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Ästhetik ist wichtiger als Kraft

ls; 23. Feb 2018, 10:10 Uhr
Bilder: Privat (1), Leif Schmittgen (2) ---
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Ästhetik ist wichtiger als Kraft

ls; 23. Feb 2018, 10:10 Uhr
Gummersbach - Dwayne Cole wurde kürzlich Deutscher Vizemeister im Bodybuilding - Er erzählt, worauf es in seinem Sport ankommt.
Von Leif Schmittgen

Dwayne Cole ist ein wirklich entspannter Typ. Lässig sitzt er mit einem Glas Wasser in der Hand auf dem Stuhl und plaudert locker drauflos. Im Dezember zog es ihn der Liebe wegen von der Hauptstadt Berlin nach Gummersbach. Und das weibliche Geschlecht ist auch der Grund, warum er vor fünf Jahren mit Bodybuilding angefangen hat. „Klar, ich wollte den Mädels imponieren“, sagt er mit einem Lachen. Er hat dann allerdings schnell gemerkt, dass ihm der Sport richtig guttut  - und sich das andere Thema im Laufe der Zeit ganz von alleine einpendelt. „Ich war als Jugendlicher leicht übergewichtig, deswegen bin ich ins Fitnessstudio gegangen und habe meine Richtung schnell gefunden“, sagt er.
 
[Dwayne Cole lässt gerne seine Muskeln spielen. Allerdings nur auf Wettkämpfen und nicht am Strand.]

Richtungen existieren es nämlich verschiedene im Kraftsport. Zum einen trainiert man aus gesundheitlichen Gründen im Fitnessstudio, um Verletzungen im Rahmen einer Rehamaßnahme zu kurieren, und zum anderen gibt es die Kraftsportler, die „einfach nur stark sein wollen“, sagt Cole. Seine Fitness-Disziplin, das Bodybuilding, hat natürlich mit Kraft zu tun, es geht dabei aber auch um viele andere Dinge. „Es ist bei Bodybuildern nicht nötig, möglichst viele Muskeln aufzubauen, sondern die Proportionen müssen stimmen“, berichtet er. „Viele trainieren zu intensiv, das kann dann ungesund sein“, weiß Cole, der bis dato selbst zwar von größeren Verletzungen verschont geblieben ist, aber aus dem Kollegenkreis von Entzündungen, Muskelzerrungen oder gar Bandscheibenvorfällen zu berichten weiß.


Vielmehr kommt es beim Bodybuilding darauf an, wie die Proportionen von Schulter und Taille zueinander passen. Auch seine Bauchmuskeln sind bei der Deutschen Meisterschaft von den acht Kampfrichtern als besonders gut bewertet worden. „Die Ästhetik spielt beim Bodybuilding eine große Rolle. Ich betreibe eine Präsentationssportart“, sagt er. Zugleich schränkt er aber ein. „Ich bin kein Poser." Vor dem Wettkampf hatte der gebürtige Berliner seinen Körper ganz gezielt trainiert, um dann eben doch im richtigen Moment „posen“ zu können. Der Lohn der Mühen war der Vizemeistertitel.

„Die Ernährung spielt ebenfalls eine große Rolle, wenn man zum gewünschten Ergebnis kommen möchte“, meint Cole, der fünf bis sechsmal in der Woche für etwa anderthalb Stunden trainiert. Deswegen machen er und seine Kollegen vor jedem Wettkampf speziell abgestimmte Diäten -  und das oft über Monate. Auf ein saftiges Steak muss er dabei jedoch nicht verzichten. „Das ist mageres Fleisch und hat außerdem viel tierisches Eiweiߓ, begründet der Leistungssportler.

Alkohol und Zigaretten sind für den Bodybuilder gänzlich tabu. „Okay, an Silvester gönne ich mir mal ein Glas“, erklärt er. Nach seinem Erfolg im Dezember nahm er sich eine Auszeit und "sündigte" nicht zu knapp. „Das habe ich zuerst echt genossen, aber schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich nicht mehr wohl. Deswegen werde ich beim nächsten Mal nicht auf Leckereien verzichten, die Zeit aber deutlich einschränken."

Nach dem Wettkampf ist schließlich vor dem Wettkampf, weiß auch der Bodybuilder ganz genau. „Mein Ziel ist es, einen internationalen Wettkampf zu gewinnen und damit die heiß begehrte 'Proficard' zu ergattern. Diese Türe ist nach dem Gewinn der nationalen Vizemeisterschaft ein Stück weit geöffnet worden, da er nun berechtigt ist, sich der internationalen Konkurrenz zu stellen. Darauf arbeitet der smarte Sportler hin. Denn dann ergeben sich für einen Bodybuilder interessante Perspektiven, auch finanziell. „Vom Sport allein kann man nicht leben, weil der finanzielle Aufwand, um an einem Wettbewerb teilzunehmen, sehr hoch. ist" Als Profi könne man auf Werbeverträge mit großen Firmen hoffen und somit seinen Lebensunterhalt bestreiten.

Bis dahin verdient der Sportler, wie sollte es anders sein, seine Brötchen als Fitness- und Personalcoach und plant, noch in diesem Jahr ein Ladenlokal zu eröffnen, wo er Nahrungsmittel für Kraftsportler anbieten will. In Gummersbach fühlt er sich „pudelwohl“. Das Großstadtleben vermisst er, auch wegen seiner Lebensgefährtin, die er über seinen Sport kennengelernt hat, nicht.

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