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Glanzlose Leistung zum vergoldeten Saisonstart

pn; 15. Sep 2016, 00:33 Uhr
Bilder: Michael Kleinjung ---- Kampf war Trumpf gegen Coburg. Hier testen der starke Andreas Schröder und Grits Lilienfelds ihre Trikots auf die Haltbarkeit.
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Glanzlose Leistung zum vergoldeten Saisonstart

pn; 15. Sep 2016, 00:33 Uhr
Gummersbach - Der VfL Gummersbach feiert einen 31:27-Arbeitssieg über Aufsteiger Coburg - 'RPP - Ambulantes Therapie- und Reha-Zentrum' und AggerEnergie präsentieren die Berichterstattung über den VfL Gummersbach.
Von Peter Notbohm

Der VfL Gummersbach grüßt weiterhin vom dritten Tabellenplatz. Auch der Aufsteiger aus Coburg, der nun auf dem zwölften Platz rangiert, konnte die Siegesserie der Oberberger nicht durchbrechen, diese aber zumindest ein wenig ärgern. Letztlich zählen aber die zwei Punkte, wie Trainer Emir Kurtagic nach Spielschluss zutreffend resümierte. „Vor zwei Jahren oder auch letzte Saison hätten wir so eine Partie noch verloren oder Remis gespielt. Jetzt gewinnen wir diese Spiele. Da ist mir dann auch egal, ob mit einem oder zehn Toren“, entgegnete der Handballlehrer auf Nachfrage, ob er sich gegen einen biederen Gegner nicht lieber einen etwas ruhigeren Abend gewünscht hätte.

VfL Gummersbach – HSC 2000 Coburg 31:27 (16:13).

[Evgeni Pevnov knüpfte nahtlos an den guten Auftritt in der LANXESS Arena vom Sonntag an.] 

Im Sport spricht man nur allzu gern vom Momentum. Dieses hatte heute ausgerechnet Geburtstagskind Daniel Mestrum auf seiner Seite. Der Linksaußen machte nicht nur sein erstes Bundesligaspiel für den VfL Gummersbach, sondern sorgte mit seinem ersten Bundesligator auch dafür, dass eben jenes Momentum wieder zu Gunsten der Hausherren kippte. Denn der biedere, dafür aber äußerst frech aufspielende Aufsteiger aus Coburg war nach der Pause drauf und dran eine vermeintlich einseitige Partie zu kippen.

Dabei hatte alles so wunderbar aus oberbergischer Sicht begonnen. Julius Kühn hatte seine Farben mit einem Rückraumkracher sofort mit 1:0 (1.) in Führung gebracht und trotz kleinerer Mängel im Aufbauspiel hatte Gummersbach von Anfang an das Heft des Handelns in der Hand. Beim 6:4 (11.) zauberten Christoph Schindler und Kevin Schmidt bereits einen traumhaften Kempatrick aufs Parkett und die Hausherren legten bis zum 12:6 (21.) durch erneut Kühn kraftvoll nach. Coburg tat sich gegen eine konzentrierte VfL-Defensive äußerst schwer, versuchte es mit langen Kreuzbewegungen, kam dabei aber häufig nur in schlechte Wurfsituationen. Vor allem HSC-Goalgetter Romas Kirveliavicius erwischte mit zwei Toren aus sieben Versuchen einen rabenschwarzen Abend.



Doch damit schienen die VfL-Profis mit der Begegnung im Kopf schon ein wenig abgeschlossen zu haben. Die Deckung offenbarte nun immer wieder Schwächen und auch in der Offensive taten sich die Gastgeber bis zur Pause nun deutlich schwerer. Sehenswerte Treffer wie das 13:7 durch Kevynn Nyokas, der den gesamten Abwehrblock mühelos übersprang, blieben fortan die Ausnahme. Vielmehr spielte Coburg immer frecher auf, kam nun verstärkt ins Gegenstoßspiel und ließ sich auch von zwei Zeitstrafen sowie der frühen roten Karte gegen Kirveliavivius nicht aus dem Konzept bringen.

[Kévynn Nyokas zeigte sich erneut sprunggewaltig.]

Denn spätestens beim 17:16 (35.)  durch Steffen Coßbau roch der Underdog Lunte. Als dann kurze Zeit später auch noch Simon Ernst den Überblick verlor und Florian Billek zum 18:18-Ausgleich (37.) einlud, wurden erste Erinnerungen an manch verlorenen Punkt der vergangenen Saison wach. Doch die Partie sollte nicht kippen. Zunächst erzielte Florian von Gruchalla die erneute Führung, ehe das bereits erwähnte Tor von Daniel Mestrum sowie eine Siebenmeterparade Carsten Lichtleins die Schwalbe ARENA zum Beben brachte. Wirklich über den Berg war der VfL damit allerdings noch nicht. Beim 23:22 durch Adnan Harandic durfte der Aufsteiger ein letztes Mal an der Sensation schnuppern, bevor Evgeni Pevnov und Andreas Schröder die Tür hierzu beim 27:22 (49.) endgültig zuschlugen.

