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Tuysuz zieht SSV den Stecker

lo; 3. Oct 2018, 19:55 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung, Björn Loos --- Robin Brummenbaum (li.) hätte die Nümbrechter in Führung bringen können.
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Tuysuz zieht SSV den Stecker

lo; 3. Oct 2018, 19:55 Uhr
Oberberg - Der SSV Homburg-Nümbrecht scheitert im Kreispokalfinale nach großem Kampf an Titelverteidiger Bergisch Gladbach - Spiel um Platz drei: SVF gibt FVM-Ticket leichtfertig aus der Hand (AKTUALISIERT).
Der Pokal-Marathon in Engelskirchen ging mit Favoritenerfolgen zu Ende - zumindest in den Endspielen. Der SV Bergisch Gladbach 09 bestieg bei den Herren erneut den Thron, nach Schwerstarbeit gegen eine aufmüpfigen SSV Homburg-Nümbrecht. Blau-Weiß Biesfeld setzte sich im Frauen-Finale souverän gegen den FV Wiehl durch (siehe Bericht). Mit einer bösen Überraschung endete das Spiel um den dritten Platz der Herren für den SV Frielingsdorf. Der Bezirksligist sah wie der sichere Sieger aus, doch Union Rösrath bog den 0:2-Rückstand noch um und qualifizierte sich neben dem SV 09 sowie Nümbrecht für den FVM-Pokal. Die erste Runde wird morgen Abend ausgelost.       


[Philipp Wirsing behauptet den Ball.]

Finale (Herren)

SSV Homburg-Nümbrecht – SV Bergisch Gladbach 09 0:2 (0:1).

Zumindest eine Halbzeit lang durfte der SSV Homburg-Nümbrecht vom erstmaligen Gewinn des „Potts“ träumen. In einem intensiven Duell war der Landesligist und dem favorisierten Titelverteidiger über weite Strecken ebenbürtig, der SSV besaß in Durchgang eins sogar die besseren Chancen. „Wenn es zur Pause 3:1 für uns steht, hätte sich keiner beschweren dürfen“, erklärte Trainer Torsten Reisewitz. Nümbrecht kreierte in Person von Robin Brummenbaum die ersten Annäherungen. Zunächst erwischte er einen Kopfball nach einer Ecke von Tom Barth nicht richtig (8.), dann wurde er in relativ günstiger Position abgelaufen (13.).


Bergisch Gladbach attackierte die Nümbrechter früh, um Ballverluste zu provozieren. Der Plan ging nicht auf, weil die Reisewitz-Equipe trotz des Pressings eine erstaunliche Ruhe an den Tag legte und sich aus den Drucksituationen befreite. Kilian Seinsche durchbrach die hoch stehende Viererkette des Gegners, ließ aber den Zug zum Tor vermissen (17.). Die eiskalte Dusche folgte unmittelbar im Anschluss: Die SSV-Defensive wirkte leicht abgelenkt, als ein SV-Akteur verletzt am Boden lag. Der Mittelrheinligist nutzte die Konfusion: Flanke von rechts, Kopfball Metin Kizil – 0:1.


[Der Mann mit dem Turban in den Vereinsfarben: Tom Barth.]

„Da verhalten wir uns nicht clever genug“, monierte Reisewitz, der jedoch eine starke Antwort seiner Mannschaft sah. Seinsche war nach einem Pressschlag alleine durch, wählte allerdings die Option, Keeper Peter Stümer links zu überholen. Dadurch wurde der Winkel zu spitz, Seinsche scheiterte am Außennetz (27.). Wenig später behielt Stümer gegen Philipp Wirsing die Oberhand (32.), bevor die SSV-Anhänger gleich doppelten Grund hatten, sich die Haare zu raufen.

Stümer klärte außerhalb des Strafraums mit der Fußspitze vor Brummenbaum, der Querschläger landete bei Barth, der viel Kunstwiese und lediglich einen Abwehrspieler vor sich hatte. Doch er schloss die Aktion zu überhastet ab, sodass das Leder vor der Linie aus der Gefahrenzone bugsiert wurde (35.). Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre der Ausgleich fällig gewesen.

Längst hatte sich vor rund 450 Zuschauern ein Pokalfight entwickelt, was beide Teams wörtlich nahmen. Einige Fouls waren hart an der Grenze beziehungsweise überschritten diese. So konnte der Bergisch Gladbacher Amir Ali Mostowfi von Glück reden, dass er nach einem rüden Tritt gegen Dennis Kania nur eine Verwarnung erhielt. Derweil zog sich Barth während der Nachspielzeit, die wegen mehrerer Verletzungsunterbrechungen insgesamt neun Minuten umfasste, einen Cut über dem rechten Auge zu. Für ihn ging es mit einem Turban weiter.


[Rolf Müller (oberes Bild li.), Chef des Fußballkreises Berg, und der Spielausschussvorsitzende Gerhard Dittich nahmen die Siegerehrung vor.]

