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Draußen ist es am schönsten, auch bei Rekordkälte

fj; 28. Feb 2018, 11:53 Uhr
Bilder: Fenja Jansen --- Wenn man spielt, dass man in einem Auto wie ein Erwachsener durch die Stadt fährt, stören auch die Minusgrade nicht.
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Draußen ist es am schönsten, auch bei Rekordkälte

fj; 28. Feb 2018, 11:53 Uhr
Gummersbach – Natürlich spielt sich in einer Waldkita das Leben vor allem draußen ab – Aber auch bei diesen Temperaturen? OA wollte das herausfinden und besuchte die Johanniter-Waldkita in Reininghausen.
Von Fenja Jansen

Die Nasen sind vor Kälte genauso gerötet wie die Wangen, aber die Augen von Fynn (3), Tom (3) und ihren Freunden von der Johanniter Waldkindertagesstätte Gummersbach blitzen vergnügt, wenn sie von ihren Lieblingsspielen erzählen. Bei den Antworten überschlagen sie sich fast: „Toben“, „Mutter und Kind“, „Polizei“ sowie „Anna und Elsa“ stehen hoch im Kurs. Auf die Frage, wie sie das Wetter heute finden, zucken die meisten dagegen nur die Achseln: „Ganz gut, die Sonne scheint doch“. Dabei zeigte das Thermometer heute Morgen minus zwölf Grad. Laut Meteorologen war die vergangene Nacht in weiten Teilen Deutschlands die kälteste des ganzen Winters.


[Im Bauwagen ist es warm, lieber beginnen die Kinder der Waldkita und Leiter Sascha Mathey ihren Tag aber im Sitzkreis im Freien. Hier planen sie am Morgen, wo sie heute im Wald spielen möchten.]
  
Die 13 kleinen Besucher der Waldkita, deren Leiter Sascha Mathey und die Erzieherinnen Larissa Sorg und Anna Hustädte hält das nicht davon ab, auch diesen Tag fast ausschließlich im Freien zu verbringen. „Seit der Eröffnung der Waldkita im September 2016 gab es keinen Tag, an dem wir nicht draußen waren. Nur beim Sturmtief Friederike sind die Kinder zu Hause geblieben“, erklärt Mathey, dass in der Waldkita der berühmte Spruch gilt: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.


[Auch auf einem „tiefgefrorenen“ Erdhügel lässt es sich prima Toben.]

Das wissen auch Tom und Fynn. „Dicke Skiwäsche, zwei paar dicke Socken, Fäustlinge, eine dicke Matsch-Hose und eine Mütze“, zählen die beiden auf, was sie alles anhaben und könnten die Reihe wohl noch beliebig fortsetzen, dick eingepackt wie sie sind. Lieber toben sie aber auf den Erdhügeln rund um den Bauwagen, der quasi als „Zentrale“ der Waldkita auf dem Gelände der ehemaligen Fachhochschule in Reininghausen steht. Vielmehr Zeit als hier verbringen die Kinder aber in den umliegenden Wäldern, wo für sie verschiedene Spielorte eingerichtet worden sind.



„Im Bauwagen nehmen wir das Frühstück und Mittag ein, hier können sich die Kinder umziehen, wenn sie nass geworden sind, oder auch mal aufwärmen“, erklärt Mathey. Es gibt eine Kochzeile, Tische und Bänke sowie eine Heizung. Viel los ist hier trotzdem nicht, die meisten sind draußen. „Kinder haben eine grundsätzliche Verbundenheit mit der Natur. Wenn man sie lässt, sind sie draußen. Und wenn sie dann einmal richtig spielen, wird das Wetter zweitrangig, sie nehmen es ganz anders wahr als wir Erwachsenen“, ist er überzeugt.


[Kleidung im „Zwiebel-Prinzip“ schützt die Kinder vor der Kälte.]

Mathey ist gelernter Forstwirt und gerne draußen, in der Waldkita kann er beides verbinden. Ebenso wie die Eltern der Kinder haben sich auch seine Kolleginnen bewusst für die Waldkita entschieden. „Abends kann ich super einschlafen, weil ich von der frischen Luft richtig müde bin. Morgens fühle ich mich dann fit und ausgeschlafen und ich werde auch seltener krank“, sagt Erzieherin Hustädte. Dasselbe beobachtet Mathey auch bei den Kindern: „Sie werden seltener krank und sind es, wenn, auch nicht so lange“, erklärt der Erzieher, der in diesem Bereich auf eine Erfahrung von 24 Jahren zurück blicken kann.


[Ein Stock und ein Baumstamm, den Rest macht die Fantasie. Viel „echtes Spielzeug“ gibt es in der Waldkita nicht, die Natur ist der Spielplatz.]

Danach gefragt, welches Wetter sie am wenigsten mögen, müssen die Kita-Kinder nicht lange nachdenken: „Sturm“, sind sie sich einig. Nicht aber, weil der auch eisig und ungemütlich sein kann, sondern weil sie dann nicht in den Wald dürfen, um zu spielen. Die Gefahr verletzt zu werden, wäre zu groß. Und welches Wetter ist das schönste? Ganz klar, Regen: Wenn alles so richtig schön nass ist, lässt es sich am besten im Matsch und am Bachlauf spielen. Waldkita-Leiter Mathey scheint tatsächlich recht zu haben: Kinder nehmen das Wetter anders war – und lassen sich auch von Dauerfrost und Minus-Temperaturen im Rekordbereich nicht vom Spielen abbringen.


[Fynn, Tom und ihre Freunde sind sich einig: Auch bei Kälte ist es draußen am schönsten.]
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