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Weihnachtlicher Offenbarungseid

Red; 26. Dec 2017, 21:25 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Die Handballer des VfL Gummersbach konnten ihren Fans kein verspätetes Weihnachtsgeschenk überreichen.
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Weihnachtlicher Offenbarungseid

Red; 26. Dec 2017, 21:25 Uhr
Gummersbach – Auch ein überragender Carsten Lichtlein kann eine völlig harmlose VfL-Offensive nicht kaschieren - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach. (AKTUALISIERT)
Von Peter Notbohm


Der VfL Gummersbach beschließt das Handballjahr 2017 mit einem desolaten Auftritt gegen die MT Melsungen und geht damit mit der fünften Niederlage in Folge in die anstehende Europameisterschaftspause. Tabellarisch tut den Oberbergern die Niederlage allerdings nicht weh. Lediglich der HC Erlangen könnte bei einem Erfolg am Mittwochabend über Leipzig an den Kreisstädtern auf Platz 13 vorbeiziehen.


VfL Gummersbach – MT Melsungen 17:25 (8:13).


[Denis Bathijarevic musste phasenweise seine Spieler beruhigen, konnte dem VfL-Spiel mit seinen Wechseln aber auch keine Impulse vermitteln.]

Die Wirkung des Trainerwechsels von Dirk Beuchler zu Denis Bahtijarevic sowie die kleine Siegesserie mit dem Überraschungscoup über den THW Kiel scheint endgültig verpufft zu sein. Zwar verloren die Oberberger am heutigen Nachmittag ihr letztes Heimspiel des Jahres 'nur' mit acht Toren, hatten dies allerdings vor allem Nationaltorhüter Carsten Lichtlein zu verdanken, der mit seinen 15 teils spektakulären Paraden den offensiven Offenbarungseid seiner Vorderleute aber auch nicht kaschieren konnte. Symptomatisch für die Hilflosigkeit des VfL eine Szene aus den Schlussminuten. Gummersbach fing zwar einen Ball ab, verweigerte aber gleich mehrfach den Wurf auf das leere Melsunger Gehäuse, bis MT-Keeper Johan Sjöstrand doch wieder zwischen seinen Pfosten stand. 


Dabei präsentierte sich der hochgezüchtete Luxuskader der Gäste in der Schwalbe-Arena keineswegs als unschlagbares Topteam, sondern lief mit insgesamt 25 Fehlwürfen und 12 technischen Fehlern ebenfalls den eigenen Ansprüchen weit hinterher.. Die Roth-Equipe agierte von Anfang an eher behäbig und nur selten attraktiv. Ganz anders die VfL-Handballer in den Anfangsminuten, die sich zunächst noch lauffreudig zeigten und den Gegner über Schnelligkeit zu Fehlern zwingen wollten. Doch während die Gäste selbst bei passivem Vorwarnzeichen nervenstark ihr Pensum herunterspielten, verzweifelten die Hausherren schnell an ihren eigenen Nerven. Beim 0:4 (8.) hatten die Blau-Weißen bereits beste Chancen liegen lassen, die negative Krönung lieferte Florian von Gruchalla mit einem Siebenmeter über das Tor.


[Carsten Lichtlein präsentierte sich in überragender Form und war der einzige Lichtblick aus oberbergischer Sicht.]

Immerhin erlöste Marvin Sommer das Gummersbacher Nervenkostüm in der neunten Minute und war neben Lichtlein auch in den folgenden Minuten trotz eines verworfenen Siebenmeters noch auffälligster VfL-Akteur. Zum Gummersbacher Weihnachts-Grinch mutierte aber ausgerechnet Julius Kühn. Der Shooter zeigte sich bei seiner Rückkehr in die Schwalbe-Arena humorlos und war kaum zu stoppen. Bis zum 6:8 (17.) blieben die Gastgeber auf Schlagdistanz und hatten nach einer Zeitstrafe gegen Timm Schneider sogar die Möglichkeit, weiter zu verkürzen. Mehr als ein Stürmerfoul des schwachen Moritz Preuss sowie ein völlig ideenloser Stemmwurf von Stanislav Zhukov aus dem Stand sprang in der nummerischen Überzahl aber nicht heraus.