Ein Dieter-Hoeneß-Gedächtnis-Tor wollte Barth nicht glücken, stattdessen gelang den Gladbachern in der Startphase der zweiten Hälfte das 0:2. Mohamed Dahas fand den eingewechselten Fatih Tuysuz, der Christian Salmen mit einem Flachschuss überwand. „Dieses Tor hat uns das Genick gebrochen“, so Reisewitz. „Danach fehlte uns der Zugriff und wir sind nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen.“ Nümbrecht operierte verstärkt mit hohen Bällen, die aber wirkungslos verpufften. Einzig ein Freistoß von Christian Rüttgers hätte die Blau-Gelben zurückbringen können – knapp vorbei (64.).    

Der alte und neue Pokalsieger spulte sein Programm in der Schlussphase routiniert ab und schnupperte an weiteren Treffern – unter anderem durch Yoschua Grazina (75., 79.). „Wir haben zum dritten Mal in Folge verloren, obwohl wir wieder gut gespielt haben. Ich hoffe, dass sich das nicht in die Köpfe der Jungs frisst. Aufgrund der zweiten Halbzeit hat Bergisch Gladbach verdient gewonnen“, meinte Reisewitz. Als kleine Entschädigung für die Niederlage erhielt der SSV eine Prämie über 275 € und 50 Liter Bier von Pokalsponsor Bitburger.       

Tore
0:1 Metin Kizil (19.), 0:2 Fatih Tuysuz (50.).



[Julian Opitz war genauso enttäuscht wie sein Trainer Torsten Reisewitz.]

Spiel um Platz drei (Herren)

SV Frielingsdorf – Union Rösrath 2:3 (1:0).

Im Spiel um Platz drei gab Bezirksligist Frielingsdorf auf grob fahrlässige Weise einen 2:0-Vorsprung aus der Hand und unterlag dem Kreisliga A-Vertreter SV Union Rösrath. „Wenn man seine Chancen nicht nutzt und sich durch ein Gegentor so verunsichern lässt, muss man sich nicht wundern“, erklärte ein merklich konsternierter SVF-Spielertrainer Dennis Lüdenbach nach der leichtfertig verschenkten Gelegenheit, das Ticket für den FVM-Pokal zu lösen.


[Tim Weinrich war in dieser Szene obenauf, später verlor er den Faden.]

Der Favorit übernahm von Beginn an die Initiative, ohne ein Feuerwerk zu zünden. Dennoch war die Verteilung der Möglichkeiten einseitig: Florian Weinrich verstolperte den Ball nach einer Flanke von Lüdenbach (8.), Norman Lemke wurde zweimal abgeblockt (11.). Marvin Cortes prüfte Union-Goalie Lukas Matern mit einem Schuss aus 20 Metern (16.), ehe Louis Fliegner frei zum Abschluss kam, aber zu zentral abschloss (18.).

Ein Versuch von Lemke, pariert von Matern (26.), blieb für längere Zeit die letzte erwähnenswerte Strafraumszene, weil sich bei den Frielingsdorfern Ungenauigkeiten im Spielaufbau einschlichen. Dass das 1:0 aus einem Eckstoß resultierte, war daher kaum verwunderlich: Florian Weinrich nickte die Hereingabe von Louis Fliegner ins lange Eck.



Als der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Philipp Schmidt nach Wiederbeginn den zweiten Treffer nachlegte, schien alles auf einen ungefährdeten Erfolg für die Lüdenbach-Elf hinauszulaufen, zumal Rösrath gänzlich ungefährlich war und nach 70 Minuten erstmals nennenswert vor dem gegnerischen Kasten auftauchte. Cassio Santos Andrade zielte jedoch deutlich drüber.


[Norman Lemke schoss einige Fahrkarten - der Abwehrversuch des Rösrathers taugt eher für Punkte in der B-Note.] 

Doch dann leistete sich Tim Weinrich einen dicken Fauxpas, indem er einen missratenen Rückpass auf Keeper Timo Braun spielte. Kevin Rautenberg roch den Braten, war vor Braun am Ball und verkürzte. Unbegreiflich war die Entstehung des 2:2: Frielingsdorf lief in einen Konter (!) und konnte den Einschlag durch Florian Haerst nicht mehr verhindern.

Auf der Gegenseite setzte Tim Weinrich einen Kopfball aus der Nahdistanz vorbei und ein Treffer von Johannes Kisseler fand  keine Anerkennung, weil der Schiri-Assistent an der Seitenlinie ein Foul beobachtet haben wollte (79., 80.). Und es sollte noch schlimmer kommen für den SVF: Im Zugabenteil war Achim Geißler nach einem Freistoß per Kopf zur Stelle und schickte Lüdenbach und Co. endgültig ins Tal der Tränen. „Bis zum 2:1 hatten wir alles im Griff. Niemand hätte gedacht, dass wir dieses Spiel noch verlieren“, musste der Coach nach den bislang enttäuschenden Ergebnissen in der Liga den nächsten Rückschlag verdauen.                    

Tore
1:0 Florian Weinrich (42. Louis Fliegner), 2:0 Philipp Schmidt (49. Gianluca Fliegner), 2:1 Kevin Rautenberg (72.), 2:2 Florian Haerst (75.), 2:3 Achim Geißler (90.+1).
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