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Der Betonmischer ist keine Option

lo; 7. Aug 2018, 10:45 Uhr
Bilder: Björn Loos.
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Der Betonmischer ist keine Option

lo; 7. Aug 2018, 10:45 Uhr
Nümbrecht - Landesligist SSV Homburg-Nümbrecht möchte wieder ins vordere Tabellendrittel vorstoßen - Die Mannschaft soll variabler und geordneter auftreten - Vorschusslorbeeren der Konkurrenz lassen Coach Torsten Reisewitz kalt.
Der SSV Homburg-Nümbrecht schwankte in der abgelaufenen Spielzeit zwischen Euphorie und Ernüchterung. Die Mannschaft von Trainer Torsten Reisewitz mischte zum Bergfest im Dezember im Vorderfeld mit und nichts deutete darauf hin, dass nach der Winterpause dunkle Wolken aufziehen. Doch das Mammutprogramm mit den unzähligen Nachholspielen zu Beginn der Rückrunde sowie ein voll besetztes Lazarett sorgten für eine sportliche Krise. Die Nümbrechter verloren die Spitze aus den Augen und mussten den Blick sogar nach unten richten. Erst als die englischen Wochen überstanden waren, fand der SSV seinen Rhythmus wieder, kletterte dank eines Schlussspurts im Klassement nach oben und feierte ein Happy End: Mit 48 Zählern, lediglich zwei Punkte hinter dem Vizemeister, und dem fünften Platz wurden zwei Vereinsrekorde geknackt.  

Kommen und Gehen

Zweifellos ist Jonas Henscheid als Toptransfer zu behandeln. Der Rückkehrer war wichtiger Bestandteil der torhungrigen Offensive des TuS Oberpleis und spielt in den Überlegungen von Reisewitz eine zentrale Rolle. „Jonas ist für eine super Verpflichtung, weil er uns variabler werden lässt. Er hat eine extrem hohe Sicherheit vor dem Tor und das macht uns noch gefährlicher“, so der Trainer. Aber nicht nur die sportlichen Vorzüge des 27-Jährigen stellt Reisewitz heraus. „Er ist jemand, der die Mannschaft auf dem Platz coacht. Dadurch gibt er den anderen viel mit.“ Die bisherigen Eindrücke bestätigen, dass Henscheid die ihm zugedachte Funktion als Führungsspieler auf Anhieb ausfüllt.

Bei den übrigen externen Neuzugängen bleibt abzuwarten, wie schnell sie sich an die Gepflogenheiten in der Liga gewöhnen. Felix Jäger und Maximilian Sackner wechselten aus der Kreisliga B nach Nümbrecht - eine gewaltige Umstellung. „Ich erwarte nicht, dass sie sofort den Sprung unter die ersten Elf schaffen. Das wäre auch zu viel verlangt. Unsere Aufgabe ist, die jungen Burschen heranzuführen“, so Reisewitz. Tom Hillenbach und Fikret Karavdic werden sich ihre Sporen zunächst in der 2. Mannschaft verdienen müssen. Dass die Kreisliga A-Garde ein Sprungbrett ist, haben Ricardo Bauerfeind und Daniel Kelm bewiesen, die fortan fest zum Stamm gehören. In diesem Zusammenhang lobt Reisewitz die Arbeit von Reservecoach Florian Schmidt. „Das klappt hervorragend. Ich kann die Spieler aus der Zweiten bedenkenlos reinwerfen.“


Manuel Marks hat sich ebenfalls dazu entschlossen, die Vorbereitung mitzumachen. Als Linksverteidiger wusste er durchaus zu gefallen. Der Transfer von Torwart Pascal Rüsche war ein Glücksgriff, zumal nach der Absage von Kim Schwensen akuter Handlungsbedarf bestand. Mit Thomas Koch übernimmt ein alter Weggefährte von Reisewitz den Posten des Assistenztrainers für Fabian Förster. Schmerzlich ist der Abgang von Bastian Sellau, der dem Ruf seines Heimatvereins TuS Homburg-Bröltal folgte, um dort als Coach anzuheuern. Auch Allzweckwaffe Tristan Wolf hat den Klub verlassen. Joscha Trommler und Jan Leyerer (jeweils berufliche Gründe) sowie die Rekonvaleszenten Aron Jungjohann und Alexander Epstein stehen erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung.     


[Torsten Reisewitz geht in Nümbrecht in seine dritte Saison.]

Die Mannschaft, Spielsystem, Taktik

Die Nümbrechter haben den Kader nach den negativen Erfahrungen der Vorjahre abermals aufgestockt - auch auf die Gefahr hin, dass bei den Bankdrückern Unzufriedenheit herrscht. „Wir haben in der vergangenen Rückrunde gesehen, wie schnell es gehen kann. Da waren wir manchmal mit 12, 13 Mann unterwegs. Insbesondere im Angriff und im Mittelfeld wird es zu Härtefällen kommen. Ich hoffe aber, dass das leistungsfördernd ist und die Jungs, die nicht von Beginn an spielen, davon angestachelt werden“, betont Reisewitz. Mit Jonas Wagner und Michel Hock kehren bald zwei Langzeitverletzte zurück, wodurch der Konkurrenzkampf weiter angeheizt wird.    

