Archiv

Blau-weiße Disziplinlosigkeiten

bv; 7. Sep 2018, 10:00 Uhr
ARCHIV

Blau-weiße Disziplinlosigkeiten

bv; 7. Sep 2018, 10:00 Uhr
Gummersbach - Beim Handball-Bundesligisten VfL Gummersbach müssen Trainer und Sportdirektor nach dem Debakel von Lemgo und der Kritik des Mannschaftskapitäns hart durchgreifen.
Eigentlich erwartet der geneigte Handball-Fan vor dem kommenden Bundesligaspiel des VfL Gummersbach hier einen ausführlichen Vorbericht. Eigentlich ist aber nach dem Auftritt der Kreisstädter in Lemgo (zum Bericht) nichts mehr normal, verbietet es sich, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Keine zwei Wochen ist es her, dass man beim ersten Heimspiel eine gute Leistung angeboten hatte und nur unglücklich unterlag. In Ostwestfalen wurde man jetzt aber der Lächerlichkeit preisgegeben, die Zuschauer hatten nur noch Mitleid mit dem Gästeteam, das weite Strecken völlig plan- und ordnungslos jegliches Bundesliganiveau vermissen ließ, eklatante technische Mängel offenbarte und völlig zurecht aus der Halle geschossen wurde. Von einer Mannschaft, die 48 Stunden zuvor noch in Kiel um Punkte gekämpft hatte.


"Leidenschaft vereint" - so lautet der Wahlspruch des VfL. In Lemgo war man davon Lichtjahre entfernt. Dabei wäre es für Fans und Beobachter sogar noch zu verschmerzen, wenn man einen gebrauchten Tag erwischt und einfach nur sehr schlecht gespielt hätte. Doch beim VfL liegt mehr im Argen. Drago Vukovic, der in seinem Handballer-Leben sicherlich schon viel gesehen hat, und der eigentlich als zurückhaltend bekannt ist, gestattete im Fernsehen einen Blick durchs Schlüsselloch. Danach geht es beim VfL drunter und drüber. Mannschaftskapitän Vukovic sprach von Mitspielern, die den Handball offenbar als Hobby betrachteten, die den Traineranweisungen nicht folgten und 'machen, was sie wollen'. Diese Bekenntnisse des Handball-Routiniers offenbaren ein massives Disziplin- und Ordnungsproblem.

Da tritt das nächste Spiel gegen Stuttgart, das überraschend mit 4:2-Punkten einen sehr guten Start hingelegt hat, in den Hintergrund. Es geht für den VfL Gummersbach um mehr als zwei (dringend benötigte) Punkte. Trainer und Sportdirektor sind jetzt gefordert, hart durchzugreifen, wenn die Beobachtungen von Vukovic zutreffen, woran es eigentlich keinen Zweifel geben kann. Wer Egoismen diesen Ausmaßes in einem Profiteam akzeptiert, hat schon verloren. Trotz kleinen Kaders und dem Sturz ans Tabellenende: Denis Bahtijarevic und Christoph Schindler müssen reagieren, zur Not auch Spieler suspendieren und auf die Tribüne setzen, wenn die 'ihr eigenes Ding' machen wollen. Der zahlende Zuschauer hat ein Recht darauf, eine Mannschaft mit Akteuren zu erleben, die eigene Befindlichkeiten hintenanstellen, sich unterordnen und an einen Matchplan halten. Wer dazu nicht bereit ist, hat im Leistungssport nichts verloren.
WERBUNG