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Exkursion in die NS-Vergangenheit

Red; 23. Apr 2018, 14:45 Uhr
Bilder: OBK --- Gut Rottland war der Sitz von NS-Verberecher Robert Ley.
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Exkursion in die NS-Vergangenheit

Red; 23. Apr 2018, 14:45 Uhr
Oberberg - Schüler, Lehrer und Interessierte waren auf Spurensuche bei historischen Überresten der NS-Zeit im Kreisgebiet – Weiterer Termin geplant.
Eine Exkursion zum Thema "Historischer Rassismus" hat das Kommunale Integrationszentrum (KI) des Oberbergischen Kreises jetzt für Schüler, Lehrer, Sozialarbeiter und an Geschichte interessierte Menschen organisiert. Unterstützt von Wilfried Hahn, Zeitzeuge; Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der Oberbergischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, hat das KI eine Gruppe zu historischen Überresten und Gedenkstätten der nationalsozialistischen Vergangenheit im Oberbergischen Kreis geführt.


[Wilfried Hahn (re.) erklärte, wie aus der ehemaligen "Hitlermauer" die "Friedensmauer" in Waldbröl wurde - ein Mahnmal gegen die NS-Verbrechen.]

Die Exkursion war ebenso wie die Datenbank zum Thema“ Historischer Rassismus“ eine Idee aus dem Netzwerk der oberbergischen Courage-Schulen. Bei der Exkursion entpuppen sich scheinbar unauffällige Orte als Schauplätze des oberbergischen Nationalsozialismus. Wilfried Hahn vermittelte, wie und warum sich der Nationalsozialismus gerade bei der überwiegend armen Landbevölkerung durchsetzen konnte. Als einflussreichste und prägende Person der NS-Zeit im Oberbergischen beschreibt der 78-Jährige den Nümbrechter Robert Ley, geboren am 15. Februar 1890 in Niederbreidenbach, ehemals Gemeinde Marienberghausen, gestorben am 25. Oktober 1945 durch Selbstmord im Nürnberger Kriegsverbrechergefängnis. 1936 kaufte Ley das Gut Rottland, um es als Herrensitz ausbauen zu lassen. Waldbröl sollte Deutschlands Agrarhauptstadt werden und die "größte Stadt zwischen Köln und Kassel.

 

In Oberwiehl zum Beispiel schilderte Wilfried Hahn einen Totschlag unter NSDAP-Mitgliedern, der sich nachts am Ortseingang im Juli 1932 ereignet hat und der vertuscht werden sollte. Insbesondere die Schüler waren von den Berichten Hahns bewegt: "Wir haben über das Internet bereits viel erfahren und erarbeitet, doch so eine persönliche Schilderung verdeutlicht das Geschehen hier vor Ort", sagte Delia Heidrich, Oberstufenschülerin am Wiehler Gymnasium.
 
[Überreste der Außenmauern der NS-Schule oberhalb des Waldbröler Friedhofs. Sie verläuft parallel zur "Friedensmauer".]

Viele Schauplätze der nationalsozialistischen Vergangenheit im Oberbergischen hat die Natur zurückerobert. So befindet sich oberhalb der Friedensmauer in Waldbröl ein großräumiges Gelände, auf dem einst eine "Adolf-Hitler-Schule" errichtet werden sollte. Die Überreste der Außenmauern lassen erahnen, innerhalb welcher Monumentalarchitektur bis zu 480 Schüler im 24-Stunden-Betrieb gedrillt werden sollten. Die Friedensmauer oberhalb Waldbröls schließt an das geplante Schulgelände der NS-Zeit an und mahnt heute mit markanten Schriftzug "Nie wieder Krieg".  Außerdem besuchte man die Gedenkstätte für jüdische Opfer in Nümbrecht. 
 
[Der mahnende Schriftzug wird mit Hilfe von Schulprojekten regelmäßig aufgefrischt.]

Aufgrund der laut Veranstalter durchweg positiven Resonanz auf die geführte Bustour zu Schauplätzen der nationalsozialistischen Vergangenheit im Oberbergischen Kreis, plant das KI weitere Exkursionen dieser Art. Informationen dazu gibt es auf www.obk.de/ki  und bei der Ansprechpartnerin des KI, Dorothea Wirtz, Telefon 022 61/88 12 42 und per E-Mail dorothea.wirtz@obk.de. 
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