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'Ich mache meine Leidenschaft zum Beruf'

pn; 4. Mar 2017, 16:30 Uhr
Bild: Archiv ---- Jamal Naji freut sich auf seinen neuen Job in Dormagen.
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'Ich mache meine Leidenschaft zum Beruf'

pn; 4. Mar 2017, 16:30 Uhr
Gummersbach - Jamal Naji verlässt den VfL Gummersbach im Sommer nach zweieinhalb Jahren - OA sprach mit dem künftigen Dormagener Akademieleiter über seine Zeit in Gummersbach sowie die anstehenden Aufgaben.


Von Peter Notbohm


OA: Herr Naji, nach zweieinhalb Jahren verlassen sie den VfL Gummersbach. Warum wechseln Sie zum Konkurrenten aus Dormagen?


Naji: Es ist kein Geheimnis, dass Dormagen schon mehrfach bei mir angefragt hat. Es lag immer an meinen Lebensumständen, dass es nicht geklappt hat. Jetzt haben sie einen hauptamtlichen Jugendkoordinator und Trainer für die A-Jugend gesucht. Der VfL war immer im Bilde. Das war stets ein offener und ehrlicher Umgang. Das Gesamtkonzept in Dormagen hat mich überzeugt, schließlich ist das ein großer Schritt für mich. Ich mache meine Leidenschaft zum Beruf und denke, dass es der richtige Schritt ist. Das war aber absolut keine Entscheidung gegen den VfL Gummersbach. Wir haben hier ein tolles Trainerteam, das mit der sportlichen Leitung um Maik Pallach immer gut harmoniert. Daher fällt es mir auch sehr schwer, den VfL zu verlassen. Ich habe viele tolle Menschen kennen lernen dürfen und bin der festen Überzeugung, dass einige meiner Jungs den Sprung in die Bundesliga schaffen können.


OA: Als der VfL einen Akademieleiter suchte und Sie in der Verlosung gewesen wären, hätten Sie diese Angebot schon damals angenommen?


Naji: Das kann ich gar nicht richtig beantworten. Wahrscheinlich damals noch nicht, weil ich in meinem privaten Umfeld noch nicht bereit für eine solche Aufgabe war. Ich war in meinem Beruf noch dabei, Strukturen zu verstehen und zu erlernen. Das hätte ich damals abbrechen müssen. Aber abgesehen davon hat der VfL Gummersbach mit Maik Pallach auch den optimalen Mann für diese Aufgabe gefunden.


OA: Sie sehen ihre berufliche Karriere also ähnlich wie Maik Pallach in diesem Bereich?


Naji: Genau. Ich habe lange überlegt, ob ich mein aktuelles tolles Arbeitsumfeld aufgeben will. Mir wurde stets viel Verständnis von meinem Arbeitgeber für den Handball entgegen gebracht. Ich habe auch mit ihm sehr offen über dieses Thema gesprochen und freue mich, dass er mir keine Steine in den Weg legt. Wenn man morgens aufsteht und weiß, dass man für seine absolute Leidenschaft arbeiten kann, ist das einfach ein tolles Gefühl.



OA: Wie werden sich Ihre Aufgaben in Dormagen von denen in Gummersbach unterscheiden?


Naji: Das werden sehr gravierende Unterschiede. In Dormagen werde ich eine leitende Position haben. Ich muss das große Ganze im Kopf haben. Alle Teams sind mir unterstellt, dazu das Scouting und die gesamte sportliche Ausrichtung sowie das Schaffen von Strukturen. Der Posten des Nachwuchskoordinators ist keine Stelle, die man nebenher machen kann.


OA: Gibt es in Dormagen Punkte, die anders gelöst werden als in Gummersbach?


Naji: Das gilt es herauszufinden. Dormagen verfügt über ähnliche Strukturen wie der VfL Gummersbach. Sie verfügen über eine ähnliche Trainerqualität. Damit steht und fällt alles in der Jugendarbeit. Ich will diesen Status Quo erhalten und wenn möglich sogar noch verbessern.


OA: Das sind ambitionierte Ziele...


Naji: Es ist dasselbe Ziel, das auch der VfL Gummersbach hat. Der TSV Bayer Dormagen ist über die Landesgrenzen für seine sehr gute Nachwuchsarbeit bekannt. Wir wollen es schaffen, dass unsere Talente den Anschluss an die erste Mannschaft schaffen und mit diesen Talenten auch mittelfristig wieder Zweitliganiveau erreichen. Wenn die Jungs dann sogar den Sprung in die erste Liga schaffen, haben wir alles richtig gemacht.


OA: Woran liegt es, dass die Durchlässigkeit in die erste Mannschaft in Dormagen im Vergleich zum VfL Gummersbach soviel höher ist?


Naji: Das kann ich nicht beurteilen. Der VfL Gummersbach hat seine Philosophie aber auch in den letzten Jahren in dieser Hinsicht geändert. Es ist schwieriger einen A-Jugendspieler sofort in die erste Liga zu integrieren, als in die zweite oder dritte Liga. Der Sprung ist einfach noch einmal größer, obwohl die Jungs in Dormagen und Gummersbach in der Jugend alle etwa auf einem Niveau sind. Hier hat der VfL zuletzt mit Denis Bahtjarevic und der Drittligamannschaft aber einen großen Sprung nach vorne gemacht. Ich gehe auch davon aus, dass es in meinem aktuellen Jahrgang zwei bis drei interessante Spieler gibt, denen ich den Sprung nach ganz oben zutraue.


OA: Was kann man beim VfL denn noch verbessern?


Naji: In den letzten vier Jahren hat sich hier sehr viel getan. Es ist alles sehr strukturiert geworden. Einer der wichtigsten Punkte war, dass eine Hauptamtlichkeit im Trainerbereich mit David Höfeld als Athletiktrainer geschaffen wurde. Er macht einen überragenden Job und arbeitet sehr langfristig mit den Jungs. Dazu kommt die gute Hotelanbindung und die tolle Halle. Zusätzlich herrscht eine sehr gute Trainingssteuerung in allen Jugendteams. Da hat sich der VfL Gummersbach ein tolles Programm gekauft.


OA: Wie bewerten Sie ihre eigene Arbeit in Gummersbach?


Naji: Das sollen andere tun. Das Feedback meiner Spieler ist worum es geht. Das war mir immer wichtig. Alles andere sollen andere beurteilen. Ich mache meiner Arbeit auch nicht an Titeln fest, sondern an der Entwicklung der Mannschaft.
  
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