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Puhle erledigt Magdeburg fast im Alleingang

bv; 24. Sep 2016, 22:40 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung --- Tausendsassa Matthias Puhle eingerahmt von zwei Linkshändern - Rechtsaußen Tobias Schröter (li.) und Rückraumspieler Mark Bult.
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Puhle erledigt Magdeburg fast im Alleingang

bv; 24. Sep 2016, 22:40 Uhr
Gummersbach - VfL-Keeper mit sensationeller Leistung - Nyokas fällt lange aus - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Bernd Vorländer

VfL Gummersbach – SC Magdeburg 30:27 (17:16).

Der VfL Gummersbach hat den Auftakt in die neue Bundesliga-Saison vergoldet und aus einem guten einen sehr guten Saisonstart mit 8:2 Punkten gemacht. Dadurch mischt man weiterhin an der Tabellenspitze mit und hat beste Aussichten, im nächsten Spiel bei Aufsteiger Erlangen die Erfolgsbilanz weiter auszubauen. Gegen den SC Magdeburg gab es viel Licht, am Ende aber auch ein wenig Schatten. Dass schließlich das Licht die Oberhand behielt, lag auch an einer sensationellen Torwartleistung von Matthias Puhle, der mit den konsternierten Magdeburger Angreifern das bekannte Hase-und-Igel-Spiel zelebrierte. Zwar markierten die Gäste nach dem Wechsel noch den zwischenzeitlichen 17:17-Ausgleich. Im Anschluss war Schluss mit Lustig. Wo die SCM-Angreifer auch hinwarfen, Puhle war schon da. Puhles Qualitäten als „exquisit“ zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. "Ich kann mich nicht erinnern, schon mal eine solche Torwartleistung gesehen zu haben", zollte auch VfL-Trainer Emir Kurtagic dem Tausendsassa im Tor großen Respekt.


[Simon Ernst zeigt zunehmend Führungsstärke in der jungen VfL-Mannschaft.]

Dabei begann die erste Hälfte recht zähflüssig. Die Abwehrreihen hatten auf beiden Seiten nicht ihren besten Tag erwischt und ihre Aufgabe nicht wirklich ernst genommen – so profitierte in den ersten dreißig Minuten im Duell  der beiden Altmeister aus Magdeburg und Gummersbach die jeweilige Angriffsreihe von den Fehlern des Gegners. Es war ein enges Ringen, in dem sich mal der eine, mal der andere absetzen konnte. Der VfL benötigte rund zehn Minuten, um sich an den SCM zu gewöhnen. Die Gäste legten anfangs vor und Simon Ernst war es, der sein Team mit drei Treffern in Folge im Spiel hielt. 6:6 hieß es nach einer Viertelstunde und um jeden Meter wurde gefightet. In der Folge fehlte in beiden Deckungsreihen die Zuordnung. Bei den Kreisstädtern wurde jetzt Julius Kühn stärker, der nach drei Fahrkarten zu Beginn treffsicherer wurde und für die benötigten Tore aus dem Rückraum sorgte.


Mehrere Magdeburger Fehler im Angriff sorgten dafür, dass der VfL mit 9:7 und 10:8 in Front ging, doch der SCM schaffte beim 12:12 (24.) und 14:14 (27.) den Ausgleich. Die Gemüter erhitzten sich auf den Rängen, als VfL-Rechtsaußen Florian von Gruchalla von Fabian van Olphen im Gegenstoß gestoppt wurde und die Unparteiischen auf Stürmerfoul entschieden. Diese Sichtweise hatten sie ziemlich alleine, denn der Magdeburger war in den Laufweg des VfL-Spielers gerannt und stand keineswegs – so wie es die Regel vorschreibt. Allerdings, in der restlichen Spielzeit zeigten die Referees eine tadellose Vorstellung.


[Linksaußen Kevin Schmidt zeigte eine grundsolide Leistung und war viermal erfolgreich.]

Jedenfalls ließen sich die VfL’er nicht verunsichern und Kapitän Christoph Schindler blieb es vorbehalten, vier Sekunden vor dem Halbzeitpfiff die Führung zu besorgen. Zuvor hatte Matthias Puhle – eigentlich zu spät - seinen Kollegen Carsten Lichtlein im VfL-Kasten ersetzt, der kaum eine Hand an den Ball bekam.

