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Die Bienen und der Sex

uh; 25. Mar 2017, 21:03 Uhr
Bilder: Martin Hütt.
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Die Bienen und der Sex

uh; 25. Mar 2017, 21:03 Uhr
Marienheide - Jürgen Becker, einer der bekanntesten Kabarettisten in Deutschland, präsentierte im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule seinen hintergründig ironischen Vortrag „Volksbegehren – Die Kulturgeschichte der Fortpflanzung“.
600 Jahre Marienheide, dazu gratulierte Jürgen Becker zu Beginn seines Live-Programms, ebenso zum 20. Geburtstag von „Kulturrausch“ der Marienheider Ereignis und Erlebnisinitiative, auf deren Einladung er zum vierten Mal in Marienheide gastierte. Fortpflanzung folgt – und wie er fast oberschullehrerhaft das Thema anging, denken 60 Prozent der Männer an Sex und 40 Prozent an Fußball. Er regt an, die Sache doch mal mit Humor zu sehen. An diesem Abend will er die Kultur des Sex beleuchten.  




[Werner Rosenthal von Kulturrausch Marienheide.]

Am Anfang war die Zelle, die sich geteilt hat. Die Blattläuse pflanzen sich fort durch Parthenogenese, durch eingeschlechtliche Fortpflanzung, also ohne durch einen männlichen Artgenossen befruchtet zu werden. Becker bringt es auf den Punkt. Blattläuse haben es leicht:  Wenn ihnen nach Fortpflanzung zumute ist, gebären die Lausmädels, ohne Zutun eines Lausbuben, bis zu zehn Töchter am Tag. Sie müssen nicht fragen: Zu mir oder zu die?“ Sie fragen: Zu mir oder zu mir?“ So einfach kann das Leben sein. Doch etwas muss ja dran sein am Sex. Becker wechselt von der Biologie zur Theologie. Immerhin ist Jesus ohne Sex entstanden, seine Geschwister sind normal gezeugt worden. Schnecken vermehren sich auch ohne Partner und bei den Bienen ist nur die Königin in der Lage sich fortzupflanzen.    

Jedenfalls hat sich der Austausch von Körperflüssigkeiten zwecks Fortpflanzung bei 99 Prozent der Tierarten durchgesetzt. Geschlechtliche Fortpflanzung findet man gar bei Obstbäumen, Topfpflanzen, Ziersträuchern und in Blumenrabatten, wenn darin Herren- und Damenkegelclubs des Nachts bei ihren feucht-lustvollen Ausflügen übereinander herfallen. Wir sind Tiere und werden es immer bleiben. Daran erinnert uns der Sex, weshalb er so beunruhigend, aufwühlend, elektrisierend, schockierend, bedrohlich und doch so angenehm ist.  

So wundern wir uns über das Tierhafte unserer Körper und empfinden sie als gelegentlich als peinlich, abstoßend und vulgär. Wir schämen uns ihrer, es sei denn, wir sind im Internet. Das dreiteilige Modell der Psyche nach Sigmund Freud beschrieb Becker an diesem Abend aus der Sicht eines Kölners. Dat „Mich“, dat „Dat“ und dat „Övver Mich“, wobei dat „Övver Mich“ dat ist, wat der Nachbar über mich sagt, und dat „Övver Mich“ unterdrückt dat „Dat“.   

„Sie waren ein nettes Publikum, also wenn sie noch mal hier sind, dann sagen sie Bescheid, dann komm ich auch“, verabschiedete sich Jürgen Becker zum Schluss des kabarettistischen Abends von den rund 400 Besuchern im restlos ausverkauften PZ in Marienheide. Wie bei den Vorstellungen von Jürgen Becker üblich, gab es auch an diesem Abend anschließend Kölsch für alle.  
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