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Ein Sieg für das Nervenkostüm

pn; 18. Mar 2018, 17:30 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Die Anspannung der letzten Wochen brüllt Kapitän Simon Ernst hier heraus.
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Ein Sieg für das Nervenkostüm

pn; 18. Mar 2018, 17:30 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach verschafft sich durch den Überraschungscoup gegen Leipzig Luft im Abstiegskampf - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm


Strahlender Sonnenschein empfing den VfL-Anhang beim Verlassen der Schwalbe-Arena. Doch nicht nur das herrliche Wetter dürfte den oberbergischen Handballfans ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben, auch der Auftritt der Bahtijarevic-Equipe gegen Leipzig sorgte beim zuletzt hart geprüften VfL-Tross für eine enthusiastische Entladung. Wie wichtig der Erfolg über die Sachsen ist, zeigt aber auch ein Blick auf das Ergebnis im Abstiegskracher zwischen Stuttgart und Hüttenberg, die sich Remis trennten. Vier Punkte beträgt der Vorsprung der Oberberger derzeit auf die ungeliebten Abstiegsränge.


VfL Gummersbach – SC DHfK Leipzig29:24 (15:8).


[Ein starkes Comeback feierte Stanislav Zhukov. Gerade einmal neun Versuche benötigte er für seine sieben Treffer und sorgte für zuletzt vermisste Torgefahr.]

Verkehrte Welt hieß es bereits zu Beginn der Partie. Während Gummersbach mit der Hypothek der letzten Pleiten aus Berlin und Mannheim im Hinterkopf umgehen musste, hätte man von Leipzig nach zwei Siegen eigentlich gesteigertes Selbstvertrauen erwarten dürfen. Doch davon war auf beiden Seiten wenig zu spüren. Während den Gästen im ersten Durchgang kein einziges Tor aus dem Rückraum gelang, hangelten sich die Blau-Weißen von einer gelungenen Aktion in die nächste, so dass die VfL-Brust stetig breiter wurde. Den Anfang machte Alexander Becker mit zwei sehenswerten Steals.


Sicherheit gab zudem Carsten Lichtlein, der hellwach agierte und Leipzigs Schützen im ersten Durchgang reihenweise verzweifeln ließ. Lediglich gegen Außen Lucas Krzikalla fand der Nationalkeeper kein Patentrezept. Gestützt auf drei schnelle Paraden leitete Simon Ernst ein gepflegtes Umschaltspiel ein, dass Preuss, Schröter und Zhukov zur 3:0-Führung (3.) verwerteten. Zwar brachte Krzikalla sein Team nun ebenfalls auf das Scoreboard, doch der VfL hatte nach dem Blitzstart bereits Blut geleckt, schließlich hatten die Ostdeutschen zuletzt immer wieder Anlaufschwierigkeiten im ersten Durchgang. Hiervon besonders befallen zeigte sich Andreas Rojewski. Der Halbrechte war mit seinen Fahrkarten und technischen Fehlern einer der Garanten für den oberbergischen Zwischensprint zum 7:3 (10.).


[Marvin Sommer und Geburtstagskind Bernd Erlinghagen hatten nach der Partie gut lachen.]

DHfK-Trainer Michael Biegler hatte genug gesehen und beorderte sein Team zu einer ersten Auszeit, seine Worte verhallten allerdings eher ungehört. Lichtlein vernagelte weiterhin seinen Kasten, während sich die Gastgeber offensiv nur ganz wenige Fehler leisteten. Entnervt nahm Biegler nach dem 11:4 (19.) durch Josef Pujol bereits seine zweite grüne Karte. Doch egal was der frühere Frauennationaltrainer auch an taktischen Vorgaben machte, Gummersbach hatte trotz kleinerer Fehler von Florian Baumgärtner stets die bessere Antwort parat. Über 13:6 (26.) setzte Marvin Sommer nervenstark per Siebenmeter mit dem 15:8 den Schusspunkt unter eine famose erste Hälfte, die Lust auf mehr machte. Vor allem die aggressive VfL-Defensive schmeckte den zeternden Gästen überhaupt nicht.


[Carsten Lichtlein glänzte vor der Pause mit neun Paraden, hatte nach dem Seitenwechsel aber kein glückliches Händchen mehr.]

Nach dem Wiederanpfiff der beiden umsichtigen Schiedsrichter wurden die Karten allerdings neu gemischt. Offensiv steigerte sich Leipzig enorm, zumal Gregor Remke auch endlich den Knoten aus der zweiten Reihe löste. Über 19:12 (36.) lieferten sich beide Teams zunächst einen offenen Schlagabtausch, ehe die bis dahin sehr geringe Fehlerquote der Hausherren einen exorbitanten Sprung nach oben machte. Einem Stürmerfoul von Simon Ernst, folgten Fehlwürfe und ein schwerer Abspielfehler von Baumgärtner. Beim 20:15 (43.) versuchte Batijarevic zwar noch gegenzusteuern, seine Spieler wirkten in dieser Phase aber zunehmend verunsicherter. Nachdem Remke zum 21:19 (48.) per Gegenstoß einnetzte, schien das große Zittern zu beginnen.


[Der starke Moritz Preuss machte in der Schlussphase den Deckel auf die Partie.]

Bedanken konnte sich Gummersbach nun bei zwei Spielern. Zum einen zeigte der mittlerweile eingewechselte VfL-Keeper Mathias Puhle einige starke Reflexe, zum anderen beging Leipzigs Nationalspieler Max Janke zwei folgenschwere technische Fehler. Der überragend Moritz Preuss wusste sich zu bedanken und verwandelte schlafwandlerisch zum 25:21 (52.) ins durch den siebten Feldspieler verwaiste DHfK-Gehäuse. In der Schlussphase versuchten es die Gäste noch mit einer Manndeckung gegen Zhukov, diese ging nach einer weiteren Puhle-Parade sowie weiteren Toren von Preuss aber im frenetischen Jubel des VfL-Anhangs unter.


Bereits am Donnerstag geht es für die Oberberger weiter. In Lemgo hat das Team von Denis Bathijarevic die Gelegenheit den nächsten Schritt zum Klassenerhalt zu machen.

[Während Trainervulkan Michael Biegler phasenweise an seinen Spielern verzweifelte und immer ruhiger wurde, peitschte Denis Bathijarevic sein Team zum Sieg.]

Gummersbach: Moritz Preuss, Stanislav Zhukov (je 7), Marvin Sommer (6/2), Simon Ernst (4), Florian Baumgärtner, Tobias Schröter (je 2), Josef Pujol (1).


Leipzig: Lucas Krzikalla (6), Alen Milosevoc (4), Lukas Binder, Max Janke, Gregor Remke (je 3), Tobias Rivesjoe (2), Benjamin Meschke, Niclas Pieczkowski, Milos Putera (je 1).


Siebenmeter
2/2 – 0/2 (Sommer sicher – Weber an den Pfosten, Krzikalla daneben).


Strafen
6:6 Minuten (Ernst, Sommer, Zhukov – Rojewski, Roscheck, Milosevic).


Schiedsrichter
Christoph Immel / Ronald Klein

Zuschauer
3750.


Ergebnisse und Tabelle

  
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