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Ohne Leidenschaft und Ideen

pn; 4. Nov 2018, 21:30 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Enttäuschung im Gesicht von Ivan Martinovic, während Wetzlar im Hintergrund seinen Sieg bejubelt.
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Ohne Leidenschaft und Ideen

pn; 4. Nov 2018, 21:30 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach erwischt gegen die HSG Wetzlar einen rabenschwarzen Tag - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm


VfL Gummersbach – HSG Wetzlar 19:24 (9:15).


Ein Blick in die Gesichter der VfL-Profis sprach nach dem Abpfiff Bände. Leerer hätten die Blicke der enttäuschten Oberberger kaum sein können. Der mutlose, über weite Strecken gar hilflos wirkende, Auftritt gegen die HSG Wetzlar hatte sich tief in die espritlose VfL-Seele eingebrannt. Während die Gäste um ihren umjubelten Matchwinner Till Klimpke (18 Paraden) das ‚Humba‘ in der Schwalbe-Arena anstimmten, schlichen die Kreisstädter möglichst schnell vom Spielfeld. Sportdirektor Christoph Schindler brachte es nach dem Spiel treffend auf den Punkt: „Wir sind natürlich enttäuscht. Nach zuletzt guten Leistungen haben wir erstmals diese Saison 3500 Zuschauer in der Halle und eigentlich ist alles angerichtet.“ Doch der ehemalige VfL-Kapitän weiß nur zu gut aus seiner eigenen aktiven Zeit, dass es gerade diese Spiele sind, die der Mannschaft einfach nicht liegen. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten zweieinhalb Jahre“, erklärte er weiter.


[Luis Villgrattner gehörte zu den wenigen Lichtblicken.]

Dabei schien Wetzlar eigentlich ein dankbarer Gegner zu sein. Auch das Team von Kai Wandschneider strotzte nach dem schwachen Saisonstart nicht gerade vor Selbstvertrauen. Entsprechend verkrampft wirkten die Anfangsminuten auf beiden Seiten. Einzig die beiden Torhüter Till Klimpke und Carsten Lichtlein waren sofort auf Betriebstemperatur und entschärften bis zur fünften Minute sämtliche Würfe auf ihr Gehäuse. Zwar brachen Filip Mirkulowski und Drago Vukovic nun den Bann, das Spiel blieb aber auch in der Folge bis zum 3:4 (11.) bieder.


Pouya Norouzinezhad wirkte nach seiner Nasenverletzung weiter eher gehemmt, während Ivan Martinovic derzeit in einer kleinen Formkrise scheint. Null Treffer aus insgesamt acht Versuchen unterstreichen statistisch einen rabenschwarzen Tag des Kroaten, dem man in seinem jungen Alter Formschwankungen aber durchaus zugestehen muss. Ohne die formlosen Leistungsträger wirkte das VfL-Spiel allerdings entsprechend ideenlos, einzig Drago Vukovic stemmte sich offensiv noch gegen den langsam anwachsenden 4:7-Rückstand (14.), während die beiden Außen einmal mehr völlig in der Luft hingen. Nach Zeitstrafen gegen den VfL-Kapitän sowie Alexander Becker enteilten die Gäste endgültig ein wenig zum 6:10 (19.), ehe Trainer Denis Bathijarevic mit den längst überfälligen Einwechslungen von Luis Villgrattner und Florian Baumgärtner nach neuen Impulsen suchte.



[Torhüter Till Klimpke und Spielgestalter Filip Mirkulowski wurden zum Gummersbacher Alptraum.]

Die konnte aber auch das Duo zunächst nicht vermitteln. Wetzlar hatte mit Mirkulowski und Stefan Cavor offensiv zwar auch nur zwei Alleinunterhalter zu bieten, diese lieferten allerdings bis zum 8:14 (24.) konsequent ab. Ganz anders Gummersbach. Ein verworfener Martinovic-Siebenmeter, missglückte Risikoanspiele an den Kreis sowie ein viel zu langsames Aufbauspiel in doppelter Überzahl ließen Bathijarevic auf der Bank verzweifeln. Negativer Höhepunkt unter eine gebrauchte erste Hälfte war der letzte Angriff vor dem Seitenwechsel, in der sich kein Spieler ein Herz nahm, sondern die Verantwortung für den finalen Wurf stets abgeschoben wurde.


