in den 1830-er Jahren mit seiner damaligen Geliebten Marie d´Agoult  das Mittelmeerland bereiste, wurden das lombardische Mailand, die malerische Umgebung des Comer Sees und das pittoreske Örtchen Bellagio  für die Zuhörer in Wort und Klang erlebbar.


Die "lyrische Stimme Deutschlands", Lutz Görner, rezitierte in meisterhafter Art und Weise Passagen aus Briefen, die Liszt seinerzeit an Freunde in Paris, seine Mutter, den Schriftsteller Alexandre Dumas oder die Musiker Hector Berlioz und Robert Schumann verschickte. In schier unendlich mäandernden Satzgirlanden und ausdrucksstarken Bildern berichtet der Musiker von Emotionen himmlischen Glücks vor perfekter Bergkulisse, von allmählich zunehmender Bekanntheit im Mikrokosmos Bellagio, beschreibt ausführlich Szenen des dörflichen Lebens und das schleichende Dahinsterben seiner Amour Fou zur Gräfin d´Agoult.

Wortreich bedauert Liszt sein angeblich fehlendes schriftstellerisches Vermögen und die Tatsache, als Komponist lediglich auf die Musik als Ausdrucksform seiner Gemütslagen angewiesen zu sein- eine Selbsteinschätzung, die sich durch die pointierte und einfühlsame Lesung Görners als grober Irrtum herausstellte. Markant unterstrichen wurde Liszts künstlerische Doppelbegabung von den Klaviervorträgen der Pianistin Nadia Singer, die Liszt-Eigenkompositionen wie "La Gondoliera", das "Sonett von Petrarca" und "La Tarantella" zu Gehör brachte, genau wie seine Klavierbearbeitungen zeitgenössischer Musikliteratur von Gioachino Rossini, Vincenzo Bellini, Niccolò Paganini und Gaetano Donizetti.

Von Görner im Vorfeld angekündigt als ein "blonder Engel, der wie ein Teufel spielt", brillierte das 27-jähirge Klaviergenie mit extraordinäreren technischen Fähigkeiten, perfektem Gedächtnisspiel und schlafwandlerischer Sicherheit, mit der sie selbst die anspruchsvollsten Stücke interpretierte. Das hingerissene Publikum in der vollbesetzten Orangerie bedankte sich mit stürmischem Applaus für einen sinnlichen Italiengenuss, dessen Einnahmen in Einrichtung und Betrieb einer MuseumsWerkstatt in den Räumen der ehemaligen Burgschänke des Schlosses Homburg fließen.
  
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