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VfL-Krise verschärft sich nach Heimklatsche

db; 22. Mar 2017, 21:17 Uhr
Bilder: Alexander Arnold --- Verzweifelt: Kévynn Nyokas.
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VfL-Krise verschärft sich nach Heimklatsche

db; 22. Mar 2017, 21:17 Uhr
Gummersbach - Melsungen entführt verdient die Punkte aus der SCHWALBE arena - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum', AggerEnergie und die Sparkasse Gummersbach-Bergneustadt präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Ein paar Pfiffe, ganz wenig aufmunternder Applaus, überwiegend betretendes Schweigen und dazwischen die wenigen mitgereisten Auswärtsfans, die den verdienten Erfolg ihres MT Melsungen feierten. Die Krise des VfL Gummersbach hat sich nach dem desolaten Heimauftritt am heutigen Abend weiter verschärft. Die Mannschaft von Emir Kurtagic rannte über weite Strecken der Partie einem Rückstand hinterher, der zum Schluss eine deutliche Heimklatsche wurde.

Dabei konnte man der Mannschaft aus der Kreisstadt nicht vorwerfen, es nicht gewollt zu haben. Viel zu viele Fehler erstickten jedoch jeglichen Versuch einer Aufholjagd im Keim. Derweil fühlen sich die Gäste in der SCHWALBE arena wohl und gewannen zum vierten Mal hintereinander im Wohnzimmer des VfL, für den jetzt harte Wochen anstehen. Die nächsten drei Partien muss die Mannschaft auswärts bestreiten bei Magdeburg, den Rhein-Neckar Löwen und Leipzig.

VfL Gummersbach – MT Melsungen 23:30 (12:16).

In der Anfangsphase hielten beide Mannschaften nicht viel von Abwehrarbeit und auch beide Torhüter waren noch nicht so richtig im Spiel. Bis zum 4:4 durch Evgeni Pevnov tauschten beide Mannschaften munter die Treffer aus. Melsungens Nenad Vuckovic hatte mit dem schnellen 0:1 eröffnet. Mit dem 4:5 per Siebenmeter durch Michael Allendorf nahmen die Gäste das Heft in die Hand und führten durch zwei weitere Treffer durch Phillipp Müller und Michael Allendorf schließlich mit 5:8. Pevnov hatte zwischenzeitlich für den VfL getroffen und Kurtagic die erste Auszeit genommen.


Maximilian Jaeger warf beim Spielstand von 7:10 über das MT-Tor, zog aber in der Rückwärtsbewegung clever das Foul und verhinderte so das nächste Gegentor. Stattdessen Kévynn Nyokas per Aufsetzer zum 8:10. Eine Überzahl nach Zeitstrafe gegen Julius Kühn nutzte Allendorf per Heber über den inzwischen mittlerweile im Tor stehenden Matthias Puhle. Kurtagic wechselte weiter durch, um endlich Zugriff zum Spiel zu bekommen.

Eine doppelte Unterzahl für 30 Sekunden überstand der VfL schadlos. Puhle musste vom Feld, nachdem er sich beherzt in einen Nachwurf von Arnoldus Haenen geworfen hatte. Inzwischen stand es 8:12 für die Gäste. Danach schien der VfL endlich besser in die Partie zu kommen und kämpfte sich nach einem Tor von Alexander Becker auf 11:12 heran. Melsungens Trainer Michael Roth rief seine Jungs daraufhin zur Auszeit zusammen. Nach einer Parade von Carsten Lichtlein, der jetzt endlich warm schien, hatte der VfL die Chance auf den Ausgleich in Überzahl.

Stattdessen sorgten in den letzten Spielminuten viele unnötige technische Fehler und Fehlwürfe im Angriff dafür, dass Melsungen mit 12:16-Führung in die Halbzeit gehen konnte. Die VfL-Akteure schienen entnervt. Nyokas holte sich auf der Bank sitzend eine Zeitstrafe ab, nachdem er sich lautstark über eine Siebenmeterentscheidung beklagt hatte.


[Vor dem Spiel wurde das "4 Clubs Tournament" ausgelost, das im August in Gummersbach stattfindet.] 