Warum Denis Bathijarevic allerdings in der Pause überhaupt keine personellen Konsequenzen zog, wird sein Geheimnis bleiben. Zwar sagte der Coach nach der Partie, kein einziger Spieler habe ihm das Gefühl gegeben, dieses Spiel drehen zu können, dennoch durften sich dieselben Akteure weiter versuchen. Yonatan Dayan, Fynn Herzig, Pierre Busch fristeten dagegen ein 60—minütiges Dasein auf der Bank. Eirik Köpp wurde nur zu zwei Strafwürfen eingesetzt. Viel mehr Fehler als ihre Mitspieler hätten wohl auch die Nachwuchskräfte bis zum 12:20 (45.) nicht machen können. Dass es auch anders geht, zeigte immerhin Luis Villgrattner, der mit vier Treffern einen erfrischenden Auftritt ablieferte.





Wetzlar konnte sich dagegen in der Schlussphase sogar den Luxus erlauben, munter zu rochieren und beste Tempogegenstöße unsauber zu Ende zu spielen. Der mittlerweile eingewechselte Mathias Puhle, dessen Vertragsverlängerung um zwei Jahre vor dem Spiel bekannt gegeben wurde, kam so zwar noch zu einigen Paraden, ohne dass der Gästesieg über 17:23 (55.) aber jemals in Gefahr geriet. Nach dem letzten Treffer zum 19:24 durch Drago Vukovic hatte dann auch das unaufgeregte souveräne Schiedsrichtergespann Brodbeck/Reich ein Einsehen und beendete eine schwache Bundesligapartie, in der sich ideenlose Gummersbacher noch glücklich schätzen durften, nur mit fünf Toren verloren zu haben. Auf Denis Batjijarevic wartet viel Aufbauarbeit unter der Woche, ehe es am kommenden Sonntag zum starken Aufsteiger Bergischer HC geht.

[Die Enttäuschung im VfL-Lager war jedem anzusehen.]

Stimmen

Denis Bahtijarevic (VfL Gummersbach): Wetzlar hat eine starke und sehr disziplinierte Abwehr- und eine solide Angriffsleistung gespielt. Wir haben die Unsicherheiten im Angriff auf die Abwehr übertragen, was zur Folge hatte, dass wir nicht sicher in der Abwehr gestanden haben. Es wurde schlimm und schlimmer. Ich hatte heute keinen Spieler, der ein Signal gezeigt hat, ein gutes Spiel machen zu können. Die Körpersprache ging in eine negative Richtung. Wenn Pouya ein schwaches Spiel hat, dann bringt das Unsicherheiten.


Kai Wandschneider (HSG Wetzlar): Wir sind erleichtert, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir haben 60 Minuten hervorragende Abwehrarbeit geleistet. Till Klimpke hat alleine in der ersten Halbzeit elf Bälle gehalten. Wir haben den gefährlichen Pouya im Griff gehabt und ebenso Preuß. Wir haben den Ball laufen lassen. Nicht so zufrieden bin ich damit, dass wir zu viele freie Bälle liegen gelassen haben. Ich hoffe, dass wir durch die zwei Punkte jetzt freier im Kopf sind.
  
Statistik

Gummersbach: Drago Vukovic (6), Luis Villgrattner (4), Marvin Sommer (3), Tobias Schröter (2), Florian Baumgärtner, Alexander Becker, Pouya Norouzinezhad (je 1), Eirik Köpp (1/1).


Wetzlar: Stefan Cavor (6), Filip Mirkulovski (5), Anton Lindeskog (4), Max Holst (3/1), Max Lux (2), Alexander Herrmann, Joao Ferraz, Emil Frend Öfors, Lenny Rubin (je 1).


Siebenmeter
1/3 – 1/2 (Köpp und Martinovic scheitern an Klimpke – Holst an Lichtlein).


Strafen
6:8 Minuten (Schröter, Vukovic, Becker – 2x Kneer, Herrmann, Lindskog).


Zuschauer
3.518


Ergebnisse und Tabelle

  
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