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Der Faktor Jugend und die Zukunft des VfL

bv; 12. Jun 2018, 15:37 Uhr
Bild: Archiv --- Das wünschen sich alle VfL-Fans: Endlich eine Saison mit vielen Jubelmomenten und ohne Zittern.
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Der Faktor Jugend und die Zukunft des VfL

bv; 12. Jun 2018, 15:37 Uhr
Gummersbach - Sportdirektor Christoph Schindler setzt angesichts enger Etatgrenzen auf die eigene Kaderschmiede und betont den Wert von Mentalitätsspielern - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Christoph Schindler hat in seinem Handballerleben schon einiges hinter sich gebracht. Die Wochen im Monat Mai gehören für ihn sicherlich zu den nervenaufreibendsten in seiner gesamten Karriere. „Die Sorgen, den Kampf um den Klassenerhalt gewinnen zu können, nimmst du mit ins Bett und stehst jeden Tag wieder damit auf“, gestattet der Sportdirektor des VfL Gummersbach einen kleinen Einblick in sein Seelenleben. So wie ihm ging es der gesamten Geschäftsstelle, den Spielern, dem Umfeld und vielen Fans. Man zog alle Register, arbeitete mit einem Motivationstrainer zusammen – und sprang dem „Abstiegstod“ in letzter Sekunde durch den Sieg in Hüttenberg von der Schippe. Doch nach der Erleichterung ist vor der nächsten Saison. Und da soll sich das Zittern möglichst nicht wiederholen.

Schindler ist überzeugt davon, mit den drei feststehenden Neuzugängen einen wichtigen Schritt in Richtung ruhigeres Fahrwasser getan zu haben. Allen dreien bescheinigt der Sportdirektor eine hervorragende Mentalität. Pouya Norouzi, der von den Kadetten Schaffhausen kommt, brenne ebenso wie der junge Linkshänder Ivan Martinovic darauf, das VfL-Trikot tragen zu dürfen. Königs-Transfer sei jedoch Vlado Vukovic. „Er hat die Gabe, Mitspieler besser zu machen und er wird die Identifikation mit dem VfL vorleben“, ist sich Schindler sicher. Das Gerangel um Kreisläufer Moritz Preuss soll dagegen ein Ende haben, denn der VfL-Sportchef hat ein Machtwort gesprochen. „Ich gehe davon aus, dass er zum Vorbereitungsstart unseren Kader mit anführt.“ Bekannt ist, dass der Neu-Nationalspieler gerne vorzeitig zum SC Magdeburg gegangen wäre und die Elbe-Städter auch für einen Wechsel vor dem Jahr 2019 tief in die Tasche gegriffen hätten. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Schließlich würden die Blau-Weißen auch adäquaten Ersatz benötigen – und der ist auf dem Spielermarkt nicht ohne Weiteres zu bekommen.


Allerdings weiß Schindler auch, dass das Personalgerüst des VfL in der kommenden Saison auf Kante genäht ist. Mit dem aktuellen Etat lassen sich keine großen Sprünge machen und so sollte sich am besten kein Leistungsträger mit längerfristigen Verletzungen herumplagen, denn Alternativen stehen nicht zur Verfügung. Damit dies nicht auf lange Sicht der status quo bleibt, legt Schindler als sportlicher Leiter erheblich mehr Gewicht auf die Entwicklung der Handball-Akademie, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Fakt ist: Man leistete sich zwar Nachwuchsförderung, betrieb sie aber nicht mit der Ernsthaftigkeit, die einem Bundesligisten angemessen gewesen wäre. Schindler will dies von Grund auf ändern und am kommenden Freitag bei der Vorstellung des neuen Leiters Alois Mraz konkrete Inhalte benennen. So viel ist aber jetzt schon klar: „Wir müssen die Akademie endlich leben. Der ganze Verein muss sich mit der Jugendförderung identifizieren“, gibt der Sportdirektor den Weg vor und weiß, dass dies auch mit Mehrausgaben verbunden ist. Und es ist natürlich neben vielen Argumenten auch eine gehörige Portion Pragmatismus dabei, denn die Entwicklung von Talenten ist die günstigste Form, Spieler für das Bundesliga-Team zu rekrutieren.

Mit Alois Mraz glaubt Schindler einen Glücksgriff getan zu haben. Der 139-fache tschechische Nationalspieler war viele Jahre als Akteur in der Bundesliga aktiv, hat in Hüttenberg Erfahrungen als Trainer im Jugend- wie im Seniorenbereich vorzuweisen, soll aber beim VfL nicht nur die A-Jugend trainieren und die Akademie leiten. Als Nachwuchskoordinator muss er es bewerkstelligen, die Anschlussförderung der Junioren so zu gestalten, dass es den Besten gelingt, sich einen Platz im Bundesliga-Kader zu sichern.   
  
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