Durch die Puhle-Festspiele nach dem Wechsel setzte sich der VfL auf 27:17 ab. 17 Minuten lang verbarrikadierte "the man of the match" seinen Kasten, Magdeburg lebte nur noch von Zufallsaktionen. Zwei Auszeiten von SCM-Coach Bennet Wiegert brachten keine Besserung, denn dem Magdeburger Rückraum fehlte jede Durchschlagskraft. Doch elf Minuten vor dem Ende stellte der VfL plötzlich das Handballspielen ein. Jetzt wurde VfL-Coach Emir Kurtagic zunehmend unruhig auf der Bank, doch seine Spieler konnten den Hebel nicht mehr umlegen. Die letzten zehn Minuten gingen mit 3:10 an den Gast, der VfL vergab eine komfortable Führung – schade für das Torverhältnis. Und auch das Kreisläuferspiel war eher schwach. Pevnov und Becker vergaben klarste Gelegenheiten.



Doch die positiven Aspekte überwiegen nach der Partie. Eine ausgezeichnete Leistung bot beim VfL neben Puhle auch Simon Ernst. Der Nationalspieler wird für das Angriffsspiel immer wichtiger, markiert die einfachen Tore, verfügt über den nötigen Biss und das Näschen für erfolgsversprechende Situationen. Und als Mannschaft funktioniert der VfL Gummersbach sehr gut. Schwächephasen einzelner Spieler werden im Kollektiv aufgefangen. Das lässt für die kommenden Wochen weiter hoffen. VfL-Geschäftsführer Frank Flatten war ob des Sieges vor rund 3.500 Zuschauer sehr zufrieden. "Das war ein Big Point und ein Tag, auf den wir immer gewartet haben. Wir sind auf einem sehr guten Weg."  Emir Kurtagic war "sehr stolz" auf seine Mannschaft, die gegen die Magdeburger Deckung immer wieder Lücken gefunden habe. "Man hat uns den Spaß angemerkt." Zum Spaßen war Gäste-Coach Bennet Wiegert - in Gummersbach aufgrund seiner aktiven Zeit ein alter Bekannter -  nun wirklich nicht zumute. Natürlich sei die Niederlage verdient, bekannte Wiegert. "Nach der Halbzeit sind wir zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Das ist absolut unerklärlich."


[Andreas Schröder leistete in der Deckung Schwerstarbeit und kam zu drei Toren.]

Am Ende eines bemerkenswerten Abends in der SCHWALBE arena musste Flatten allerdings noch Wasser in den Sieges-Wein schütten, denn VfL-Neuzugang Kevynn Nyokas droht eine monatelange Pause. Der Linkshänder hat eine Knieverletzung erlitten. Dem Vernehmen nach wird Nyokas zeitnah an der Patellasehne operiert. "Das ist für uns wirtschaftlich wie sportlich schwierig und für Kevynn ein Schlag ins Gesicht", meinte Flatten.  

VfL Gummersbach

Carsten Lichtlein (1.-28.)
Matthias Puhle (29.-60.)

Simon Ernst (8)
Julius Kühn (5)
Kevin Schmidt (4)
Andreas Schröder (3)
Tobias Schröter (3)
Mark Bult (2)
Florian von Gruchalla (2)
Christoph Schindler (2)
Evgeni Pevnov (1)
  
SC Magdeburg

Robert Weber (9/2)
Matthias Musche (5)
Yves Grafenhorst (4)
Michael Damgaard (4)
Nemanja Zelenovic (2)
Finn Lemke (2)
Mads Christiansen (1)

Zuschauer: 3.580

Schiedsrichter: Christian Moles/Lutz Pittner

Siebenmeter: 1/2 – 0/2 (von Gruchalla scheitert an Green)

Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Ernst, Schmidt, von Gruchalla, Schröder – Musa, Bezjak, Damgaard, Lemke)

Beste Spieler: Puhle, Ernst, Schmidt - Weber


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