Archiv

'Eine Zeit ohne Fußball ist nicht vorstellbar'

jlo; 14. Jun 2018, 09:55 Uhr
Bilder: OA --- Norbert Scheider im Wandel der Zeit.
ARCHIV

'Eine Zeit ohne Fußball ist nicht vorstellbar'

jlo; 14. Jun 2018, 09:55 Uhr
Wipperfürth - Nach 18 Jahren hat Norbert Scheider seinen Trainerposten beim A-Ligisten VfR Wipperfürth abgegeben - Oberberg-Aktuell sprach mit dem Urgestein über seine Zeit bei den Hansestädtern.
Von Jürgen Lorenz

Beim VfR Wipperfürth ist eine Ära zu Ende gegangen: Norbert Scheider hat seinen Trainerjob nach 18 Jahren an den Nagel gehängt. Am kommenden Samstag bekommt der Coach „sein“ Abschiedsspiel. Um 16 Uhr treffen an den Ohler Wiesen die aktuelle VfR-Mannschaft und ein Ehemaligen-Team aufeinander.  Anschließend wird am Sportplatz gefeiert.      

Steckbrief

Stationen als Spieler           
TSV Hämmern (Jugend)                             
VfR Wipperfürth (Jugend)
Borussia Wuppertal (Landesliga)
VfR Wipperfürth

Stationen als Trainer
TSV Hämmern (Spielertrainer 1996 bis 1999)
VfR Wipperfürth (seit 2000)

Größte Erfolge
Kreispokalsieger 2007, dreimalige Finalteilnahme im Kreispokal, Hallenkreispokalsieger 2007 und 2010, Bezirksligaaufstieg 2005, Landesligaaufstieg 2008 und 2011

Höchster Sieg
7:0 gegen TV Falkenburg (2017)

Höchste Niederlage
3:11 gegen TV Hoffnungsthal (2018)

Norbert Scheiders „Traum-Zwölf“



Schönste(r) Moment(e)?
Da gibt es ein paar. Der erste Aufstieg in die Landesliga 2008. Damals haben wir Mannschaften wie Bröltal und Lindlar hinter uns gelassen, die das länger versucht hatten. Dann der Kreispokalerfolg 2007. Das hatte der Verein vorher noch nie erreicht. Und natürlich der Halbfinalerfolg im Pokal gegen den SV Bergisch Gladbach 09. Die haben damals in der Oberliga gespielt und sind gegen uns im Elfmeterschießen ausgeschieden.

Besondere(r) Moment(e)?
Der Aufstieg zur Landesliga 2011. Damals war unsere neue Sportanlage gerade fertig und wir hatten zu Hause ein echtes Endspiel vor etwa 1.000 Zuschauern. Da passte alles perfekt.

Bitterste(r) Moment(e)?
Die sportlichen Momente habe ich eigentlich immer ganz gut verarbeitet. Ein ganz bitterer Moment war der Tod von Björn Blaschke im Jahr 2009, einem ehemaligen Spieler, der damals aber bereits in Wipperfeld spielte. Das Erlebnis hat mich sehr bewegt und mir gezeigt, dass Fußball nur eine schöne Nebensache ist.

Kuriose Erinnerung(en)?
Mit Bastian Schneider und Tobias Kapellen hatte ich damals zwei sehr gute Torhüter. Im Pokalhalbfinale gegen Gladbach stand Basti, wie in dieser Saison immer, im Pokal im Tor. Nach regulärer Spielzeit stand es 1:1. In der Pause der Verlängerung hat Basti dann gesagt: 'Wenn es ins Elfmeterschießen geht, wechsle den Tobi ein, der ist da besser.' Das haben wir kurz vor dem Ende gemacht. Tobi hat die ersten drei Elfmeter gehalten und wir standen im Finale.

Besondere Begleiter?
Mit Norbert Becker habe ich schon in der Jugend zusammengearbeitet. Später war er dann Betreuer. Ein ganz besonderer Mensch, ebenso wie Betreuer Detlef Lemke. Auf diese Leute konnte man sich verlassen. Das sind die Menschen im Team, die einem den Rücken freihalten, die, die keiner sieht.


Besonderer Tick/Aberglaube?
Keine Aufstellung vor Sonntagmorgen.

Warum so lange in Wipperfürth?
Es hat keinen Grund gegeben zu wechseln. Ich fühlte mich hier immer wohl und hatte in der ganzen Zeit vom Vorstand die totale Unterstützung. Es passte einfach alles. Auch wenn es mal schlechter lief, war ich nicht der Typ, der die Flinte ins Korn geworfen hat. Der Vorstand war auch immer für neue Ideen offen und hat mich machen lassen.

Wie waren die Anfänge beim VfR?
Meine erste Saison wäre beinahe nach vier Monaten wieder beendet gewesen. Wir standen auf einem Abstiegsplatz, aber Hans-Jürgen Breidenbach hat damals an mich geglaubt. Da hätte alles zu Ende sein können, jetzt sind 18 Jahre daraus geworden.

Was hat sich im Laufe der Zeit verändert?
Der Fußball ist für viele junge Leute nicht mehr alles. Es gibt viele Alternativen und die neuen Generationen sind nicht mehr so ehrgeizig, fahren während der Saison in den Urlaub und fehlen wegen der dollsten Feiern. Das hat es früher so nicht gegeben. Da muss man sich auch als Trainer anpassen. Wir haben nicht mehr die Möglichkeiten, jemanden wegen mangelnder Einstellung rauszuschmeißen und sich dann aus ein paar Talenten mal eben Ersatz zu besorgen.

Wie geht’s weiter?
Die Langeweile ist bereits da. Ich hatte ja schon nichts mehr mit der Saisonvorbereitung und den Kaderplanungen für die kommende Spielzeit zu tun. Zum Glück kommt jetzt die Fußball-Weltmeisterschaft. Es ist ein komisches Gefühl, wobei ich mit meiner A-Lizenz auch gerne noch einmal höherklassig arbeiten möchte. Mal schauen, was passiert. Eine Zeit ohne Fußball ist nicht vorstellbar.
WERBUNG