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VfL: Etliche Spieler müssen gehen

bv; 18. Jan 2018, 06:00 Uhr
Archivbild: Michael Kleinjung --- Josef Puyol wird seine Zelte ab dem kommenden Sommer woanders aufschlagen müssen.
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VfL: Etliche Spieler müssen gehen

bv; 18. Jan 2018, 06:00 Uhr
Gummersbach - Sportdirektor Schindler fordert künftig Charakter und Identifikation - Heftiges Stühlerücken im Sommer - Baumgärtner fällt erneut lange aus - RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und die AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

Alle Augen der Handballinteressierten richten sich derzeit auf die Europameisterschaft in Kroatien, wo die deutschen Handballer auf der Mission Titelverteidigung sind. Währenddessen wird in Gummersbach (und natürlich auch bei den weiteren Erstligisten) hart gearbeitet. Zum einen natürlich im sportlichen Bereich, wo Trainer Denis Bahtijarevic seit rund zehn Tagen daran feilt, die VfL-Spieler zunächst auf ein höheres konditionelles Niveau zu hieven. Doch nutzt der Coach die spielfreie Zeit, um auch im taktischen Bereich dem Team seinen Stempel aufzudrücken. Schließlich ist die Pause die erste Gelegenheit für Bahtijarevic, seine Spielidee etwas grundlegender darzulegen.

Zu einer Vorbereitung gehören allerdings auch Testspiele, in denen die verschiedensten Abwehr- und Angriffsvarianten unter realen Bedingungen getestet werden können. Deshalb startet der VfL am kommenden Freitag auch mit einer echten Herausforderung in die Testspiel-Wochen. In Leipzig trifft man auf den Bundesliga-Konkurrenten SC DHfK. Zwei Tage später nimmt man am „Peugeot-Cup“ in Dessau teil, bei dem man in der Vorrunde auf den schwedischen Vertreter Lugi Lund und den SC Magdeburg trifft.  Am Freitag, 26. Januar, kreuzt man in Witten mit GWD Minden die Klingen, ehe am Donnerstag, 1. Februar, die HSG Wetzlar in Olpe der Gegner ist.

In die Vorbereitung eingestiegen ist im Übrigen auch der wiedergenesene Tobias Schröter sowie der lange schmerzlich vermisste Nationalspieler Simon Ernst, der nach seinem Kreuzbandriss im Februar in der Liga sein Comeback gibt. Allerdings dürfte Linkshänder Florian Baumgärtner (Bild) erneut lange fehlen. Seine Schienbeinverletzung, die ihn bereits zum Ende des vergangenen Jahres zu einer Pause zwang, ist wieder aufgebrochen. Zahlreiche Untersuchungen sollen in den kommenden Tagen zeigen, was jetzt zu tun ist und wie lange Baumgärtner ausfällt. Die Testspiele wird er jedenfalls auf keinen Fall mitmachen können. Das vergrößert natürlich die Sorgen im rechten Rückraum, denn ob Max Hermann nach seiner Schulterverletzung überhaupt wieder Leistungshandball wird bestreiten können, steht in den Sternen.


Doch es fließt nicht nur in der Halle der Schweiß. Im Hintergrund zieht Sportdirektor Christoph Schindler die Fäden und hat klare Vorstellungen über einen runderneuerten VfL Gummersbach ab dem Sommer 2018. Schindler sieht dabei den Realitäten ins Auge - und scheut wohl auch nicht vor unbequemen Entscheidungen zurück. Klar ist, dass sich der VfL auf absehbare Zeit keine Top-Stars leisten kann. Das weiß der blau-weiße Sportdirektor. Deshalb hat er andere Ziele auf seiner Agenda. Wenn schon keine Stars, dann aber Spieler mit Charakter und Einstellung, bei denen man die Identifikation mit Gummersbach spürt und die sich für die Fans in der SCHWALBE arena förmlich zerreißen. Wer diesem Ideal nicht absolut genügt oder wo man andere sportliche Pläne hat, dürfte ab dem Sommer das VfL-Trikot nicht mehr überstreifen. 

Bei den bislang feststehenden Neuverpflichtungen sollen die Schindler‘schen Vorgaben Gesetz sein. „Zunächst einmal wird niemand hier mehr verpflichtet, von denen wir uns nicht intensiv ein Bild gemacht haben - und zwar nicht nur sportlich“, sagt Schindler. Deshalb saß er 2017 in Wien in der Wohnung einer Familie, um sich zu informieren und mit dem vor einigen Wochen verpflichteten Linkshänder Ivan Martinovic mehrere Gespräche zu führen. Schindler war begeistert: „Ivan hatte Angebote von vielen europäischen Vereinen, aber er wollte unbedingt zum VfL. Er brennt darauf, für uns aufzulaufen. Das sind die Jungs, die wir brauchen.“

Einfacher war es bei Drago Vukovic, mit dem Schindler (Bild) selbst zusammengespielt hat. Der 34-jährige kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück. Für Schindler ein Glücksfall. „Drago hat gerade für unsere jungen Spieler Vorbildcharakter und eine exzellente Berufsauffassung“, sagt der VfL-Sportdirektor. Vukovic soll den VfL in den kommenden beiden Jahren sportlich führen und dafür sorgen, dass man sportlich – und damit auch tabellarisch – einen Sprung nach vorne macht.

Wo neue Spieler kommen - so etwa der iranische Nationalspieler Pouya Norouzi (siehe Bericht) -, sind auch Abgänge die Konsequenz. Mit Namen will Schindler nicht herausrücken, doch pfeifen es inzwischen die Spatzen von den Gummersbacher Dächern, dass im Sommer mehrere Verträge nicht verlängert werden. Bei zwei neuen Mittelleuten dürfte es Josef Puyol erwischen, der ebenso wie Marko Matic nicht überzeugen konnte. Auch Rechtsaußen Florian von Gruchalla wird sich wohl einen neuen Verein suchen müssen. Erwin Feuchtmann hat zwar noch einen Vertrag bis 2019, doch dürfte ihm der VfL keine Steine in den Weg legen, wenn sich der Chilene nach einem neuen Verein umschaut.

Noch nicht sicher ist nach OA-Informationen die handballerische Zukunft von Torhüter Matthias Puhle, Linksaußen Max Jaeger und Kreisläufer Marcel Timm. Insbesondere bei Timm zweifelt man inzwischen beim VfL, ob er - dem seine Fürsprecher hervorragende sportliche Voraussetzungen attestieren - seine Disziplin-Probleme in den Griff bekommt. In den vergangenen Wochen war er vereinsintern gesperrt worden.


  
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