„Die Schlussphase haben die Jungs souverän über die Zeit gebracht“, wollte Kurtagic seinem Team nach Abpfiff keine Vorwürfe machen. Zwar sei noch viel Luft nach obenvorhanden, doch angesichts des engen Terminplans zum Saisonstart freute er sich vielmehr über die neue Tiefe im Kader. Bestes  Beispiel hierfür Andreas Schröder, der sich Sonntag in Köln offensiv noch manchen Lapsus leistete, gegen Coburg nun aber einer der Aktivposten war. „Wir werden jetzt schauen müssen, dass wir uns bis Samstag ein wenig erholen können, denn in Melsungen müssen wir uns steigern“, weiß er, dass die hochgehandelten Hessen nach drei Auftaktniederlagen mit dem Rücken zur Wand stehen und definitiv besser sind, als es Tabellenplatz 17 derzeit aussagt. Aber vielleicht bleibt das Momentum ja auch einfach auf Seiten des VfL Gummersbach.
[Florian von Gruchalla  wusste im Gegenstoß und vom Siebenmeterstrich zu gefallen.]

Stimmen


Jan Gorr (Trainer Coburg): Wir sind ganz ordentlich in die Partie gekommen und haben zunächst gut gedeckt. Das hat allerdings nicht lange gehalten. Gummersbach kam mit viel Dampf im Angriff und hat uns teilweise sogar überlaufen. In dieser Phase hat uns die Power gefehlt und in manchen Aktionen waren wir auch etwas zu naiv. Wir haben aber nie aufgesteckt, und nach dem Wechsel haben wir sehr gute Lösungen gefunden gegen einen sehr starken Gegner. Wir haben uns nicht in unser Schicksal ergeben, und mit etwas mehr Konsequenz im Abschluss wäre sogar noch ein knapperes Ergebnis möglich gewesen.“

Emir Kurtagic (Trainer VfL): „Ich bin sehr zufrieden.Wir haben unsere Aufgabe, zwei Punkte zu holen, erledigt. Es war in meinen Augen ein etwas komisches Spiel. Wir haben zu Beginn sehr einfache Tore erzielt. Gegen Ende der ersten Hälfte haben wir Coburg dann aber durch zwei, drei einfache Fehler wieder ins Spiel gebracht. Es war das erwartet schwere Spiel und das hat man auch nach dem Wechsel gesehen. Und da hat uns etwas die Konsequenz in der Deckung gefehlt, aber wir sind nicht nervös geworden und das zeichnet meine Mannschaft aus. Immer wieder springen andere Spieler in die Bresche, wenn es nötig ist. Heute zum Beispiel Puhle und Schröder. Vor zwei Jahren hätten wir ein solches Spiel wahrscheinlich noch verloren. Kompliment also an meine Jungs.“

[VfL-Trainer Emir Kurtagic freut sich über den perfekten Saisonstart mit drei Siegen.]

Steffen Ramer (Geschäftsführer Coburg): "Wir haben uns gefreut, heute bei einem solchen Traditionsverein vor einer schönen Kulisse zu spielen. Ich möchte auch bei unseren Fans bedanken, die sich hierher auf den Weg gemacht haben. Ich denke, wir haben uns gut verkauft und konnten wichtige Erfahrungen sammeln.“


Frank Flatten (Geschäftsführer VfL): "Wir haben gegen einen sehr ambitionierten Aufsteiger gespielt, der nie aufgesteckt hat. Vielleicht hätten wir in der Deckung etwas konsequenter zur Sache gehen können. Aber Kompliment an Emir und die Jungs. Sie haben die Ruhe bewahrt und einen perfekten Saisonstart hingelegt. Vielen Dank an die Zuschauer, die trotz der hohen Temperaturen in die Arena gekommen sind. Jetzt freuen wir uns auf die folgenden Aufgaben.“

Statistik
  
VfL Gummersbach: Florian von Gruchalla (7/4), Evgeni Pevnov (6), Andreas Schröder (5), Kevynn Nyokas (4), Julius Kühn, Kevin Schmidt (je 3), Mark Bult, Daniel Mestrum, Simon Ernst (je 1).

HSC Coburg: Steffen Coßbau (6/3), Stefan Lex, Florian Billek (je 5), Dominic Kelm (3), Nico Büdel, Adnan Harmandic, Romas Kirveliavicius (je 2), Till Riehn, Sebastian Weber (je 1).

Zeitstrafen:
10:12 Minuten (2x Ernst, Pevnov, Schmidt, Schröder – 3x Kirveliavicius (Rot), Hagelin, Kelm, Weber)

Siebenmeter
4/4 – 3/5 (von Gruchalla souverän – Coßbau scheitert an Lichtlein, Büdel wirft übers Tor)

Schiedsrichter
Fabian vom Dorff / Christian vom Dorff

Zuschauer
2740
  

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