Der zweite Durchgang lässt sich im Grunde genau nach dem gleichen Muster beschreiben: Immer, wenn der VfL scheinbar endlich den Anschluss zu finden schien, versagten die Nerven. Die Gummersbacher spielten heute die gesamte Klaviatur der möglichen Fehler im Handballsport. Bezeichnend die Szene, als Andreas Schröder beim Spielstand von 20:24 völlig frei durch auf drei Tore hätte verkürzen können, stattdessen aber mit Wucht nur die Latte traf.

Die Gäste aus Melsungen spielten nicht überragend, nutzen aber, was der VfL ihnen anbot. Fünf Minuten vor Schluss ging es dann völlig dahin und Melsungen zog endgültig davon. Erste vereinzelte Pfiffe der Zuschauer gingen durch die SCHWALBE arena. Ansonsten herrschte weitestgehend Schweigen, während die kleine Delegation aus Nordhessen dem völlig verdienten Auswärtssieg entgegenfeierte. Drei Minuten vor der Schlusssirene beim Spielstand von 22:28 machten sich viele VfL-Fans bereits enttäuscht auf den Heimweg. Sie wussten: Es stehen schwere Zeiten an.

Stimmen

Emir Kurtagic (Trainer VfL): Glückwunsch zu einem verdienten Sieg an Melsungen. Heute konnten wir unsere Leistung nicht abrufen, die notwendig gewesen wäre. Aus welchen Gründen auch immer. Ich denke, dass es eine Kopfsache ist. Wir haben uns selbst da rein manövriert und müssen da jetzt wieder rauskommen. Wir haben in der Abwehr nicht mit letzter Konsequenz gespielt. In solchen Spielen kannst du nicht ohne Kontakt mit dem Gegner spielen. Das müssen wir schnell ändern. Wir müssen zurück zum ABC des Handballs kommen. Wir müssen mehr laufen und alles in die Waagschale werfen, wenn wir bestehen wollen. Es geht jetzt nur noch ums Überleben.   

Michael Roth (Trainer MTM): Das war ein verdienter Sieg. Wir haben heute ein sehr gutes Spiel gemacht. Die Mannschaft ist sehr gut aufgetreten. Wir waren sehr gut eingestellt gegen den VfL. Wir haben nach langer Zeit mal wieder 30 Tore erzielt, das lag daran, dass wir endlich wieder gut trainieren konnten. Den VfL hat irgendwann der Mut verlassen. Wir hatten auch ein paar schwache Phasen, aber es war insgesamt eine sehr gute Mannschaftsleistung. Es gibt Orte, da fühlt man sich einfach wohl: auf Mallorca und in Gummersbach.

Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): Es gibt nicht viel zu sagen. Wir hatten uns viel vorgenommen, wollten mit Tempo spielen und aggressiv in der Abwehr stehen, aber das hat nicht funktioniert. Die Situation um diesen Verein ist jedem bewusst. Es geht jetzt nur noch darum, dass auch in der kommenden Saison Bundesliga-Handball in dieser Halle zu sehen sein wird. Emir wird Akzente im Training setzen müssen. In den nächsten beiden Spielen sind wir der Außenseiter.

VfL Gummersbach
Carsten Lichtlein
Matthias Puhle
Simon Ernst
Julius Kühn
Christoph Schindler (2)
Julius Kühn (4/1)
Evgeni Pevnov (6)
Alexander Becker (2)
Tobias Schroeter
Sebastian Schöneseiffen
Florian von Gruchalla (1/1)
Andreas Schröder (2)
Maximilian Jaeger
Florian Baumgärtner (1)
Kévynn Nyokas (5)
Robert Barten
Kevin Schmidt

MT Melsungen
Johan Sjöstrand
Svetislav Verkic
Nenad Vuckovic (2)
Philipp Müller
Michael Allendorf (7/2)
Michael Müller (5)
Arnoldus Haenen (3)
Johannes Golla (1)
Patrik Fahlgren (2)
Dener Jaanimaa (2)
Jeffrey Boomhouwer (3)
Felix Danner
Momir Rnic (1)
Timm Schneider
Rene Viladsen
Dimtri Ignatow

Zuschauer:
3.392

Schiedsrichter:
Hanspeter Brodbeck/Simon Reich

Siebenmeter:
2/2 – 2/4 (VfL perfekt - Allendorf scheitert zwei mal)

Strafen:
10:12 Minuten (Nyokas (2), Puhle, Kühn, Schindler – Golla, Danner, Philipp Müller, Michael Müller (2), Michael Allendorf)

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