Das Offensivspiel glich weitestgehend einem Zufallsprodukt, die stämmige MT-Defensive wurde kaum in Bewegung gebracht. Stattdessen gaben sich technische Fehler und Fehlwürfe die Klinke in die Hand. Einzig Carsten Lichlein war es zu verdanken, dass Melsungen über 7:11 (22.) zur Pause leidglich auf 8:13 enteilt war. Hoffnung keimte dagegen nach dem Seitenwechsel auf. Die ersten beiden VfL-Angriffen wirkten deutlich strukturierter. Zudem holten die beiden Unparteiischen nun das Gummersbacher Publikum mit ins Boot. Das Berliner Gespann Thöne/Zupanovic übersah ein Foulspiel von Julius Kühn an Marvin Sommer im Gegenstoß und wertete zudem kurze Zeit später einen Zweikampf zwischen Sommer und Philipp Müller für den Melsungener.


[Gegen Julius Kühns Geschosse in den Winkel fand die VfL-Defensive erst sehr spät eine Lösung.]

Die VfL-Fans quittierten dies mit minutenlangen Pfiffen. Vom ohrenbetäubenden Lärm angestachelt verkürzten die Hausherren vom 9:14 (31.) zum 12:15 (37.) durch Moritz Preuss, der sich kraftvoll gegen Philipp Müller durchtankte und damit zudem eine Zeitstrafe zog. Damit hatte Gummersbach sein Pulver aber auch schon wieder verschossen. Denn je leiser die Halle wurde, umso ängstlicher wirkte das Offensivspiel des VfL nun wieder. Melsungen erhöhte erneut zum 12:17 (40.) und profitierte auch in der Folge weiter von der Ideenlosigkeit der Hausherren, die mehrfach Stürmerfouls und Schrittfehler produzierten.


Carsten Lichtlein bügelte zwar noch einige Fehler aus, nach dem 14:19 (45.) ebbte der Gummersbacher Kampfgeist aber endgültig ab. Die technischen Unzulänglichkeiten häuften sich massiv, so dass Melsungen über 15:21 (50.) mit einigen leichten Gegenstößen zum 15:25 (56.) davonzog. Die letzten beiden VfL-Treffer waren nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein eines ganz schwachen Bundesligaspiels. Auf Denis Bahtijarevic, der heute erneut völlig auf Erwin Feuchtmann verzichtete, wartet während der Europameisterschaft in Kroatien viel Arbeit. Hoffnungsträger im Abstiegskampf ist Simon Ernst, der zum Trainingsbeginn im Januar wieder zum Ball greifen wird. Ob die Rückkehr des künftigen Berliners allerdings zum Allheilmittel taugt, wird erst der Februar zeigen können.


Gummersbach: Stanislav Zhukov (5), Marvin Sommer (4), Florian Baumgärtner (3), Florian von Gruchalla (2), Moritz Preuss, Eirik Köpp, Josef Pujol (je 1).


Melsungen: Michael Allendorf (8/3), Julius Kühn (6), Arnoldus Haenen (3), Tobias Reichmann, Timm Schneider (je 2), Lasse Mikkelsen, Felix Danner, Philipp Müller, Mario Maric (je 1).


Siebenmeter: 0/3 – 3/3 (von Gruchalla über das Tor und an den Pfosten, Sommer scheitert an Sjöstrand – Allendorf souverän)


Strafen: 4:8 Minuten (Zhukov, Becker – Schneider, Müller, Müller, Danner)


Zuschauer: 4132 (ausverkauft).

[Dieser Zweikampf um den Ball zwischen Marvin Sommer und Philipp Müller sorgte für Zündstoff in der Schwalbe-Arena.]

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