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Wochen der Entscheidung

bv; 18. Apr 2018, 13:52 Uhr
Archivbild --- Aud die Künste von Trainer Denis Bahtijarevic als Taktiker und Motivator wird es in den verbleibenden fünf Saisonspielen für den VfL Gummersbach ankommen.
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Wochen der Entscheidung

bv; 18. Apr 2018, 13:52 Uhr
Gummersbach - Auf den VfL Gummersbach warten entscheidende Spiele – Kommende Saison Mental-Trainer gegen die Sperre im Kopf - RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Sie sind derzeit arg gebeutelt, die Handballer von Bundesligist VfL Gummersbach. Sportlich natürlich, denn der Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz beträgt nach dem Hüttenberger Überraschungserfolg in Melsungen nur noch zwei Punkte - und das bessere Torverhältnis als "Hilfspunkt". Verletzungstechnisch aber auch, denn der Ausfall von Simon Ernst wiegt schwer, weil er bereits in den wenigen Wochen, die er nach seinem ersten Kreuzbandriss mitwirkte, zeigte, dass er die Mannschaft mitzureißen imstande ist. Dass auch Florian Baumgärtner nicht im Vollbesitz seiner Kräfte ist, Josef Pujol nach dem Dienstagstraining leicht angeschlagen war und auch andere Akteure sich mit Wehwehchen herumplagen, verschlimmert die Lage. Fünf Spiele sind jetzt noch zu absolvieren, und große Verantwortung lastet natürlich auf Trainer Denis Bahtijarevic, der gerade einen neuen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat und sich der schwierigen Situation der Mannschaft und des Vereins bewusst ist. „Das ist natürlich eine Herausforderung für uns alle, aber wir sind optimistisch, dass wir sie bestehen.“


Es ist nicht Wortgeklingel - Bahtijarevic ist trotz schmerzhafter Niederlagen und spürbarer Verunsicherung in seinem Ensemble tief überzeugt, dass die Seinen die geradezu existenzielle sportliche Prüfung über dem Strich beenden werden. Denn nur noch darauf kommt es an: Das Abstiegsgespenst muss so schnell wie möglich aus der Kreisstadt verschwinden - möglichst ohne Rückfahrkarte. Der Klassenerhalt hat Vorrang vor weiteren, notwendigen VfL-internen Gesprächen. Die müssen geführt werden, denn es gab in der Vergangenheit auch Fehler, etwa in der Kaderzusammenstellung. Nach dem Ernst-Ausfall ist offensichtlich, dass dem VfL auf dem Spielfeld ein sogenannter Mentalitätsspieler fehlt, der in schwierigen Situationen den Kopf oben behält und den Unterschied ausmacht.



Wert legt der VfL-Coach im sportlichen Bereich darauf, dass man in den verbleibenden Spielen in etlichen Bereichen besser wird. „Unsere 2. Welle ist nicht effektiv genug, wir müssen einfach geduldiger im gebundenen Spiel bleiben und nicht versuchen, viele Situationen im 1-gegen-1-Spiel zu lösen“, hat Bahtijarevic erkannt. Er sei froh, dass jetzt Marko Matic nach seiner Verletzung wieder einsatzbereit sei, das eröffne gerade in der Abwehr neue Möglichkeiten. Aber Bahtijarevic ist nicht nur als Trainer, sondern auch als Psychologe gefragt. „70 bis 80 Prozent eines Spiels ist Mentalität, oft entscheidet sich daran, wer als Sieger oder Verlierer vom Feld geht.“ Und der VfL-Coach führt als Beweis seiner These ein Beispiel an.

In der ersten Halbzeit gegen Stuttgart hätten seine Spieler 20 Minuten gut, aber zehn Minuten schwach gespielt. In die Halbzeit seien die Aktiven stark verärgert über sich selbst in die Kabine gekommen und hätten diesen Ärger in der zweiten Hälfte nicht verdrängen oder in positive Energie umsetzen können. „Das ist wie eine Sperre im Kopf“, sieht Bahtijarevic einen Grund für die Niederlage. Konsequenz wird sein, dass der VfL in der kommenden Spielzeit wohl auch einen Mental-Coach bekommt, der den Spielern Möglichkeiten aufzeigt, wie man während der 60 Bundesligaminuten mit Negativerlebnissen umgeht und sie in Stärke verwandelt. Zuvor aber sind bei allen Beteiligten 100 Prozent Hingabe und Fokussierung gefragt, um den Klassenerhalt einzutüten.
  
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