Taktische Veränderungen sind nach Angaben des Trainers nicht vorgesehen. Zu Hause präferiert er ein 3-5-2, auswärts wird es wahrscheinlich auf ein 4-4-2 hinauslaufen. Diese Systeme sollen offensiv und flexibel interpretiert werden. „Alle Taktiken, die mit Beton anrühren zu tun haben, wird es bei mir nicht geben“, sagt Reisewitz. „Ich bin ein Freund davon, das Spiel aktiv zu gestalten, und dominant aufzutreten. Wir haben eine klare Idee, und die ist, dass wir den Ball haben.“

Dass das „Nach-Vorne-Denken“ mitunter seinen Tribut fordert, bekam der SSV in einigen Partien zu spüren. Ohne eine gewisse Disziplin im Rückzugsverhalten birgt der Ballbesitz-Fußball Risiken. „Gegen den Ball haben wir zu viele Fehler gemacht. Deshalb sind wir oft ins offene Messer gelaufen. Es muss uns gelingen, nach Ballverlusten geordneter zu stehen. Klappt das nicht, gibt es keinen Gegner, der das nicht bestraft“, erwartet der Coach eine Weiterentwicklung in puncto Abgeklärtheit. „Es geht darum, auch mal das Tempo rauszunehmen und nicht ständig früh zu pressen. Eher defensiv zu agieren und auf schnelles Umschaltspiel zu setzen, soll auch eine Option sein.“ Als zusätzliches Pfund haben die Blau-Gelben ihre gefürchteten Standardsituationen im Repertoire.




Saisonziel, Einschätzungen zur Liga

Jeglichen Bremsklötzen zum Trotz ist der SSV seit dem Aufstieg zweimal Sechster und zuletzt Fünfter geworden. Da das Aufgebot im Kern zusammengeblieben ist und verstärkt werden konnte, zählen manche Landesligatrainer das Reisewitz-Ensemble zum Kreis der engsten Favoriten. Mit Aufstiegsgedanken kokettiert der Coach nicht. „Das ist kein Understatement: Unser primäres Ziel ist, die Klasse zu halten, ohne die rote Linie zu sehen. Das wäre für unseren kleinen Verein mehr als in Ordnung.“

Gleichwohl ist ihm bewusst, dass sein Team schwer zu stoppen ist, wenn alles passt. „Dann können wir jeden ärgern. Rufen wir jedoch zehn Prozent weniger ab, haben wir ein Problem.“ Aufgrund der Kaderausstattung und der Erfahrung des Personals sieht er den FC Pesch, den FV Bonn-Endenich, den VfL Rheinbach und Borussia Lindenthal-Hohenlind vorne. „Die Liga wird qualitativ mindestens so gut sein wie letztes Jahr und bei vielen Gegnern wissen wir nicht, was auf uns zukommt“, warnt Reisewitz vor einer zu hohen Erwartungshaltung. Im Idealfall sei das Erreichen von Platz drei bis sechs möglich. „Dafür müssen wir komplett bleiben und als Mannschaft funktionieren.“    



[Torsten Reisewitz (li.) und Thomas Koch (2.v.re.) mit den Neuzugängen Pascal Rüsche, Ricardo Bauerfeind, Maximilian Sackner, Felix Jäger, Max Ahrend, Jonas Henscheid und Manuel Marks (v.li.).]

Zugänge
Jonas Henscheid (TuS Oberpleis), Fikret Karavdic (zuletzt NK Istra/2. Liga Bosnien), Pascal Rüsche (FV Wiehl II), Maximilian Sackner (FC Wiedenest-Othetal), Felix Jäger (FC Wiedenest-Othetal), Tom Hillenbach (FV Wiehl U19), Ricardo Bauerfeind (eigene 2. Mannschaft), Daniel Kelm (eigene 2. Mannschaft), Manuel Marks (eigene 3. Mannschaft), Max Ahrend (eigene U19/Seniorenspielberechtigung).

Abgänge
Bastian Sellau (Spielertrainer TuS Homburg-Bröltal), Tristan Wolf (spielender Co-Trainer Borussia Derschlag)

Der Kader

Tor
Christian Salmen, Pascal Rüsche, Max Ahrend

Abwehr
Alexander Epstein, Michel Hock, Dennis Kania, Philipp Wirsing, Aron Jungjohann, Jan Luca Krämer, Johannes Volk, Ricardo Bauerfeind, Tom Hillenbach, Manuel Marks, Fikret Karavdic

Mittelfeld
Julian Schwarz, Christian Rüttgers, Jonas Wagner, Robert Arnds, Joscha Trommler, Julian Opitz, Eduard Kelm jr., Jonas Henscheid, Felix Jäger, Jan Leyerer

Angriff
Tom Barth, Mike Großberndt, Robin Brummenbaum, Kilian Seinsche, Maximilian Sackner, Daniel Kelm

Trainer
Torsten Reisewitz

Co-Trainer
Thomas Koch

Betreuer
Martin Krüger

Physiotherapeutin
Daniela Dahlenkamp

Sportlicher Leiter
Ralph Köhler.
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